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Elefantengipfel in Botswana
WWF fordert Bekämpfung von Elfenbein-Schmuggel

In Afrika werde so viel gewildert wie seit Jahrzehnten nicht mehr, sagt Volker Homes vom WWF. Der Gipfel zum Schutz des Afrikanischen Elefanten in Botswana sollte Maßnahmen gegen den Schmuggel mit Elfenbein beschließen.

Volker Homes im Gespräch mit Jule Reimer |
    Jule Reimer: Bilder von Elefanten prägen Naturschutzberichte aus Afrika und Asien. Lange waren sie als Art bedroht, Naturschutzgebiete wurden eingerichtet und dann folgten aber Berichte über wütende Dorfbewohner, weil die so geschützten Tiere sich wieder vermehrt hatten und bestellte Felder zerstörten. Doch das Bild scheint, sich wieder zu wandeln. Jedenfalls beraten derzeit in Botswana Regierungsexperten auf einer Konferenz über das Schicksal der Tiere.
    Am Telefon bin ich verbunden mit Volker Homes vom WWF. Herr Homes, Ihre Organisation sitzt dort nicht mit am Tisch, aber Sie engagieren sich für den Schutz der Elefanten. Warum jetzt dieser Elefantengipfel?
    Volker Homes: Guten Tag, Frau Reimer. – Das, was wir beobachten, ist ein Phänomen, was vielleicht seit fünf Jahren wirklich grassiert, und wir haben es mit der stärksten Wildereikrise der letzten Jahrzehnte, vielleicht aber auch sogar überhaupt zu tun. Das, was Sie geschildert haben, dass die Elefantenbestände wieder zunehmen, das galt vielleicht mal und es galt nur punktuell, nämlich im südlichen Afrika, in Ländern wie Botswana selbst, wo der Gipfel stattfindet. Aber ohne Zweifel ist es so, dass Westafrika seine Elefanten fast vollständig verloren hat, und im Moment ist Zentralafrika dabei, wirklich in einer nicht gekannten Weise die Elefanten zu verlieren. Die Elefanten werden gewildert, es geht vor allem um Elfenbein, es geht nicht um den Elefanten selbst, sondern es geht um Elfenbein, und das wird verkauft. Es ist eine Art Mafia, es sind Syndikate, die daran verdienen, das ist ein großer Stil, wie die Elefanten dort niedergemäht, muss man sagen, werden.
    "Elfenbein gilt als Statussymbol"
    Reimer: Da spielt also offenbar eine gestiegene Nachfrage eine Rolle. Wohin wird denn dann das Elfenbein verkauft und woher kommt es, dass diese Nachfrage offenbar gewachsen ist?
    Homes: Der Hauptgrund ist tatsächlich in Asien zu suchen. Dort boomen die Märkte, das wissen wir natürlich seit Jahren und Jahrzehnten, dass die Wirtschaft dort wächst. Da sind es Länder wie vor allem China, oder auch Thailand, die das Elfenbein zunehmend nachfragen, und das hat natürlich zu tun mit der Globalisierung, mit dem Wirtschaftswachstum. Elfenbein gilt als Statussymbol. Und das ist auch die Unkenntnis vieler Menschen in der Region, die sagen, die Stoßzähne, die fallen den Elefanten einfach so aus, wie Milchzähne sozusagen. Das ist natürlich totaler Quatsch. Die Elefanten werden auf blutige Weise mit Maschinengewehren niedergemäht und das muss wirklich ein Ende haben. Deswegen begrüßt der WWF, dass dieser Elefantengipfel jetzt stattfindet.
    Reimer: Für welche Produkte wird Elfenbein eingesetzt?
    Homes: Das ist vor allem ein Statussymbol, ein Geschenk zwischen Regierungsbeamten oder zwischen Leitern in der Wirtschaft.
    Reimer: Ein Stoßzahn mal eben?
    Homes: Ja, genau. Ein Stoßzahn, oder vor allem gibt es dort sehr viele Kunstprodukte oder Schnitzereien, die man daraus herstellt. Der Wert ist immens. Das geschnitzte Elfenbein ist sehr wertvoll und das gilt wirklich als Statussymbol. Das muss ein Ende haben, die Nachfrage muss bekämpft werden.
    Homes: Illegaler Handel mit Elfenbein muss bekämpft werden
    Reimer: Das heißt, was muss getan werden?
    Homes: Am wichtigsten ist es, einerseits die Elefanten in den Regionen zu schützen, und das wird nicht einfach sein. Der WWF ist in vielen Bereichen dort tätig, an der Ausbildung von Rangern beispielsweise, aber auch verschiedene deutsche Ministerien sind dort unterwegs und geben Gelder beispielsweise. Dann geht es aber über den illegalen Handelsweg bis zur illegalen Nachfrage in Asien, und auch die muss vor allem bekämpft werden.
    Reimer: Das heißt, der Schmuggel muss überwacht werden?
    Homes: Der Schmuggel muss bekämpft werden. Da kennt man auch einige Länder wie Kenia und Tansania. Dort hat sich der Handel hin verlagert. Dann fallen andere Länder wie Malaysia auf oder auch Hongkong. Und dann geht es in die Absatzmärkte in Asien, und auch da muss die chinesische Regierung stärker durchgreifen, stärkere Strafen verhängen.
    Reimer: Was wünschen Sie sich jetzt erst mal an kurzfristigen Maßnahmen?
    Homes: Dazu gehört wirklich die ganze Bandbreite, vom Schutz der Elefanten in den Regionen, Bereitstellung von Geldern beispielsweise für gerade die Region Zentralafrika, Gabun, Kamerun beispielsweise, wo es noch Elefanten gibt, bis hin zur Bekämpfung des Schmuggels und der Nachfrage. Das sollte dort beschlossen werden, und vor allem geht es dann um die Umsetzung.
    Reimer: Zum Elefantenschutzgipfel in Botswana war das Volker Homes von der Naturschutzorganisation WWF. Vielen Dank für das Gespräch.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.