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Elektroauto-Messe
Neue Konzepte auf der eCarTec

In Deutschland versucht die Elektroauto-Branche immer noch richtig Fuß zu fassen. Wie es um den Markt bestellt ist, sieht man jedes Jahr auf der eCarTec, einer Fachmesse für Elektromobilität.

Von Susanne Lettenbauer |
    Ein orangefarbenes Elektro-Auto mit der Aufschrift "Tesla" ist an eine Ladestation angeschlossen.
    Wie ein Stachel im Fleisch der Autoindustrie: die Elektroautos von Tesla (picture alliance / dpa / Lex Van Lieshout)
    Ein Aufschwung sieht anders aus. Zwei Messehallen, davon eine für die Materialforschung - die ecartec hat bessere Zeiten gesehen, aber nicht unbedingt produktivere. Diese werden in den kommenden zwei bis fünf Jahren erwartet.
    Die Branche ist in der Normalität angekommen. Statt kreativer Bastler mit futuristischen Mini-Elektroautos bestimmen große Firmen wie Mercedes, VW oder Tesla das Ausstellerbild.
    Ausgestellte Rennboliden zeigen, dass Elektroautos auch im Rennbereich angekommen sind, auf der neuen Formel E, erstmals im September in New York unterwegs. Weltweit rollen mittlerweile 400.000 Elektroautos über die Straßen, im vergangenen Jahr waren es noch 200.000. Für 2015 wird mit einer weiteren Verdopplung der Zahlen gerechnet.
    Für Firmen wie die Hamburger INTIS, ein guter Grund, an eine Marktreife ihres Produktes in zwei Jahren zu rechnen. INTIS bietet induktive Ladeflächen an, mit denen Elektroautos kabellos auf einer Stellfläche wie im Supermarkt, in Tiefgaragen, auf Firmenparkplätzen oder sogar während der Fahrt auf extra Spuren an Autobahnen geladen werden können. Erste ernstzunehmende Projekte laufen in Braunschweig und demnächst in Mannheim Ralf Effenberger, Geschäftsführer:
    "Unsere Systeme sind ausgelegt für eine Ladeleistung von 30 oder 60 kW. Eine Autobatterie wird sich somit innerhalb einer halben Stunde laden lassen, dass man wieder viele Kilometer fahren kann."
    Ab kabellos oder nicht, Problemkind der Branche ist noch immer die Batterie. Zu schwer, zu groß, zu ineffizient. Zwar bietet Tesla mittlerweile Reichweiten von bis zu 500 Kilometern an, für den Einsatz im Langstreckenbereich noch ungenügend. Auch das Angebot an öffentlichen Ladestationen reiche bei Weitem noch nicht aus, flächendeckend in Deutschland unterwegs zu sein, kritisieren die Hersteller.
    Neuheit in diesem Bereich: Künftig soll der Kunde mit einer Identitätskarte seines Energieversorgers an allen öffentlichen Ladestationen in Deutschland bezahlen können – vorausgesetzt, die Versorger sind bereit, die dafür notwendigen Basisdaten untereinander auszutauschen. Die Piratenpartei sieht darin aber wieder einen Eingriff in die Datensicherheit und warnte vor Messestart vor einem weiteren Datenleck für Verbraucher. Das neue Roamingsystem wird vom "Schaufenster Elektromobilität" vorgestellt, eine seit April 2012 bestehende Länderinitiative, die auf Fördermittel des Bundes von 180 Millionen Euro zurückgreifen kann. Bayerisch-sächsische Forschungsverbünde zwischen Technischen Universitäten von München und Dresden werden damit ebenso realisiert wie Kooperationen zwischen Autoherstellern und Entwicklern.
    Erstmals vorgestellt in München, aber noch in den Kinderschuhen: e-carsharing-Projekte. Ähnlich wie drive-now, die bereits einzelne Elektroautos zur Verfügung stellen, will auch BMW mit dem Angebot Alpha-City vor allem an Firmen herantreten. Die eigene Firmenflotte als Elektroautos über ein Leasingmodell – Firmenmitarbeiter sollen so beruflich wie auch privat das e-carsharing nutzen können.
    Messechef Robert Metzger sieht trotz des langsamen Wachstums die Branche auf dem richtigen Weg. 67 Einreichungen von neuen Produkten für den ecartec-Award, diese Zahlen gab es noch nicht einmal 2011.
    "Ja die Branche kommt jetzt in ein reales Wachstum. Das was man vorher gesehen hat, 2011 war ja so ein richtiges Hypejahr, da waren sehr viele, die sich reingeschmissen haben mit halbfertigen Produkten. Am Ende braucht es doch so sieben Jahre, bis man ein Auto neu fertig entwickelt hat. Jetzt sind Leute da, die Geschäfte machen, die das Thema vorantreiben, jetzt kommen die Fahrzeuge auf die Straße."
    Für Verwunderung sorgt aber die Ankündigung von Daimler, sich von seinem rund 600 Millionen Euro schweren Tesla-Anteil zu trennen, die Zusammenarbeit aber fortzusetzen. Für Daimler war die seit 2009 bestehende Tesla-Beteiligung eine Erfolgsgeschichte. Vor allem die Entwicklung der Mercedes-Benz B-Klasse Electric Drive hatte davon profitiert. Der Verkauf des Anteils spült den Stuttgartern nun rund 780 Millionen Dollar (613,5 Mio. Euro) in die Kasse. Die Tesla-Aktie drehte nach der Bekanntgabe nachbörslich ins Minus.