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Elektroautos und vernetztes Cockpit

Elektroautos gehört die Zukunft: Das jedenfalls behauptet die Industrie dieses Jahr auf der Automesse IAA. Dabei fahren derzeit gerade einmal 3.000 batteriebetriebene Fahrzeuge auf deutschen Straßen.

Von Brigitte Scholtes |
    Die IAA ist eine große Show: Glamourös und laut geht es zu, wie hier bei Volkswagen, das seine Elektroautos e-up und den e-Golf vorstellt. Damit geht VW in die Massenfertigung – und holt gegenüber BMW auf, das mit seinem i3 schneller auf dem Markt war. Elektromobilität soll so für die breite Bevölkerung erschwinglich werden – auch im Verbrauch, sagt VW-Entwicklungschef Hans-Georg Neußer über den e-up:

    "Wir haben mit unserem e-up hier – das ist ja ein absolutes Spritsparwunder, der braucht im Prinzip nur 11,7 Kilowattstunden pro 100 Kilometer an Energieverbrauch. Wir sagen, wir können damit 160 Kilometer Reichweite, elektrische Reichweite erzeugen."

    Fast alle Hersteller haben Elektroautos im Angebot, selbst bei Porsche ist man inzwischen auf dem Elektro-Trip – wenn auch nur als Hybrid: Star der IAA könnte der Porsche 918 Spyder werden mit seinem Acht-Zylinder-Verbrennungsmotor, schlappen 900 PS zum Schnäppchenpreis von 700.000 Euro. Auch Mercedes lässt sich nicht lumpen, präsentiert mit der B-Klasse ein Elektrofahrzeug, das aber erst im kommenden Jahr auf den Markt kommen soll. Mit dem Kleinwagen Smart ist Mercedes jedoch schon Vorreiter gewesen.

    Neben der Elektromobilität in verschiedenen Formen spielt auch das Thema Vernetzung eine große Rolle. So präsentierte Mercedes mit der S-Klasse intelligent drive einen Prototyp für den Traum der Autoindustrie: das autonome Fahren. Daimler-Chef Dieter Zetzsche ließ sich mit einer S-Klasse 500 fahrerlos in die Messehalle fahren, ein Auto, das im Sommer schon die erste Testfahrt im wirklichen Verkehrsgeschehen absolviert hatte. Dieter Zetzsche gibt sich begeistert:

    "Wir wollen nicht nur Unfallfolgen verringern, sondern Unfälle ganz verhindern. Jetzt halten wir auch selbstständig vor dem Zebrastreifen. Das führt manchmal zu lustigen Szenen, wenn die Fußgänger unserem Auto mit Handbewegungen signalisieren, es möge doch zuerst fahren. Mit so höflichen Passanten haben unsere Programmierer nicht gerechnet."

    Immerhin ist Mercedes mit der S-Klasse auf gutem Weg. Das Flaggschiff-Modell ist weltweit begehrt, bringt Daimler die höchste Rendite. Der Autobauer bekräftigte jedenfalls heute sein Ziel, im Konzern im laufenden Jahr insgesamt 1,4 Millionen Autos zu verkaufen.

    Optimistisch gibt man sich auch bei der lange krisengeschüttelten Rüsselsheimer Opel AG. Mit dem Ampera ist Opel in der Elektromobilität so weit vorgeprescht, dass es gestern schon eine beträchtliche Preissenkung für das Einstiegsmodell angekündigt hat. Der seit März amtierende Vorstandschef Karl-Thomas Neumann präsentierte zudem sieben Weltpremieren und gab sich stolz:

    "Wir haben eine komplett neue Führungsmannschaft. Wir haben eine neue Unternehmenskultur. Wir feiern unser Comeback im Motorsport und im Fußball-Sponsoring. Und wir investieren Milliarden in neue Produkte und in unser technisches Entwicklungszentrum in Rüsselsheim. Bei Opel herrscht im Moment eine unglaubliche Aufbruchsstimmung."