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Elektronische Musik
Philharmonischer Techno

Beim Strom-Festival treten Techno-Künstler in der Berliner Philharmonie auf, wo sie laut Kurator Stefan Goldmann experimentellere Klänge ausprobieren können. „Techno findet normalerweise im Club statt. Aber viele Ansätze gehen gar nicht in Richtung ‚Tanzmusik‘“, sagte Goldmann im Deutschlandfunk.

Stefan Goldmann im Corsogespräch mit Sascha Ziehn |
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Nicht nur ein Ort für klassische Musik: In der Berliner Philharmonie treten auch Techno-Produzenten auf (dpa picture alliance/ Britta Pedersen)
Wenn es in Deutschland eine Stadt gibt, die für elektronische Musik und Clubkultur steht, dann ist es Berlin. Legendäre Clubs wie der "Tresor" und später die "Love Parade" haben Berlin zu einer der Techno-Hauptstädte der Welt gemacht. Aber nicht jede Art von Techno beziehungsweise elektronischer Musik ist auch für den Club und die Tanzfläche produziert. Schon in den frühen 1990er-Jahren haben sich experimentelle Spielarten herausgebildet, die eher zum Hören als zum Tanzen geeignet waren.
"Dieser Musik wollten wir einen Rahmen bieten", so Stefan Goldmann, der das Strom-Festival in der Berliner Philharmonie kuratiert hat. "Wir wollten Musikern die Möglichkeit geben, das, was sie normalerweise in Clubs oder auf experimentelleren Festivals machen, in einer ganz anderen Hörsituation aufzuführen."
Technik gegen den Strich bürsten
Techno ist für Stefan Goldmann eine Musik, die immer ihre eigenen Produktionsbedingungen thematisiert und auch hinterfragt hat. Denn: Techno sei aus einer Art Zweckentfremdung von Instrumenten heraus entstanden. "Die Pioniere des Techno hatten keinen Zugang zu großen Studios. Sie hatten billige Instrumente, die niemand anderes haben wollte, zum Beispiel Drum-Machines oder Basssynthesizer – also: Begleitinstrumente." Und diese Begleitinstrumente seien aus der Not heraus zu Hauptinstrumenten gemacht worden.
"Das heißt", so Goldmann: "Technik gegen den Strich zu bürsten, ist in der Geburtsstunde von Techno und House schon mit drin." Und genau daraus entstanden dann auch künstlerische Konzepte wie die von Pole und Oval, die mit vermeintlichen Fehlern wie dem Knacken eines kaputten Synthesizerfilters oder dem Klicken defekter CDs gearbeitet haben.
Verschiebung kultureller Parametern
Eine der Künstlerinnen, die an diesem Wochenende beim "Strom"-Festival auftritt, ist Deena Abdelwahed. Sie stellt mit ihrer Musik die spannende Frage: "Wie würde Techno klingen, wenn er nicht in Detroit, sondern im arabischen Raum erfunden worden wäre?" Den Ansatz von Abdelbahed erläutert Stefan Goldmann so: "Wenn man einen Synthesizer kauft, ist der zunächst mal einem Klavier, also einem europäischen Instrument, nachempfunden. Er hat eine Tastatur. Und es hat sehr lange gedauert, bis Musiker aus dem arabischen Raum überhaupt mal ihr Stimmsystem darauf einsetzen konnten. Heute ist das ohne weiteres möglich – und Deena Abdelwahed macht genau das und schafft so in ihrer Musik eine völlig neue Ausgangslage. Das ist das spannende an Techno: Dass in dieser Musik immer mehr unterschiedliche Kulturen reflektiert werden."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.