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Element of Crime
Konsequent gegen den Mainstream

Mit ihrem unaufgeregten, leicht rauen Sound zählt Element of Crime zu den einflussreichsten deutschen Bands. Zurückgelehnt und mit eigenwilligem Groove spielen die Musiker zu Sven Regeners Texten, und die setzen sich im Ohr fest. Auch wenn die Grundstimmung eine melancholische ist.

Am Mikrofon: Jan Tengeler |
    Sven Regener von Element of Crime steht mit der Gitarre am Mikrofon der Großen Bühne in Rudolstadt und singt.
    Spröder Charme: Element of Crime in Rudolstadt (Jörg M. Unger)
    Obwohl Element of Crime seit über 30 Jahren besteht und sich mit ihrer Mischung aus Indie Rock, Blues, Pop und den poetischen Texten längst den Ruf einer Kultband erspielt hat, war sie bei Deutschlands größtem Festival für Folk und Weltmusik - dem Rudolstadtfestival - noch nie zu Gast. Dass die Berliner Band in diesem Jahr tatsächlich dort zu erleben war, hatte mit ihrem Auftritt in der ARD-Fernsehreihe Tatort zu tun. Der spielte nicht irgendwo, sondern in einem Bierzelt in Rudolstadt, allerdings vor leeren Sitzreihen. In der Kritik kam die Tatortfolge zwar nicht besonders gut weg, die Musik von Element of Crime dagegen schon. Die Tageszeitung "Die Welt2 schrieb: "Sven Regener spielt Trompete wie ein besoffener Engel, der den Weg zum Himmel nicht mehr findet."
    Sven Regener in Nahaufnahme
    Meister der Melancholie:Texter und Musiker Sven Regener (Jan Tengeler)
    Die Band Element of Crime begann ihren Weg 1985. Da gründete Gitarrist, Textdichter und Gelegenheitstrompeter Sven Regener die Band in Berlin. Es war die Zeit der aus England kommenden New Wave – Stilistik. In den ersten Jahren sang Regener denn auch englische Texte bis er sich mit dem Erfolgsalbum "Weißes Papier" von 1994 auf das Deutsche besann. Viele weitere Alben folgten, wobei die Band ihrem Stil und ihrer Arbeitsweise bis heute treu geblieben ist. Sven Regener:
    "Wir machen immer erst die Musik und ich muss dann irgendwann den Text machen. Es ist der Normalfall im Rock’n’Roll - man kann gut zusammen Musik machen, aber man kann schlecht zusammen Texte vertonen. Das ist schwierig. Wenn man mit drei bis vier Leuten im Übungsraum ist und dann kommt einer mit einem Text und sagt: "Den vertonen wir jetzt", das funktioniert nicht. Aber man kann musikalische Ideen rein tragen und erst einmal zusammen spielen."
    Den typischen Element of Crime-Charakter erhalten die Stücke danach, wenn sie sich - wie Schlagzeuger Richard Pappik meint - nach langem musikalischen Hin- und Herdehnen letztlich "mit dem Text wie unter einem Brennglas wieder zusammenziehen".
    Lakonisch-freundliche Alltagsbeobachtungen
    Sven Regeners Texte leben von ihrem spröden Charme, den lakonisch-freundlichen Alltagsbeobachtungen, den Weisheiten, die sich nicht immer direkt erschließen. In einem seiner frühen Songs - ‚Weißes Papier’ - singt er nach einer gescheiterten Liebe:
    Am liebsten wär ich ein Astronaut
    Und flöge auf Sterne wo gar nichts vertraut
    Und versaut ist durch eine Berührung von dir
    Ich werd nie mehr so rein und so dumm sein wie weisses Papier
    Sven Regener wählt seine Wörter mit Bedacht, manchmal dauere es Wochen bis er einen passenden Text zu einem bestehenden Song gedichtet habe, meint er. Da scheint dann der Schriftsteller durch. Seit 2001 schreibt Regener Romane, mehrere um die Figur "Herr Lehmann", die sich in hoher Auflage verkauft haben. Doch vergleichbar sei die Arbeit an einem Manuskript nicht mit der Arbeit an einem Songtext.
    "Songtexte schreiben ist eine musikalische Handlung, eigentlich. Natürlich wird dann der Text auch der Sound des Stückes. Wörter selber haben ja auch einen Sound. Aber gleichzeitig ist der Text natürlich auch stark beeinflusst von der Musik. Also, worum kann es in so einer Musik gehen, was für Ideen kommen einem? Was für Wörter wählt man? Musik ist eine große Inspiration für Songtexte."
    Aufnahme vom 7.7.16 beim Rudolstadtfestival
    Neben Sven Regener (git, voc) und Richard Pappik (dr) spielten Jakob Ilja (git), David Young (b) sowie Reiner Theobald (sax).
    Dieses Konzert können Sie online sechs Monate nachhören.