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Elisabeth II. wird 90
Die Queen der Rekorde

63 Thronjahre, 117 bereiste Länder, Zusammenarbeit mit zwölf Premierministern, 68 Ehejahre und Staatsoberhaupt von 16 Ländern. Queen Elisabeth II. feiert heute ihren 90. Geburtstag und wird wohl ihr Versprechen, dass sie einst ihrem Volk gab, halten: Ihm ihr ganzes Leben lang zu dienen.

Von Jens-Peter Marquardt |
    Queen Elizabeth II., aufgenommen am 26.6.2015 vor dem Frankfurter Rathaus während ihres Staatsbesuch in Deutschland
    Queen Elizabeth II., aufgenommen vor dem Frankfurter Rathaus während ihres Staatsbesuch in Deutschland im Juni 2015 (picture-alliance / dpa / Patrick van Katwijk)
    Es war der 16. April 1953. Eine der ersten Aufgaben der gerade gekrönten Elisabeth. Die Taufe der Yacht Britannia auf der Werft in Glasgow. Das Schiff sollte sie 44 Jahre lang durch alle Welt begleiten. An Bord der königlichen Yacht wurde Geschichte geschrieben:
    Casey Rust:
    "Nelson Mandela, Rajiv Gandhi, Winston Churchill, Elizabeth Taylor, Ronald Reagan und viele andere haben hier an Bord diniert"
    sagt Casey Rust mit Blick auf den großen Speisesaal. Casey Rust managt die Touren durch das Innere der Yacht, die heute als Museumsschiff im Hafen von Edinburgh liegt.
    Im State Dining Room sind die Geschenke der Staatsgäste ausgestellt. Zum Beispiel der geschnitzte Hai von den Pitcairn Inseln in Polynesien. Dort ankerte die Yacht im Jahr 1971. Eine Friedenspfeife der Sioux Indianer, Stahltrommeln aus Trinidad, Speere aus Papua Neu Guinea, eine Steinfigur von den Osterinseln.
    "Eine Art weiße Göttin"
    Es ist das Britische Empire, das sich hier im State Dining Room der Yacht Britannia noch einmal in Erinnerung ruft. Ein Empire, in dem einst niemals die Sonne unterging, das aber bereits zerfallen war, als Elisabeth den Thron bestieg. Doch sie habe zumindest das Commonwealth der Ex-Kolonien am Leben gehalten, meint Robert Lacey:
    "Die Queen hat es geschafft, das Commonwealth, das alte Britische Empire, zu etwas Neuem, Ungewöhnlichen und Wunderbaren zu machen. Die Historiker werden das einmal als die große Errungenschaft ihrer Regentschaft bezeichnen. Weder die Franzosen noch die Spanier haben es geschafft, ihre alten Kolonien zu einer Familie von Nationen mit gemeinsamen Werten, Sportveranstaltungen wie den Commonwealth Games und engen wirtschaftlichen Beziehungen zu machen. Wenn die Queen alle vier Jahre zu den Gipfeltreffen des Commonwealth gereist ist, haben sie einige Staats- und Regierungschefs dort als eine Art Weiße Göttin angesehen. Das ist vielleicht politisch nicht korrekt, aber sie mag das."
    So zum Beispiel 2011, als sie den Commonwealth-Gipfel im australischen Perth eröffnete:
    "Unsicherheit und Ungewissheit in Fragen der Finanzmärkte, der Nahrungsmittelversorgung, des Klimawandels, des Handels und der Entwicklung – dieses Commonwealth-Treffen ist für seinen Teil die perfekte Gelegenheit, diese Themen aufzugreifen und Antworten für die heutigen Krisen und Herausforderungen zu finden."
    Staatsoberhaupt von 16 Ländern
    Elisabeth II. ist noch immer Staatsoberhaupt von 16 Ländern, von großen wie Kanada, Australien und Neuseeland bis hin zu kleinen Inselstaaten im Pazifik und in der Karibik. Die Queen hat sie immer wieder gern und häufig bereist, und wenn es ging, am liebsten mit der königlichen Yacht Britannia.
    1997 war Schluss damit. Die Labour Party hatte die Regierung übernommen, dem neuen Premierminister Tony Blair war der Unterhalt der Yacht zu teuer. Die Queen fügte sich schweren Herzens dieser Entscheidung. Sie zeigt selten in der Öffentlichkeit Gefühle, aber als das Schiff am 11. Dezember 1997 außer Dienst gestellt wurde und die Royal Marines Highland Cathedral spielten, musste sie sich eine Träne aus dem Gesicht tupfen:
    Robert Lacey:
    "Der Verlust der königlichen Yacht war ein schrecklich trauriger Moment für sie. Ich glaube, sie hat diese Entscheidung, die Yacht außer Dienst zu stellen, als Preis für die gescheiterte Ehe ihres Sohnes gesehen. Ich persönlich denke, dass es heute immer noch eine königliche Yacht geben würde, wenn die Leute damals nicht so wütend und enttäuscht über die königliche Familie gewesen wären."
    Doch auch ohne Yacht – die Queen blieb die beste Botschafterin des Landes in aller Welt. Ihr Wert als Werbeträgerin für Großbritannien und britische Produkte ist kaum zu überschätzen – und relativiert die Kosten, die der britische Steuerzahler für den königlichen Haushalt aufbringt.