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Europas 39-Meter-Spiegel im Bau
Das 500. Teil für das Teleskop-Puzzle

Die Himmelsaufnahmen des James Webb-Weltraumteleskops sorgen weltweit für Aufsehen. Der Bau des europäischen „Extrem Großen Teleskops“ erfolgt dagegen eher im Verborgenen.

Von Dirk Lorenzen |
Beobachtungsbeginn in frühestens fünf Jahren: Das Extremely Large Telescope mit seinem 39-Meter-Spiegel (Illustration)
Beobachtungsbeginn in frühestens fünf Jahren: Das Extremely Large Telescope mit seinem 39-Meter-Spiegel (Illustration) (ESO)
Das Instrument in Chile wird 39 Meter Spiegeldurchmesser haben – sechsmal so viel wie James Webb. Das ELT, so die Fachbezeichnung, wird das größte Teleskop der Welt sein. Der Spiegel besteht nicht aus einem Stück, sondern aus knapp 800 sechseckigen Segmenten. Kürzlich hat das Unternehmen Schott in Mainz das 500. Teil dieses Teleskop-Puzzles hergestellt. Die Sechsecke bestehen aus der Glaskeramik Zerodur, die sich selbst bei starkem Temperaturwechsel praktisch nicht verformt.
Ein Zerodur-Spiegel verzerrt sich nicht, auch wenn es im Laufe der Nacht immer kälter wird – das Teleskop blickt stets perfekt scharf ins Universum. In den sechziger Jahren haben Schott und das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg diesen Werkstoff entwickelt. Er kommt auch bei optischen Systemen zur Navigation oder Geräten zur Herstellung von Computerchips zum Einsatz.
Noch anderthalb Jahre lang wird Schott die jeweils etwa einen Meter großen Sechsecke für das ELT herstellen. Das Polieren erfolgt bei der Firma Reosc in Frankreich. Danach erfolgt der Transport auf den Cerro Armazones in der Atacama-Wüste im Norden Chiles. Dort wird das gigantische Teleskop-Puzzle zusammengesetzt. Kleine Stempel halten die 800 Teile immer perfekt in Position – für den extrem großen und extrem scharfen Blick in die Tiefen des Alls.