Besonders schlecht kommen die politischen Bemühungen in NRW und den nordostdeutschen Bundesländern weg, besonders gut werden sie zum Beispiel in Hessen und Bayern bewertet. Die unterschiedliche Schulpolitik habe auch Einfluss darauf, was die Eltern von der Schule erwarten, betont Klaus-Peter Schöppner, Autor der Jako-O-Studie:
"Hoher Anspruch in Bayern, möglicherweise geringere Anspruch in anderen Bundesländern wie Berlin und Nordrhein Westfalen. Ganz interessant, dass ein Bundesland, das ja sehr für Bildung affin ist und offensichtlich, sie Pisa, gute Erfolge hat, wie Bayern, dass da die Erwartungshaltung der Eltern eine ganz andere ist.
Da erwarten nur 36 Prozent der Eltern, dass ihr Kind das Abitur machen wird. In anderen, ich nenne sie mal laissez faire Ländern wie Berlin, wie Nordrhein-Westfalen, da sind es fast doppelt so viele."
Länderübergreifend werden die Bildungschancen für Kinder aus allen sozialen Schichten allerdings deutlich besser bewertet als bei der Studie vor sieben Jahren. Damals glaubten 50 Prozent der Eltern, in Deutschland gehe es gerecht zu, jetzt sind es 65 Prozent. Vor allem Migranten und Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau sind dieser Auffassung. Bildung scheint gerade für die sogenannten bildungsfernen Schichten einen höheren Stellenwert bekommen zu haben-
Eltern wünschen sich gute Ganztagsbetreuung
Insgesamt wird Deutschland als kinderfreundlicher beurteilt, als früher, besonders von häufig von Vätern und wiederum von Migranten. Wenn es um Schule geht, gibt es aber nach wie vor ein paar wichtige Hauptthemen, finden diese Eltern aus Berlin:
"Ich würde mir wünschen, dass wir mehr gut ausgebildete Lehrer haben in den Schulen. – Viel Geld für bessere Inklusion, für mehr Räume, kleiner Räume, Teilungsräume, damit man da in kleineren Gruppen unterrichten kann. – Einige Übungen gerade in der Physik laufen zu theoretisch und ich finde, die Schulen sollten sich leiten können, solche Versuche selber durchzuführen. – Ich würde mir wünschen, dass die Angebote im Ganztag noch besser werden. – und Sonderschulpädagogen in den Klassen, damit sie besser im Rahmen der Inklusion arbeiten könne, damit alle gemeinsam das Ziel erreichen, das individuelle Ziel."
Auch in der Jako-O-Studie wünschen sich über 70 Prozent der befragten Eltern für ihr Kind eine qualitativ gute Ganztagsbetreuung. Aber erst knapp 50 Prozent haben ein. Die Inklusion von körperbehinderten und lernbehinderten Schülern wird unproblematisch gesehen, die von verhaltensauffälligen und geistig behinderten Kindern schon weit kritischer. Dass Flüchtlingskinder so schnell wie möglich eine Schule besuchen befürworten fast alle Eltern. Gefordert werden aber mehr entsprechend ausgebildete Lehrer und ein entsprechende Kooperation der Länder, sagt Martina Richter vom Bundeselternrat:
"Die Ausbildung ist sehr unterschiedlich, das heißt letztendlich müssen sie auch in den anderen Ländern abwerben, weil nicht jedes Fach wird in jedem Land ausgebildet, sie sind drauf angewiesen, dass sie aus anderen Ländern abwerben müssen, aber diese bedarfsgerechte Ausbildung ist gar nicht richtig geplant über alle Bundesländer hinweg."
Immer wieder die Frage nach G8 oder G9
Mit den einzelnen Lehrern sind die Eltern zufrieden, gewünscht werden aber inhaltlich andere Schwerpunkte, sagt Klaus-Jürgen Tillmann von der Uni Bielefeld.
"Was besonders stark eingefordert wird ist mehr wirtschaftliches Denken, mehr Ökonomie. Das sagen 50 Prozent. Es gibt auch viele, die sagen es ist zu wenig im Bereich Gesundheit. Was dann aber erstaunlich ist, 40 Prozent sagen, es würde zu wenig literarische Bildung vermittelt. Das trifft insbesondere für den Bereich Hauptschule, Realschule, Gesamtschule zu."
Ob das Abitur nach der Grundschule nun nach acht oder neun Jahren erreicht werden soll, ist kein Thema mehr unter den Eltern- Die meisten Bundesländer sind wieder zum alten G9 System zurückgekehrt oder bieten zumindest Wahlmöglichkeiten an. Laut Studie halten 80 Prozent, sowohl der G8, als auch der G9 Eltern, ihr Kind für "gerade richtig gefordert". Große Nachteile wären bei G8 durch empirisch gesicherte Befunde nicht deutlich geworden.