Erklärtes Ziel des Elterngeldes ist es seit seiner Einführung, jungen Familien eine finanzielle Basis nach der Geburt ihres Kindes zu bieten. Nach gerade einmal viereinhalb Jahren erfährt das Bundeselterngeld und -Elternzeitgesetz am 1. Juli nun eine grundlegende Erweiterung: Das Elterngeld Plus tritt in Kraft.
Finanzielle Basis für Familien
Das "alte" Elterngeld wird durch das Elterngeld Plus erweitert. Zukünftig haben Eltern die Wahl. Sie können das bisherige Elterngeld in Anspruch nehmen. Dieses wird nun Basiselterngeld genannt und sie bekommen dann je nach Einkommen mindestens 300 Euro und höchstens 1.800 Euro im Monat für ihren Nachwuchs bezahlt. Das Basiselterngeld wird bis zu 14 Monate nach der Geburt des Kindes gezahlt, sofern sich beide Elternteile jeweils mindestens zwei Monate komplett um den Nachwuchs kümmern. Diese Regelung gilt weiter. Aber ab dem 1. Juli gibt es die neue Variante für alle, die in der Elternzeit nicht komplett zu Hause bleiben möchten, sondern in Teilzeit weiterarbeiten: das Elterngeld Plus. Bettina Trojan, Rechtsanwältin aus Köln, beschreibt die Grundlage:
"Ein Basiselterngeld-Monat entspricht zwei Elterngeld-Plus-Monaten, das heißt, das Elterngeld kann doppelt solange bezogen werden, aber nur für die Hälfte des Betrages."
Maximal 900 Euro pro Monat
Nach dieser Rechnung läuft das Elterngeld dann nicht wie bisher nur 14 Monate, sondern 28 Monate. Und die Eltern bekommen maximal 900 Euro pro Monat bezahlt. Aber: Es gibt einen Bonus, wenn die Eltern parallel zusätzlich vier Monate zwischen 25 und 30 Stunden pro Woche arbeiten. Dann bekommen sie jeweils vier weitere Monate Elterngeld Plus – rein rechnerisch wird dieses also bis zu 36 Monate ausgezahlt.
Die Regeln sind offenbar gut gemeint - im Detail aber reichlich kompliziert. Durch Tücken und Fallstricke könnte Eltern hier viel Geld entgehen, warnt. Rechtsanwältin Trojan:
"Man guckt beim Arbeitnehmer zum Beispiel: Was hat der in Vollzeit vor der Geburt verdient, was verdient er in Teilzeit nach der Geburt. Und er bekommt dann nur das Elterngeld für die Differenz nämlich. Es kann sein, je nachdem, wie viel man in Teilzeit verdient, dass es sogar noch geringer wird."
Plus an Flexibilität
Eltern können nur sehr schwer ausrechnen, wie viel Elterngeld Plus sie tatsächlich am Ende bekommen. Eine weitere Tücke: Wenn ein Partner die vier Partnerschaftsmonate nicht einhält, geht der komplette Bonus verloren. Besonders betroffen sind hier Alleinerziehende. Denn laut Gesetz können sie zumindest theoretisch auch die vier Partnerschaftsmonate in Anspruch nehmen. In der Praxis dürfte das aber nur selten klappen, glaubt Cornelia Spachtholz, Vorsitzende des Bundes Berufstätiger Mütter. Denn dafür müssten sie 25 bis 30 Stunden in der Woche arbeiten.
"Für Alleinerziehende ist das allerdings durchaus eine andere Herausforderung, 30 Stunden berufstätig zu sein. Mit fehlender Infrastruktur unter Umständen, unter Umständen fehlenden Netzwerk und der alleinigen Zuständigkeit für das Kind. Da hätten wir uns einen anderen Korridor gewünscht. Jetzt gucken wir mal, wie das Ganze in der Praxis ist."
Formale Fehler führen zu Geldverlusten
Das Plus beim Elterngeld Plus steht dabei für ein Plus an Flexibilität. Cornelia Spachtholz sieht allerdings auch ein deutliches Mehr an Komplexität und Aufwand für die Eltern. Sie bemängelt vor allem die "großen Formularberge", die beim Antrag anfallen. Und formale Fehler führen schnell zu Geldverlusten. Das Elterngeld Plus gehe aber trotzdem in die richtige Richtung, sagt sie:
"Das Elterngeld Plus gibt den Anreiz, frühzeitig nach der Geburt des Kindes wieder erwerbstätig zu sein und da auch die Arbeitszeit auszudehnen. Und das ist natürlich wichtig bezüglich der Altersvorsorge, weil sich natürlich Fehlzeiten, familienbedingte Auszeiten und verminderte Erwerbstätigkeit sichtbar machen im Rentenbezug."
Weitere Informationen rund um das Elterngeld Plus, einen Elterngeld-Rechner und eine Suche für die örtlich zuständigen Beantragungsstellen gibt es auf der offiziellen Website des Bundesfamilienministeriums elterngeld-plus