"Man merkt eine gewisse Anspannung, das ist ein ganz gutes Zeichen für das erste Spiel", erklärte Assistenztrainer Thomas Schneider. Der Weltmeister bekam beim spannenden 2:1 zwischen Mitfavorit und Gastgeber Frankreich gegen Rumänien zum Europameisterschaftsauftakt das vor Augen geführt, worauf Bundestrainer Joachim Löw sein Team schon lange einstimmt: Bei der EM stehen hochintensive Spiele an, auch gegen die Außenseiter. Beim eigenen Auftakt am Sonntag (21.00 Uhr) in Lille ist die deutsche Elf daher auf viel körperlichen Einsatz vorbereitet. "Das ist eine kampfstarke Mannschaft", warnte Löws Assistent Schneider vor der Ukraine. Die Équipe tricolore benötigte am Freitagabend zudem das späte Glück und ein Traumtor von Dimitri Payet zum umjubelten Sieg.
Vorfreude und Anspannung der deutschen Auswahl werden mit der Abreise am Vormittag in den Norden Frankreichs von Stunde zu Stunde größer. André Schürrle sagte: "Ich bin froh, dass es losgeht, darauf arbeitet man hin. Wir hatten gute Vorbereitungswochen und haben auch in Frankreich gut gearbeitet." Gegen die Ukraine gab es noch keine Niederlage. Von den fünf bisherigen Vergleichen konnte die DFB-Auswahl zwei gewinnen, drei endeten unentschieden. Und die Startbilanz von Löw bei Turnieren vermittelt auch Zuversicht, denn der Bundestrainer ist ein Spezialist für den Auftakt. Seine Bilanz ist mit vier Siegen und 11:0 Toren makellos.
Die Sehnucht nach Einheit ist riesengroß
Für die Ukraine geht es um mehr als nur Fußball: "Alle 46 Millionen Menschen in der Ukraine hoffen darauf, dass wir ihnen positive Emotionen und Freude schenken", sagte Verbandspräsident Andrej Pawelko: "In einer so schweren Zeit für unser Land, warten die Ukrainer auf Siege der Nationalmannschaft." Seit 2014 herrscht in der Ostukraine Krieg zwischen prorussischen Rebellen und den Truppen der Regierung in Kiew. Fast täglich kommt es zu Toten. Das Land ist zerrissen, geteilt - die Sehnsucht nach Einheit ist dementsprechend riesengroß.
Auch in der Nationalmannschaft tun sich einige Gräben auf. Bei der Nominierung des Kaders kam es zu Ungereimtheiten. Die drei in Russland aktiven Spieler Jewhen Selsnjow, Bogdan Butko und Alexander Sintschenko wurden zunächst nicht berücksichtigt, nachträglich dann doch ins Aufgebot berufen. Auch die öffentlichkeitswirksame Auseinandersetzung zwischen Offensivstar Andrej Jarmolenko von Dynamo Kiew und Taras Stepanenko von Schachtjor Donezk sorgte für Aufregung. Jarmolenko streckte seinen Nationalmannschaftskollegen bei einem Spiel böse nieder, es folgten: Massenrangelei auf dem Feld, die Aufkündigung der Freundschaft durch Stepanenko und eine öffentliche Entschuldigung Jarmolenkos.