EM 2024
Wie es zum Verkehrschaos in Gelsenkirchen kam

Nach Schlusspfiff der EM-Partie zwischen England und Serbien in Gelsenkirchen entsteht bei der Abreise der Fans ein Verkehrschaos. Die Verkehrsbetriebe der Stadt bestreiten Probleme. Dabei war das Chaos abzusehen.

Englische Fans kommen an der Haltestelle vor der Schalke-Arena in Gelsenkirchen an.
Nach dem Spiel zwischen England und Serbien in Gelsenkirchen kam es zum Teil zu langen Wartezeiten bei der Abreise – viele Zuschauer waren verärgert. (IMAGO / Offside Sports Photography / Simon Stacpoole)
Die Gelsenkirchner Polizei hatte in der Nacht zu Montag erklärt, dass es bei der Abreise serbischer und englischer Fußballfans nach dem EM-Gruppenspiel zu "deutlichen Rückstauungen" an einer Haltestelle am Stadion gekommen ist. Gravierende Probleme habe es aber aufgrund des "besonnenen Verhaltens" der Fans nicht gegeben.
Ganz anders das Bild in britischen Medien und besonders laut vor Ort anwesender Personen in den sozialen Medien. Zahlreiche Fans beschwerten sich über die langen Wartezeiten.

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Bereits vor Anpfiff setzt der Bahnverkehr aus

Bereits bei der Anreise der Fans zum Stadion am frühen Abend hatte es erhebliche Probleme gegeben. Zwei technische Defekte hatten für einen größeren Stau und ein Aussetzen des Bahnverkehrs gesorgt, berichtete Deutschlandunk-EM-Reporter Matthias Friebe, der beim Spiel in Gelsenkirchen vor Ort war.
So hatten viele der englischen Anhänger Schwierigkeiten, es von der eigens für die Engländer eingerichteten Fanzone auf der Trabrennbahn im Süden der Stadt rechtzeitig zum Anpfiff ins Stadion zu schaffen. 
Blick in eine überfülle Bahn auf dem Weg zum Stadion in Gelsenkirchen. Die Scheiben sind beschlagen.
Überfüllte Züge, technische Defekte, ortsunkundige Fans. Offenbar hatten die Organisatoren der EM-Partie in Gelsenkirchen einige Faktoren nicht bedacht. (IMAGO / Funke Foto Services / Frank Oppitz )

Kaum Fans übernachten in Gelsenkirchen

Nach Schlusspfiff verschärfte sich die Situation dann noch einmal. Anhänger berichteten von Odyseen, in denen sie mehrere Stunden brauchten, um wieder zu ihren Hotelzimmern oder Unterkünften zu kommen. Teilweise waren auch Familien mit kleineren Kindern unter den Zuschauern. Einige Fans berichteten, dass sie auf private Fahrdienste, wie Uber oder Taxi, zurückgreifen mussten, um überhaupt nach Hause zu gelangen.
Offenbar hatten die Organisatoren nicht bedacht, dass viele Fans nicht in Gelsenkirchen übernachten, sondern ihre Unterkünfte in naheliegenden Städten, wie Dortmund, Düsseldorf oder gar Köln gebucht hatten. Kaum jemand blieb über Nacht in der 200.000-Einwohnerstadt. Nur sehr wenige Fans kamen also zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Stadion.
Erschwerend kam hinzu, dass für das nachhaltige EM-Konzept kaum Pkw-Parkplätze rund um das Stadion zur Verfügung standen. Das Auto als Verkehrsmittel fiel also für die meisten ebenfalls aus. Und so waren noch einmal mehr Zuschauer auf die Bahn angewiesen, als bei einem Bundesligaspiel. Zudem waren die vielen ausländischen Gäste ortsunkundig und wussten sich laut Dlf-EM-Reporter Friebe nicht selber zu helfen.

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Gefährlich stockende Menschenmassen auf Fußgängerbrücke

Auf einem Video, das die Uhr am Gelsenkirchner Hauptbahnhof fast drei Stunden nach Spielende um 1.44 Uhr zeigt, stehen Menschen dicht am Bahnsteig gedrängt und warten auf eine Abfahrt.
Die wenigen Bahnen waren überfüllt, auf der einzigen Fußgängerbrücke beim Rückweg vom Stadion kam es zu gefährlich stockenden Menschenmassen. So ist es wohl vor allem den besonnenen Fans zu verdanken, dass die Stimmung im sogenannten Hochrisiko-Spiel nach dem Abpfiff nicht kippte.
"Das endete dann darin, dass viele Tausend Menschen noch mitten in der Nacht am Gelsenkirchener Hauptbahnhof waren und es gab zu wenige Sonderzüge. Den gibt es nur einmal die Stunde. Das war kein gutes Bild, was der Gastgeber da abgegeben hat", schilderte Deutschlandunk-EM-Reporter Matthias Friebe seine Eindrücke aus Gelsenkirchen.

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Schlägerei am Nachmittag in der Stadt

Am Sonntagnachmittag war es bereits in der Gelsenkirchner Innenstadt zu einer Auseinandersetzung zwischen serbischen und englischen Fußballfans gekommen. Es habe sieben Ingewahrsamnahmen serbischer Fans gegeben, sagte ein Polizeisprecher am Sonntagabend. Außerdem sei gegen einen Serben eine Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung gefertigt worden. Englische Fans seien nicht festgenommen worden. 

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Auf Videos, die auf der Plattform X verbreitet werden, sieht man Stühle und Tische durch die Luft fliegen sowie zerbrochene Glasflaschen. "Das bei X kursierende Material ist uns bekannt und wird mit ausgewertet", sagte ein Polizeisprecher. 

Verkehrsbetriebe zeigen sich zufrieden

Neben diesem Vorfall sei es in der Stadt aber weitestgehend ruhig geblieben. "Es gab sonst nichts Außergewöhnliches oder Größeres. Weitere Aufeinandertreffen von Fanlagern sind uns nicht bekannt", sagte ein Sprecher.
Die Polizei hatte für die als Hochrisiko-Spiel eingeschätzte EM-Partie viele Beamte im Einsatz. Nach Angaben eines Polizeisprechers waren deutlich mehr Einsatzkräfte als bei einem Revierderby zwischen Schalke und Borussia Dortmund in der Bundesliga geplant. Im Stadion selbst wurde nur Bier mit reduziertem Alkoholgehalt ausgeschenkt, das nicht mit an die Plätze im Innenraum genommen werden durfte.
Die Verkehrsbetriebe Gelsenkirchen zeigten sich auf Deutschlandfunk-Anfrage zufrieden mit dem Ablauf des Abends. Man dürfe Videos und Beiträge auf Social Media nicht überbewerten. Es habe insgesamt zwei Stunden gedauert, um alle Fans von der Arena Richtung Stadt zu transportieren. Nachbesserungen am Verkehrskonzept seien nicht vorgesehen.

al