"Das ist das Informationszentrum des IPCC 2024, aufgeteilt in verschiedene Zonen, die mit Farben markiert sind“, erklärt Oliver Strudthoff. Er leitet das International Police Cooperation Center in Neuss. Er steht im Informationszentrum des IPCC, einem großen Raum mit grauem Teppichboden und einem riesigen Bildschirm vor Kopf.
Strudthoff zeigt auf die verschiedenen Schreibtischinseln im Raum. Die Gestelle der Schreibtische und die Stühle haben unterschiedliche Farben:
„Der blaue Bereich", eine größere Schreibtischinsel links von Strudthoff, „sind die internationalen Kräfte, die als Verbindungskräfte zu den jeweiligen Nationen dienen. Und auch die Verbindung zu der mobilen Komponente des IPCC darstellen.“
Also zu den Polizeikräften, die draußen unterwegs sind. Auf den Schreibtischen in blauen Bereich stehen kleine Fähnchen. Sie zeigen, welche Nation an welchem Platz sitzt. Wer ausscheidet, hisst das Fähnchen auf halbmast, räumt den Schreibtisch und tritt die Heimreise an.
Verbindungen in diverse Richtungen
Strudthoff: „Im vorderen Bereich sind dann andere Verbindungskräfte zu Interpol, zu Europol, zur UEFA oder zum Vorsitzenden des Netzwerks des National Football Information Points.“
Rund 300 Polizeikräfte aus ganz Europa haben in den vergangenen Monaten hier gearbeitet, zum Teil rund um die Uhr. Wieder 300 weitere internationale Beamte waren draußen – bei den Spielen – unterwegs. Dort haben sie beispielsweise die Fanmärsche begleitet, konnten also in der Muttersprache mit den Fans sprechen und waren an ihren jeweiligen Landesuniformen für die Fans erkennbar.
Von dort haben sie relevante Informationen ans IPCC geschickt, diese gelangen dann über das IPCC in die jeweilige Heimatnation, um dort die Information zu verifizieren, oder falsifizieren. Ob man die Person jemals angetroffen hat, ob das welche sind, die das erste Mal in ihrem Leben vielleicht irgendwo in eine Auseinandersetzung geraten sind. Oder ob das die High-End-Risk-Fans sind, wo man sagt, das sind genau die richtigen, die die Polizei da grade kontrolliert.“
Szenekundige Beamte im Einsatz
Die Beamten, die hier im Einsatz waren, haben Szene-Kenntnis, sagt Strudthoff. Das bedeutet, dass sie auch in ihren Heimatländern bei Fußballspielen eingesetzt werden, sie sind sogenannte Spotter:
„Die sind dann im Einsatz und erkennen ihre Pappenheimer und sagen: Lieber Paul, Serge, oder wie auch immer, wir kennen uns, Du weißt, ich bin hier, ich kenne Dich, Du bist nicht anonym und alles, was Du machst, wird Folgen haben. Entweder hier in Deutschland oder, als gutes Beispiel in England, ist es so, dass Verstöße im Fußballbereich in Deutschland auch Konsequenzen in England nach sich ziehen und die Störer dann bisweilen überrascht sind, wenn die dann in England in Heathrow landen und da zwei Bobbies stehen und sagen: Willkommen zurück in England…“
Und dem Fan den Pass abnehmen, damit er für die Dauer des Turniers nicht mehr ausreisen kann. Sie können ihm aber auch Stadionverbot in England erteilen.
Vier Jahre Vorbereitung auf Fußball-EM 2024
Vier Jahre hat Strudthoff sich gemeinsam mit seinem Team auf die EM vorbereitet, zwei Jahre lang konkret das IPCC geplant und aufgebaut. Nach dem Finale ist alles vorbei – Strudthoff zieht ein vorsichtiges Zwischenfazit:
„Wir vom IPCC sind absolut zufrieden mit dem Verlauf, was bisherige Ausschreitungen anging und ähnliche Vorfälle, muss man sagen, wir haben mit vielen, vielen Fans gerechnet, die auch da sind, die auch gekommen sind, die Stimmung, wie wir sie mitbekommen haben, die Rückmeldung von meinen mobilen Kräften ist hervorragend. Und bisher kann man es sich kaum besser wünschen,“ sagt Strudthoff und hofft, dass dieses Fazit auch nach dem Finale bestehen bleibt.
Endgültiger Abschied nach dem Finale
Dann packen auch die letzte Polizeikräfte hier in Neuss ihre Koffer. Das IPCC war in einer Polizeischule untergebracht. Das heißt, dass die internationalen Beamten hier auch gewohnt haben. Es gab eine gemeinsame Kantine, Sportangebote, gemeinsame Ausflüge in die Umgebung und einen Public-Viewing-Platz für diejenigen, die gerade nicht im Dienst sind. Über die Wochen, die die Beamten hier zusammengearbeitet haben, sei eine Gemeinschaft gewachsen:
„Wir sind über jeden traurig der fahren muss, es gibt natürlich welche, die hier mit Tränen in den Augen gehen, weil sie gerne dabeigeblieben wären, erstens beim Turnier und zweitens hier im Teil des IPCC. Und ich sage mal, frohen Mutes ist hier keiner abgereist, sondern alle waren mehr oder weniger traurig als sie das IPCC verlassen mussten.“
Gleichzeitig hätten sie sich nach der intensiven Zeit auch auf ihre Freunde und Familie in der Heimat und auf ihr eigenes Bett gefreut.