Viola von Cramon ist Abgeordnete der Grünen im Europaparlament. Sie hofft, dass es bei der Benennung der EM-Standorte für den Sommer noch Fragen zum Spielort Baku geben wird: "Ist Aserbaidschan, Baku, wirklich ein Austragung Standort für die UEFA, den wir in der jetzigen Situation unterstützen wollen?"
Aserbaidschan wird autoritär regiert, von Cramon bezeichnet es als "gruselige Autokratie". Zuletzt rückte das Land im Konflikt um die Region Nagorny-Karabach im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen, als aserbaidschanische Truppen Teile der Region eroberten.
Die aserbaidschanische Mannschaft hat sich nicht für das EM-Turnier qualifiziert, sollte aber schon nach den ursprünglichen Plänen für 2020 Austragungsort von drei Gruppenspielen und einem Viertelfinale sein. Das ist wohl auch weiterhin so geplant, zumal das Land offenbar der UEFA-Forderung nach Zuschauern bei den Spielen nachkommen will.
"UEFA zeigt überhaupt keine Sensibilität"
Aserbaidschan würde von der Ausrichtung und der einhergehenden medialen Präsenz profitieren, sagt von Cramon und sieht es als Teil einer größeren Strategie. Der staatliche aserbaidschanische Ölkonzern SOCAR tauche überall im weltweiten Sport als Sponsor auf: "Und wir sehen ja auch, dass die UEFA da überhaupt keine Sensibilität zeigt, wirklich null Sensibilität hat an der Stelle."
Die Grünen in Deutschland und im Europaparlament würden sich sicher noch mit Aserbaidschan als Austragungsort beschäftigen, wenn er bestätigt würde, sagt von Cramon. Sportliche Boykotte finde sie problematisch, weil sie die Ambitionen vieler Sportlerinnen und Sportler zerstörten. Aber eine Resolution oder eine weitere Initiative würden die Grünen sicher starten. Vor den Europaspielen in Baku hatte die Grünen-Fraktion im EU-Parlament noch zu einem politischen Boykott aufgerufen.
Die paneuropäische EM sieht von Cramon generell kritisch: "Vor allen Dingen, wenn der UEFA-Präsident fordert, dass nur die Spielorte auch berücksichtigt werden, die mit Zuschauern spielen dürfen, ist das, glaube ich, nicht das richtige Signal", sagt Cramon. "Mit Zuschauer:inne finde ich das zu riskant, da bin ich strikt dagegen. Und deswegen finde ich auch die Entscheidung der UEFA eine hochriskante und eine wirklich gefährliche."