Die 14 Tage-Regel stammt aus den frühen 1980er-Jahren und ist seitdem nicht verändert worden. In den letzten Jahren kam eine neue Diskussion über den Sinn dieser Regel auf. Unter anderem darum, weil es technisch wichtige Fortschritte in der Embryonenforschung gibt.
Die Internationale Gesellschaft für Stammzellforschung (ISSCR) hat sich nun zu dem Thema geäußert und neue Richtlinien veröffentlicht – und die stellen die 14-Regel in Frage.
- Was sehen die neuen Richtlinien zur 14 Tage-Regel vor?
- Was ändert sich durch die neuen Richtlinien der ISSCR?
- Womit wird die Änderung der 14-Tage-Regel begründet?
- Soll es statt dem 14. Tag eine neue Höchstgrenze geben?
- Warum gibt es keine neue zeitliche Grenze?
- Gibt es innerhalb der wissenschaftlichen Community auch kritische Stimmen?
Die 14 Tage-Regel soll tatsächlich gelockert werden. Bisher war die Kultivierung der Embryonen über den 14. Tag hinaus - laut der alten Richtlinien von 2016 - klar verboten. Doch laut ISSCR könnte genau das erlaubt werden, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
Zum Beispiel, dass die Erkenntnisse, die jemand mit seinen Experimenten gewinnen will, besonders wichtig sind und das es keine anderen Methoden gibt, um an dieses Wissen zu kommen.
Zum Beispiel, dass die Erkenntnisse, die jemand mit seinen Experimenten gewinnen will, besonders wichtig sind und das es keine anderen Methoden gibt, um an dieses Wissen zu kommen.
Auf keinen Fall sollen sofort alle machen dürfen, was sie wollen. Das war den Forschenden sehr wichtig, die die neuen Richtlinien formuliert haben. Die Änderung soll vor allem ein Anstoß dafür sein, dass gesellschaftlich und auch politisch darüber diskutiert wird, wie man in Zukunft mit dieser Frage umgehen will. Hinzu kommt, dass die 14-Tage-Regel in einigen Ländern wie Großbritannien oder Australien zum Beispiel, gesetzlich verankert ist. In diesen Ländern wäre es aktuell illegal, über Tag 14 hinauszugehen. Daran ändern auch die neuen Richtlinien nichts.
Was bestehen bleibt, sind die grundsätzlichen Vorgaben zur Forschung an menschlichen Embryonen bis zum Tag 14 ihrer Entwicklung. Diese Forschung muss immer gut begründet werden, ist genehmigungspflichtig und soll streng kontrolliert werden.
Zum einen geht es um den Stand der Forschung: In den letzten vier bis fünf Jahren hat sich auf dem Gebiet der Embryonenforschung technisch sehr viel getan. Bis vor kurzem war es gar nicht möglich, menschliche Embryonen länger als bis zum Tag sechs oder sieben im Labor zu kultivieren, weil sie ab diesem Zeitpunkt eigentlich anfangen, sich in die Gebärmutter einzunisten. Das ist in einer Petrischale nicht möglich und das hat die Entwicklungsfähigkeit der Embryonen eingeschränkt. Mittlerweile gibt es aber Methoden, um den Embryonen über diese Schwelle hinwegzuhelfen. Man lässt sie zum Beispiel nicht in einer Flüssigkeit wachsen, sondern in einer Art Gel. Und da es nun technisch möglich ist, soll ein verbindlicher Rahmen und Richtlinien für diese Möglichkeit geschaffen werden – für die Forschenden und für die Gesellschaft.
Der zweite Grund ist, dass nach dem Tag 14 besonders wichtige Schritte bei der Entwicklung eines menschlichen Embryos ablaufen. In dieser Zeit werden unter anderem die inneren Organe angelegt, das Herz zum Beispiel, aber auch das Neuralrohr, aus dem später das Rückenmark entsteht. Dabei kann es aber auch zu Fehlern kommen, die dann zu frühen Fehlgeburten führen können. Oder zu Entwicklungsdefekten, wie zum Beispiel Herzfehlern oder einem offenen Rücken. Darüber weiß man bisher nur sehr wenig, und wenn man die Ursachen dafür verstehen will, um solche Krankheiten vielleicht irgendwann verhindern zu können, hat man kaum eine andere Wahl, als auch die Embryonen länger zu untersuchen.
Nein, eine neue Grenze gibt es nicht. Stattdessen sollen Versuche, die über Tag 14 hinaus gehen, besonders streng geprüft werden. Dabei soll dann ähnliche Dinge entscheidend sein, wie bisher auch schon für Forschung an menschlichen Embryonen: Was die Wissenschaftler mit den Experimenten genau herausfinden wollen und wie nützlich dieses Wissen sein könnte. Aber auch, wie viele Embryonen eingesetzt werden sollen oder wer die Experimente durchführt, also wie P fachlich qualifiziert und vertrauenswürdig die Person ist. Je länger jemand die Embryonen untersuchen will, desto strenger soll auch die Prüfung sein.
Das Argument gegen eine neue einheitliche Grenze ist, dass je nach Forschungsfrage, die beantwortet werden soll, unterschiedliche Zeitpunkte entscheidend sind und eine einheitliche Grenze deshalb nicht sinnvoll wäre.
Der Fall der 14-Tage-Regel ist tatsächlich ein umstrittenes Thema. Es gibt auch Expertinnen, die sich durchaus eine neue absolute Grenze wünschen. Denn sind dadurch ja auch Experimente möglich, die die meisten von uns aus ethischen Gründen nicht gutheißen würden, egal wie groß der wissenschaftliche Nutzen wäre.
Ein guter Grund für die Einigung auf die 14 Tage-Regel war unter anderem, dass zu diesem Zeitpunkt die sogenannte Primitivlinie entsteht, wo später das Rückenmark verläuft. Mit dieser Grenze wollte man ausschließen, dass ein Embryo, an dem geforscht wird, etwas fühlen kann. Heute weiß man zwar, dass die ersten Nervenzellen erst deutlich später entstehen, aber der Beginn der Empfindungsfähigkeit wäre sicher weiterhin eine Grenze, die nicht überschritten werden sollte.
Ein guter Grund für die Einigung auf die 14 Tage-Regel war unter anderem, dass zu diesem Zeitpunkt die sogenannte Primitivlinie entsteht, wo später das Rückenmark verläuft. Mit dieser Grenze wollte man ausschließen, dass ein Embryo, an dem geforscht wird, etwas fühlen kann. Heute weiß man zwar, dass die ersten Nervenzellen erst deutlich später entstehen, aber der Beginn der Empfindungsfähigkeit wäre sicher weiterhin eine Grenze, die nicht überschritten werden sollte.