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"Emmas Glück" im Roman, im Hörspiel und im Film

Die Liebesgeschichte zwischen der handfesten Bäuerin Emma und dem todkranken Autoverkäufer Max begann im Roman. Andrea Czesienski adaptierte sie für das Hörspiel, bevor Sven Taddicken sie auf die Kinoleinwand brachte. Mit Jürgen Vogel und Jördis Triebel in den Hauptrollen ist "Emmas Glück" nun für den Deutschen Filmpreis nominiert.

Von Frank Olbert |
    Frank Olbert: Welche Emma ist Ihnen denn am nächsten, Frau Schreiber: die Emma im Roman, im Hörspiel oder im Film?
    Claudia Schreiber: Das Schöne ist ja, dass es so verschiedene Medien gibt, Jedes Medium hat seinen Zauber und seine Möglichkeiten und Beschränkungen. Mir am nächsten ist das Buch. Da kann ich auf meine Art alles entfalten, was ich will. Und die Zeit, die sich jemand damit beschäftigt, ist unbegrenzt. Man kann sich das beim Lesen selber einteilen. Das ist ein großer Vorzug des Buches.

    Danach kam die Hörspielbearbeitung, die ich nicht gemacht habe, deshalb fand ich es sehr interessant, wie eine andere Frau, Andrea Czesienski, mit den Erfahrungen des Hörspiels daran geht.

    Beim Film, an dem ich mitbeteiligt war, war es ein ganz anderer Fokus auf die Geschichte. Im Hörspiel ist Emma vollkommen im Zentrum. Im Film ist es vor allem das Paar. Im Buch wiederum kann ich, was beide nicht so explizit können, in die Tiefe und die Psyche gehen. Ich kann ganz genau beschreiben, was innen geschieht. Das braucht einfach Zeit.
    Frank Olbert: Und wenn Sie jetzt Emmas Stimme im Hörspiel hören, also Gabriele-Maria Schmiede. Was empfinden Sie da?
    Claudia Schreiber: Im Hörfunk gefällt mir, dass ich mich von Stimmen und von Klängen, von der Kunst einer Stimme verzaubern lassen kann. Das heißt, ich muss mich nicht auf mich konzentrieren, wie wenn ich lese, sondern kann mich von anderen tragen lassen. Das ist etwas, das ein Hörspiel schafft, auch weil es alles andere ausblendet. Ich habe nur den Ton und dadurch ist es sehr konzentriert. Das fördert das Verständnis für Emma. Das Nonverbale darf arbeiten. Das kann ein Buch nur schaffen, wenn ich jemanden so erreiche, dass er sich das eigene Nonverbale macht. Deshalb finde ich dieses Konzentrierte im Hörspiel so wunderschön.
    Frank Olbert: Wie haben Sie das Hörspiel als Ganzes empfunden?

    Claudia Schreiber: Sehr weiblich, sehr auf die Emma konzentriert. Ich fand Emma sehr gut auch in ihrer Not erfasst, was mich sehr gefreut hat. Das hat der Film nicht so intensiv wie das Hörspiel umgesetzt. Der Film hat dieses Trauma jener Emma nicht optimal gefunden. Die Not, die Emma dahin getrieben hat, zärtlich zu töten und dazu fähig zu sein, also die Gewalt zu erfahren und dadurch gewaltig zu sein, fand ich im Hörspiel besser dargestellt. Dort wiederum ist der Witz nicht so stark wie im Film.