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Emojis und Memes zu Frida Kahlo
Wenn Schmerz und Trauer auf einmal cool sind

Mit ihren Selbstportraits ist Frida Kahlo zur Kultfigur geworden. Jetzt hat das Projekt "Museumito" in Anlehnung an ihre Werke eine Kollektion von Emojis herausgebracht - die "FridaMojis". Wird es der Künstlerin gerecht, wenn sie als "Queen of Pain" ein Warenetikett bekommt?

Von Marie Kaiser |
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    Die mexikanische Malerin Frida Kahlo in einer undatierten Aufnahme. (picture-alliance / dpa / epa Keystone stringer)
    Ein niedliches rundes Gesicht mit Kulleraugen und roten Wangen - dazu zusammengewachsene Augenbrauen und rosa Blumen im Haar - fertig ist das Fridamoji. Die Idee, Frida Kahlo auf Emoji-Größe zu schrumpfen, kommt vom Designer Sam Cantor, der in Los Angeles eine Galerie betreibt, und jetzt bekennender Fridamaniac ist.
    "Die Leute, die Frida lieben, werden Fridamaniacs genannt. Sie haben so viel Leidenschaft für sie - weil sie eine so starke Frau war, die für die Dinge, an die sie geglaubt hat, auch eingetreten ist und dann war sie eben diese Fashionikone."
    Als Sam Cantor die Follower seines Instagram-Accounts abstimmen ließ, welcher Künstler oder welche Künstlerin zu Emojis verarbeitet werden soll, lag Frida Kahlo weit vor Andy Warhol oder Salvador Dalí. Die Begeisterung für die FridaMojis kann Stephan Porombka, nachvollziehen, der sich als Professor für Textgestaltung an der Berliner Universität der Künste intensiv mit Emojis beschäftigt hat.
    "Ja, die würde ich sofort verwenden, weil man sofort drüber stolpert und denkt: Was um Gottes Willen soll jetzt Frida Kahlo in diesem Kontext?", sagt Porombka. "Frida Kahlo ist schwierig, weil wir da eine Grenze überschreiten zu einer Form von Kunst, die sich viel ernster nimmt, die mit Motiven des Schmerzes arbeitet, die mit religiösen Motiven und dem Versuch der Ästhetisierung der Existenz arbeitet. Und die jetzt zu koppeln mit diesem hyperpopulären Moment der Emojis - das ist eine große Herausforderung und ich schätze das Publikum wollte den Galeristen herausfordern."
    App mit niedlichen Fridas
    Sam Cantor hat die Herausforderung angenommen, ist nach Mexiko City geflogen, hat sich monatelang mit Frida Kahlos Gemälden beschäftigt und dann begonnen zu zeichnen. Jetzt gibt es eine ganze App mit niedlichen Fridas in allen Varianten:
    "Es wird versucht, Frida Kahlo in so Grundmuster von Gefühlen hereinzubekommen. Die Lächelnde, die Traurige, die Lachende, als Baby. Und das ist ja das Wichtige bei Emojis. Ich muss sie benutzen können, um sie in verschiedene Kontexte hineinzustellen, damit diese eine besondere Bedeutung und durchaus auch Rätselspielcharakter bekommen."
    Wer sich ein wenig mit Kahlos Kunst auskennt, kann außerdem rätseln, welches Gemälde für welches FridaMoji Pate gestanden hat. Frida Kahlo als gehetztes Reh von Pfeilen durchbohrt oder Frida mit dem Dornenhalsband.
    Schmerzensfigur als Pop-Ware
    Aber so viel Schmerz und Leid gepresst in ein Emoji-Format - ist das nicht einfach nur grotesk? Wer verschickt ein Fridamoji, in dem sich Nägel in Fridas niedliches Comicgesicht bohren, bis Blut fließt?
    "Es ist wirklich merkwürdig, aber ich habe das Gefühl, dass Traurigkeit und Schmerz auf einmal cool sind", sagt Cantor. "Das ist wie eine Befreiung. Vielleicht hat das für die Menschen etwas Kathartisches. Es ist okay, einsam, verletzt und traurig zu sein. Seine Gefühle ganz offen zu zeigen, so wie Frida das immer getan hat."
    Für 99 Cent wird in der App eine ganze Zusatzkollektion von Frida Kahlo als "Queen of Pain" - Königin der Schmerzen - angeboten. Aber wird diese Stilisierung zur Emoji-Leidensikone der Künstlerin noch gerecht?
    "Jetzt wird plötzlich Frida Kahlo, die ja nun wirklich eine Schmerzensfigur war, (...) in so eine Form von Pop-Ware verwandelt. Sie wird die 'Queen of Pain' und kriegt so ein Warenetikett", sagt Porombka. "Der zweite Witz ist, dass es auf Bilder von ihr selbst zurückgeht. Wo sie sich auch nach ihrer Unfalloperation im Bett sieht und mit Nägeln darstellt. Der Schmerz, der in ihr bohrt. Also es ist ein Zitat und wird dann noch weitergeschoben. Man denkt, Moment mal, eigentlich sind doch Emojis lustig. Aber hier weiß man gar nicht mehr, ob man es lustig finden soll oder nicht. Und dieses Moment macht es dann zu Kunst."
    "Wenn Frida eines geliebt hat, dann war es, Bilder von sich zu verbreiten"
    Der Meinung von Stephan Porombka sind nicht alle. Sam Cantor gibt zu, dass seine FridaMojis auch als Kitsch beschimpft werden. Ihm wird vorgeworfen, die künstlerische Idee von Frida Kahlo zu entstellen.
    "Ich bekomme eine ganze Reihe böser E-Mails, aber ich finde das gut, ich finde es wichtig, darüber zu diskutieren", sagt Cantor. "Man kann der Meinung sein, dass Frida Kahlo diese Emojis gehasst hätte und ich das ich ihr Bild beschädige. Viele schreiben mir, Frida hätte nicht gewollt, dass ihr Bild überall im Internet verbreitet wird. Aber wenn Frida eines geliebt hat, dann war es, Bilder von sich selbst überall zu verbreiten. Wenn ein Fotograf in der Nähe war, war sie immer zurechtgemacht und frisiert. Sie hat verstanden, welche Kraft von ihrem eigenen Bild ausgeht - ein Drittel ihrer Gemälde sind Selbstporträts. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie etwas dagegen gehabt hätte."
    Und Sam Cantor bekommt auch jede Menge Fanpost - von Kunstlehrern oder Eltern, die sich freuen, dass sich ihre Kinder plötzlich für Frida Kahlo interessieren.