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Empfehlungen für weiterführende Schulen
NRW erwägt Rückkehr zu verbindlichen Gutachten

Die Grundschule spricht eine Empfehlung aus, die Eltern haben das letzte Wort: Soweit die Regelung zum Wechsel auf die weiterführende Schule in NRW. Nun wird darüber nachgedacht, die verbindliche Grundschulempfehlung wieder einzuführen. Eltern und Lehrer reagieren auf die Idee sehr unterschiedlich.

Von Stephanie Kowalewski |
    Grundschule
    Schon jetzt versuchten manche Eltern massiv Einfluss zu nehmen, sagt eine Lehrerin (imago / Siegfried Kuttig)
    Fine Lützenburg ist eine erfahrene Grundschulleiterin. Die Idee von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer findet sie:
    "Nicht besonders gut! Also wir haben im Lehrerzimmer uns schon ein bisschen so die Haare gerauft, weil wir das nicht so empfinden, dass es gerade so aus unserer Schulform heraus entsteht, sondern das es andere Hintergründe haben mag. Wir glauben, dass es um die Stärkung der Gymnasien geht."
    Eltern machen Lehrern Druck
    Weil dann eben nur noch die offensichtlich leistungsfähigen Grundschüler aufs Gymnasium wechseln dürften. Aktuell ist es aber so, dass sich viele Eltern auch dann für diese Schulform entscheiden, wenn die Grundschule davon abrät. Die Gymnasien und die Landeselternschaft der Gymnasien warnen jedenfalls schon lange, dass das zu einem Leistungsabfall führen könne. Lehrerin Judith Weidinger befürchtet, dass der Druck auf sie und ihre Kollegen, wachsen könnte, wenn ihre Empfehlungen künftig wieder bindend sein sollten, denn schon jetzt versuchen manche Eltern massiv Einfluss zu nehmen, sagt sie.
    "Das Interessante ist aber, dass gerade bildungsnahe Eltern sehr viel Druck auf Lehrer ausüben können, damit ihre Empfehlung genau nach ihren Wünschen ausfällt. Sie glauben gar nicht, wie viel Repressalien wir teilweise auch ausgesetzt sind: Wir werden als inkompetent oder fremdenfeindlich beschimpft. Braucht man das eigentlich?"
    Andererseits …
    " … wäre es natürlich positiv, wenn unsere Gutachten wieder mehr Bedeutung hätten. Denn wir führen Beratungsgespräche, wir dokumentieren die schulische Laufbahn jedes Kindes, wir holen Erkundigungen bei Kinderärzten ein, und dann zählt im Grund unsere Meinung am Ende gar nichts und die Eltern machen doch das, was sie wollen."
    Falsche Entscheidungen - fatale Folgen
    Judith Weidinger wünscht sich also mehr Wertschätzung für ihre Arbeit. Sie hält aber gar nichts davon, über den weiteren Schulweg der Kinder alleine entscheiden zu müssen.
    "Können wir nach vier Jahren wirklich zu hundert Prozent sagen, das ist das Beste für das Kind? Wollen wir das überhaupt? Die Verantwortung, finden wir, sollte in den Händen der Eltern bleiben."
    Anders als die Lehrer, wären die meisten Eltern hier aber für eine verbindliche Empfehlung der Grundschulen.
    "Ich würde das schon gut finden. Ich bin mit der Schule sehr zufrieden hier. Ich denke, dass man sich dann auch ein Stückweit auf die Schule verlassen kann, wenn man vier Jahre lang zufrieden war." "Am Ende der Tage muss man halt entscheiden, was ist für das Kind das Beste und wer kann über den schulischen Werdegang entscheiden." "Generell glaube ich, dass Schule den objektiveren Blick einfach hat, was dem Kind zuzumuten ist oder was es kann, wo es vielleicht noch ein bisschen gekitzelt werden muss." "Und ich glaube schon, dass es besser ist, wenn die Schule die Empfehlung abgibt und die auch dann bindend ist."
    Unter der Bedingung, dass entsprechende Beratungsgespräche lange im Vorfeld stattfinden, meinen die Eltern hier. Eine Mutter gibt aber zu bedenken, dass eine falsche Empfehlung fatale Folgen haben kann.
    "Es gibt auch Kinder, die machen sich. Da wäre es dann schade, wenn die auf die Gesamtschule gehen oder die Realschule und dann eigentlich doch die Quali für das Gymnasium hätten."
    Auch würde es den meisten Eltern hier nicht gefallen, wenn ihr Wille künftig gar keine Rolle mehr spielen sollte.
    "Nein, das fänd ich natürlich auch nicht gut. Dann würde ich natürlich auch ein Veto einlegen dürfen."
    Keine Rückkehr zum Prognoseunterricht
    Aber wie sollen solche Konflikte dann gelöst werden, fragt sich Schulleiterin Fine Lützenburg. Eine Rückkehr zum sogenannten Prognoseunterricht will sie keinesfalls. Dabei wurden die Viertklässler drei Tage von fremden Lehrern begutachtet.
    "Man kam sich vor, wie bei einem Miniabitur. Da saßen Lehrer unterschiedlicher Schulformen, der Schulrat machte Unterricht und Kinder mussten Aufgaben lösen. Es lag ein enormer Druck auf diesen Kindern. Aus unserer Sicht ist das eher so ein Blick in die Glaskugel."
    Und was sagen die, um die es eigentlich geht? Anna-Marie und Sophie sind in der vierten Klasse der Regenbogenschule und damit kurz vor dem Schulwechsel."
    "Ich fänd das auch gut, weil der Lehrer der weiß ja dann auch, wie gut du bist, ob du auf eine Gesamt- oder eine andere Schule kommst." "Ja und das ist gut, dann müssen die Eltern nicht entscheiden. Manchmal fragen die Eltern die Kinder nicht und das finden die Kinder blöd." "Also du glaubst, dass die Lehrer das besser beurteilen können als die Eltern?" "Ja." "Weil die Eltern auch nicht wissen, wie gut du in der Schule arbeitest. Die sehen das dann eher an deinen Noten und an deinem Zeugnis. Und der Lehrer sieht dann auch wie oft du dich meldest und so was."