Jeder ab 12 Jahren kann sich inzwischen um eine Coronaimpfung bemühen – doch Impfstoff ist weiter knapp und die virtuellen Warteschlangen werden immer länger. Was passiert nun mit denen, die aufgrund von Vorerkrankungen oder wegen eines beruflichen Risikos bis zum 7. Juni noch Priorität hatten?
Die Priorisierungsgruppe eins ist weitgehend erreicht. Das Robert Koch Institut schätzt, dass bis Ende Mai bei den über 80-Jährigen 87 Prozent vollständig geimpft wurden. Auch das medizinische Personal mit Kontakt zu COVID-Patienten wurde breit geimpft. Da die Impfquote der Priorisierungsgruppen seit April nicht mehr gesondert erfasst wird, gibt es allerdings keine exakten Daten.
Tägliche Impfungen
Bei der Gruppe zwei, dazu gehören Menschen zwischen 70 und 80, da wurde bislang nur etwa ein Drittel vollständig geimpft. Die Quoten bei Menschen mit Vorerkrankungen, bei dem Personal von Kitas und Schulen, Polizei, Feuerwehr oder Lebensmittelhandel dürften noch niedriger liegen. Bei den Lehrerinnen und Lehrer sind nur etwa die Hälfe zumindest einmal geimpft, meldet die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hört immer wieder, Menschen mit Priorisierung oft nicht wussten, wann sie dran sind. Das war ja von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich geregelt. Für viele war auch die Anmeldeprozedur einfach zu aufwändig, gerade Menschen, die nicht so Internet-affin sind, hatten da das nachsehen.
Das ist je nach Bundesland und je nach dem Ort der Impfung doch recht unterschiedlich. Bayern, Hamburg und Schleswig-Holstein haben die Priorisierung in den Impfzentren nämlich beibehalten. Auch in Bremen und im Saarland sollen in den Zentren Menschen aus den Gruppen eins bis drei nach wie vor bevorzugt geimpft werden.
In den Hausarztpraxen können Ärzte nun selbst entscheiden, wen sie zuerst impfen. Dabei werden sie auch Risikofaktoren ihrer Patienten berücksichtigen.
Auch Betriebsärzte werden Prioritäten setzen. Da geht es meist um Leute im Außendienst oder mit viel Kundenkontakt oder an besonders kritischen Positionen, die als erste drankommen werden.
Also die Priorisierung läuft weiter, aber jetzt stehen eben die Ärztinnen dafür ein und können nicht mehr auf bundesweit einheitliche Kategorien verweisen. Manche Ärzte gehen aber auch bereits nach der Anmeldereihenfolge oder auch nach dem Alphabet vor.
In vielen Hausarztpraxen geht das Personal gar nicht mehr ans Telefon, weil es ununterbrochen klingelt. Der Deutsche Hausärzteverband meldet aber auch, dass den Leuten klar sei, dass der Impfstoff knapp bleibt. Aggressive Forderungen nach einem Termin und zwar sofort werden wohl seltener.
In den Praxen stehen derzeit viele Zweitimpfungen an, da gibt es in den nächsten beiden Wochen kaum Kapazität und Impfstoff für Erstimpfungen. Bei Portalen, wo man online Arzttermine vereinbaren kann, sind durchaus Termine zu bekommen – wenn man bereit ist, Astrazeneca oder Johnson & Johnson zu nehmen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die beiden Stoffe allerdings nur für Menschen über 60. Die Risiken von schweren Nebenwirkungen seien für jüngere Menschen nicht tolerabel, da auch risikoärmere Vakzine zur Verfügung stehen, betont Thomas Mertens, der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission.
Eine weitere Chance besteht über die die Betriebsärzte, da hängt alles davon ab, ob die eigene Firma mitmacht. Einen schnellen Weg zur Impfung für alle gibt es aber erst, wenn genug Impfstoff vorhanden ist – und die Knappheit wird auch im Juni anhalten.