"Der Bergbau hat für ganz Deutschland Werte geschaffen, die bis ins Hier und Jetzt hinein reichen. Aber er hinterlässt auch Lasten, um die wir uns verlässlich kümmern werden", sagte der neue Vorstand der RAG-Stiftung, Bernd Tönjes und machte gleich zu Beginn des Jahres-Pressegespräches klar, dass die Arbeit der Stiftung mit dem Ende der aktiven Bergbauzeit erst richtig anfange. Von 2019 an rechnen die Verantwortlichen mit rund 220 Millionen Euro Kosten jährlich. So müssen beispielsweise die stillgelegten Schächte im Ruhrgebiet permanent von Wasser frei gepumpt werden – damit sie nicht volllaufen und letztlich das Grundwasser verunreinigen.
Für diese Aufgaben, sagte Tönjes, sei die RAG-Stiftung gut aufgestellt. Das Vermögen lag Ende 2017 bei etwa 17 Milliarden Euro. "Bei Gründung betrug es rund sechs Milliarden Euro. Das ist eine Steigerung von im Mittel jährlich elf Prozent innerhalb von rund zehn Jahren", erklärte Tönjes.
Kosten in unbestimmter Höhe für unbestimmte Zeit
Im vergangenen Jahr lag das Ergebnis der Stiftung laut Finanzvorstand Helmut Linssen bei 430 Millionen Euro, also weit mehr als die künftig benötigten 220 Millionen pro Jahr. Allein die Kapitalanlagen erzielten eine Rendite von 6,3 Prozent. Außerdem hält die Stiftung mehrere Unternehmens-Anteile, unter anderem am Spezialchemiekonzern Evonik und der Wohnungsgesellschaft Vivawest. Dazu erläuterte Linssen: "Sie sehen hier, dass Evonik noch immer den Großteil unseres Vermögens ausmacht, nämlich 57 Prozent. Unsere diversifizierten Kapitalanlagen nehmen aber an Bedeutung zu und stehen mittlerweile zusammen mit unserer Beteiligung an Vivawest für über 40 Prozent unseres Vermögens."
Mit ihren Milliarden muss die RAG-Stiftung die sogenannten Ewigkeitskosten des Bergbaus schultern – in unbestimmter Höhe und für unbestimmte Zeit. Auch wenn die Verantwortlichen mit rund 200 Millionen Euro Jahreskosten rechnen – wie hoch die Ausgaben auf lange Frist wirklich sein werden, kann kaum jemand abschätzen.
Stiftungsgeld fließt auch in Förderprojekte
Und: Es geht nicht nur um die Umweltkosten, wie Personal-Vorstand Bärbel Bergerhoff-Wodopia hervorhob. Auch in der Gesellschaft reißt das Ende des aktiven Bergbaus eine Lücke: "Zu Beginn des Jahres beendeten die letzten Auszubildenden im Bergbau erfolgreich ihre Ausbildung. Damit ist die RAG, die in den vergangenen Jahrzehnten rund 100.000 junge Menschen ausgebildet hat, als Ausbildungsbetrieb endgültig entfallen."
Ein Teil des Stiftungsvermögens fließt deshalb schon seit Jahren in entsprechende Förderprojekte, von 2013 bis 2017 waren es knapp 40 Millionen Euro. "Im Mittelpunkt unserer Projekte stehen chancenbenachteiligte junge Menschen, die in ihrem persönlichen Umfeld keine ausreichende Unterstützung erfahren."
Emotionaler Höhepunkt am Jahresende
Für Ende des Jahres sind mehrere Veranstaltungen geplant, mit einem laut Bergerhoff-Wodopia "emotionalen Höhepunkt" am 21. Dezember: "Dann werden Bergleute am Schacht Franz-Haniel in Bottrop unwiderruflich die letzte deutsche Steinkohle zu Tage fördern." Eine etwa 200 Jahre lange Ära des Bergbaus wird damit in Deutschland zu Ende gehen. Die Folgen dieses Bergbaus werden aber wohl sicherlich noch genau so lange spürbar sein.