"T minus one minute, mark and counting…"
Der 12. April 1981 war ein Tag, an dem Geschichte geschrieben wurde. Millionen Menschen verfolgten damals die Live-Übertragung aus Florida.
"T minus 40 seconds and counting. The development flight instrumentation recorders are on…"
Auf der Startrampe des Kennedy Space Center stand die komplexeste Maschine, die Menschen je gebaut haben: Ein 2000 Tonnen schweres Fluggerät, das eine neue Ära der Raumfahrt einläuten sollte.
"T minus 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, … we’ve gone for main engine start, we have main engine start, and we have lift-off…"
Auf einem Feuerstrahl stieg das weltweit erste wiederverwendbare Raumfahrzeug in den Himmel.
"14 seconds. Houston now controlling, mission control confirms roll maneuver started…"
Spaceshuttle – Weltraumtaxi – so hatte die Nasa den geflügelten Raumgleiter getauft. Acht Astronauten und 24 Tonnen Nutzlast kann er ins All befördern. Beim Jungfernflug waren nur zwei Mann an Bord. Als die "Columbia" zwei Tage später im Gleitflug auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien einschwebte, hatten sie 37 Mal die Erde umrundet und 1,6 Millionen Kilometer zurückgelegt.
"Das war natürlich schon eine große Errungenschaft, die uns alle beeindruckt hat damals, dass man das tun kann. Wir sind ja eigentlich, meine Generation, groß geworden mit den Apollo-Flügen. Und dann das Shuttle - das war schon ein Meilenstein in der Raumfahrt. Das war von den Wegwerfsystemen in der Apollo-Zeit und davor dann eben ein System, das ja wieder verwendbar sein sollte, mit den verschiedensten Komponenten. Und das war schon ein großer Schritt in dieser Richtung."
Wiederverwendbarkeit statt Wegwerfraketen – das war die Devise bei der Entwicklung der Spaceshuttles, erklärt Dr. Klaus Hannemann, Leiter der Abteilung Raumfahrzeuge beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Göttingen. Die Erwartungen waren groß: Die ‚Weltraumtaxis sollten im Wochentakt abheben und Menschen und Material viel billiger in den Orbit bringen als konventionelle Einweg-Raketen. Doch die Rechnung ging nicht auf. Schon bald nach dem Erstflug war klar: Das Spaceshuttle fit für den nächsten Flug zu machen, war viel teurer als geplant.
"Es wurde zwar ein leistungsfähiges System aber ein schwer wartbares System. Komplex, und wie sich’s gezeigt hat: unzuverlässig. Jedenfalls wenn man von fünf flugqualifizierten Spaceshuttles dann 40 Prozent verliert, das heißt Columbia und Challenger, dann ist es technisch gesehen zwar erfolgreich gewesen. Aber insgesamt ist natürlich der Schatten, der auf die Geschichte der Spaceshuttle-Flotte fallen wird – 14 Astronauten in den Weltraum zu bringen und nicht mehr zurück – eine Niederlage, die man verdauen muss."
Ernst Messerschmid, Professor für Astronautik und Raumstationen an der Universität Stuttgart, flog 1985 selbst mit dem Spaceshuttle. Wenige Monate nach seiner Rückkehr zur Erde explodierte die Raumfähre "Challenger" beim Start. Unfallursache: Ein vor Kälte spröde gewordener Dichtring. US-Präsident Ronald Reagan:
"Today is a day for mourning and remembering. Nancy and I are pained to the core by the tragedy of the Shuttle Challenger. We know, we share this pain with all the people of our country. This is truly a national loss."
Die Challenger-Katastrophe von 1986 zerstörte den Traum vom Taxi ins All. Das Columbia-Desaster von 2003, verursacht durch herabfallenden Isolierschaum, der ein Loch in den Hitzeschild schlug, verhagelte die Bilanz dann endgültig. Statt der veranschlagten 10 Millionen kostete jeder Flug letztlich eine halbe Milliarde Dollar. Einwegraketen wie die russische Sojus oder die europäische Ariane sind billiger, zuverlässiger und sicherer - und werden die geflügelte Konkurrenz deshalb überdauern. Einen Ehrenplatz in der Geschichte der Raumfahrt, hat die Technik-Ikone Spaceshuttle aber dennoch verdient, findet Ernst Messerschmid.
"Natürlich beendet der letzte Flug dann eine Ära, die im Grunde genommen trotz der beiden Unfälle sehr erfolgreich war. Es war die leistungsfähigste Maschine – und wird es auch für lange Zeit bleiben."
Denn trotz aller Pannen und Katastrophen: Das Spaceshuttle hatte auch seine guten Seiten. In seine Ladebucht passten sperrigere Nutzlasten als in jede Raketenspitze. Das europäische Forschungsmodul Columbus zum Beispiel - heute Teil der internationalen Raumstation - konnte nur per Shuttle in den Orbit gelangen, genau wie das legendäre Weltraumteleskop Hubble. Die Flexibilität der bemannten Raumfähren machte zudem erstmals Reparaturmissionen im Orbit möglich: Einsätze, bei denen defekte Satelliten eingefangen, gewartet und wieder frei gesetzt wurden.
Doch all das war gestern. Ähnlich Spektakuläres ist für die 135. und letzte Mission eines Spaceshuttles nicht geplant. Auf ihrem Abschiedsflug soll die "Atlantis" Ersatzteile zur ISS bringen und sieben Tage dort angedockt bleiben. Am 18. Juli soll die in die Jahre gekommene Raumfähre wieder ablegen. Nach dem Zünden der Bremstriebwerke wird die Schwerkraft sie dann ein für allemal einfangen. Wenn alles glatt geht, soll die "Atlantis" am 20. Juli, dem 42. Jahrestag der ersten Mondlandung, auf dem Kennedy Space Center einschweben. Genau dort also, wo 30 Jahre, drei Monate und acht Tage zuvor alles begonnen hatte.
Der 12. April 1981 war ein Tag, an dem Geschichte geschrieben wurde. Millionen Menschen verfolgten damals die Live-Übertragung aus Florida.
"T minus 40 seconds and counting. The development flight instrumentation recorders are on…"
Auf der Startrampe des Kennedy Space Center stand die komplexeste Maschine, die Menschen je gebaut haben: Ein 2000 Tonnen schweres Fluggerät, das eine neue Ära der Raumfahrt einläuten sollte.
"T minus 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, … we’ve gone for main engine start, we have main engine start, and we have lift-off…"
Auf einem Feuerstrahl stieg das weltweit erste wiederverwendbare Raumfahrzeug in den Himmel.
"14 seconds. Houston now controlling, mission control confirms roll maneuver started…"
Spaceshuttle – Weltraumtaxi – so hatte die Nasa den geflügelten Raumgleiter getauft. Acht Astronauten und 24 Tonnen Nutzlast kann er ins All befördern. Beim Jungfernflug waren nur zwei Mann an Bord. Als die "Columbia" zwei Tage später im Gleitflug auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien einschwebte, hatten sie 37 Mal die Erde umrundet und 1,6 Millionen Kilometer zurückgelegt.
"Das war natürlich schon eine große Errungenschaft, die uns alle beeindruckt hat damals, dass man das tun kann. Wir sind ja eigentlich, meine Generation, groß geworden mit den Apollo-Flügen. Und dann das Shuttle - das war schon ein Meilenstein in der Raumfahrt. Das war von den Wegwerfsystemen in der Apollo-Zeit und davor dann eben ein System, das ja wieder verwendbar sein sollte, mit den verschiedensten Komponenten. Und das war schon ein großer Schritt in dieser Richtung."
Wiederverwendbarkeit statt Wegwerfraketen – das war die Devise bei der Entwicklung der Spaceshuttles, erklärt Dr. Klaus Hannemann, Leiter der Abteilung Raumfahrzeuge beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Göttingen. Die Erwartungen waren groß: Die ‚Weltraumtaxis sollten im Wochentakt abheben und Menschen und Material viel billiger in den Orbit bringen als konventionelle Einweg-Raketen. Doch die Rechnung ging nicht auf. Schon bald nach dem Erstflug war klar: Das Spaceshuttle fit für den nächsten Flug zu machen, war viel teurer als geplant.
"Es wurde zwar ein leistungsfähiges System aber ein schwer wartbares System. Komplex, und wie sich’s gezeigt hat: unzuverlässig. Jedenfalls wenn man von fünf flugqualifizierten Spaceshuttles dann 40 Prozent verliert, das heißt Columbia und Challenger, dann ist es technisch gesehen zwar erfolgreich gewesen. Aber insgesamt ist natürlich der Schatten, der auf die Geschichte der Spaceshuttle-Flotte fallen wird – 14 Astronauten in den Weltraum zu bringen und nicht mehr zurück – eine Niederlage, die man verdauen muss."
Ernst Messerschmid, Professor für Astronautik und Raumstationen an der Universität Stuttgart, flog 1985 selbst mit dem Spaceshuttle. Wenige Monate nach seiner Rückkehr zur Erde explodierte die Raumfähre "Challenger" beim Start. Unfallursache: Ein vor Kälte spröde gewordener Dichtring. US-Präsident Ronald Reagan:
"Today is a day for mourning and remembering. Nancy and I are pained to the core by the tragedy of the Shuttle Challenger. We know, we share this pain with all the people of our country. This is truly a national loss."
Die Challenger-Katastrophe von 1986 zerstörte den Traum vom Taxi ins All. Das Columbia-Desaster von 2003, verursacht durch herabfallenden Isolierschaum, der ein Loch in den Hitzeschild schlug, verhagelte die Bilanz dann endgültig. Statt der veranschlagten 10 Millionen kostete jeder Flug letztlich eine halbe Milliarde Dollar. Einwegraketen wie die russische Sojus oder die europäische Ariane sind billiger, zuverlässiger und sicherer - und werden die geflügelte Konkurrenz deshalb überdauern. Einen Ehrenplatz in der Geschichte der Raumfahrt, hat die Technik-Ikone Spaceshuttle aber dennoch verdient, findet Ernst Messerschmid.
"Natürlich beendet der letzte Flug dann eine Ära, die im Grunde genommen trotz der beiden Unfälle sehr erfolgreich war. Es war die leistungsfähigste Maschine – und wird es auch für lange Zeit bleiben."
Denn trotz aller Pannen und Katastrophen: Das Spaceshuttle hatte auch seine guten Seiten. In seine Ladebucht passten sperrigere Nutzlasten als in jede Raketenspitze. Das europäische Forschungsmodul Columbus zum Beispiel - heute Teil der internationalen Raumstation - konnte nur per Shuttle in den Orbit gelangen, genau wie das legendäre Weltraumteleskop Hubble. Die Flexibilität der bemannten Raumfähren machte zudem erstmals Reparaturmissionen im Orbit möglich: Einsätze, bei denen defekte Satelliten eingefangen, gewartet und wieder frei gesetzt wurden.
Doch all das war gestern. Ähnlich Spektakuläres ist für die 135. und letzte Mission eines Spaceshuttles nicht geplant. Auf ihrem Abschiedsflug soll die "Atlantis" Ersatzteile zur ISS bringen und sieben Tage dort angedockt bleiben. Am 18. Juli soll die in die Jahre gekommene Raumfähre wieder ablegen. Nach dem Zünden der Bremstriebwerke wird die Schwerkraft sie dann ein für allemal einfangen. Wenn alles glatt geht, soll die "Atlantis" am 20. Juli, dem 42. Jahrestag der ersten Mondlandung, auf dem Kennedy Space Center einschweben. Genau dort also, wo 30 Jahre, drei Monate und acht Tage zuvor alles begonnen hatte.