Alle Welt gratulierte zum Fahndungserfolg, als Präsident Alberto Fujimori die Verhaftung von Abimael Guzmán bekannt gab, des Chefs der maoistischen Guerilla "Sendero Luminoso" – "Leuchtender Pfad". Ein blutiges Kapitel der peruanischen Geschichte war beendet. Guzmán, der sich - nach Marx, Lenin und Mao - als das "vierte Schwert des Marxismus" verstanden hat, bot der Regierung umgehend Friedensverhandlungen an:
"Mit demselben Nachdruck, mit dem wir früher den Volkskrieg geführt haben, kämpfen wir heute für ein Friedensabkommen."
Die Kommunistische Partei Perus, so der offizielle Name des "Leuchtenden Pfads", hatte 1980 in der andinen Provinz Ayacucho den bewaffneten Kampf aufgenommen. Angeführt wurde die streng hierarchisch organisierte Gruppe von Abimael Guzmán – von Presidente Gonzalo, wie ihn seine Anhänger nannten. Der Jesuitenschüler hatte über Immanuel Kant promoviert und an der Universität von Ayacucho Philosophie unterrichtet, erinnert sich Humberto Hernández, heute Rektor der Universität:
"Guzmán kam 1970 an unsere Universität und bildete nach maoistischem Vorbild Kader aus. Seine Gruppe spaltete sich mehrere Male und gab dann die Parole des bewaffneten Kampfes aus."
Presidente Gonzalo predigte, wie es der Große Vorsitzende Mao Tse Tung gelehrt hatte, den Volkskrieg und die Einkesselung der Städte vom Land her. Die Guerilla legte Bomben an den Botschaften der Volksrepublik China, Nordkoreas und der Sowjetunion. Ihr Hauptoperationsgebiet war das andine Hochland, wo sie Bürgermeister und Dorfbewohner ermordete, von denen sie annahm, dass sie ihr feindlich gesonnen waren, so Rektor Hernández:
"Anfangs verteilten sie Lebensmittel und bestraften die Männer, die ihre Frauen geschlagen haben. Aber weil damit kein Volkskrieg zu führen war, töteten sie immer mehr Menschen. Diese Gewalt führte dazu, dass die Bevölkerung sie total ablehnte. Dann kamen die Streitkräfte der Regierung und machten genau dasselbe, sie mordeten wie Sendero Luminoso."
Der "Volkskrieg" endete mit der Verhaftung Guzmáns im September 1992. 180.000 Menschen sind in diesen zwölf Jahren ums Leben gekommen, heißt es in dem kleinen Museum in Ayacucho, das die Familienangehörigen der Verschwundenen errichtet haben. Davon seien 35.000 von den Streitkräften verschleppt und heimlich ermordet worden, so Maribel Azcarza, die Leiterin der Menschenrechtsgruppe:
"Im ersten Stock sehen Sie eine Ausstellung über die damaligen Geschehnisse, eine Art Landkarte der politischen Gewalt. Wir haben anhand von Zeugenaussagen eine Folterkammer nachgebaut. Menschen-Verschwinden-zu-Lassen - das war die Methode der Militärs, nicht der Guerilla. In meinen Augen war die politische Gewalt der achtziger Jahre kein Bürgerkrieg, wie es oft heißt, denn in einem Bürgerkrieg ist die ganze Bevölkerung beteiligt. Die damalige Auseinandersetzung verlief zwischen den Streitkräften und Sendero Luminoso, angeführt von Abimael Guzmán und einigen Intellektuellen der Universität, die in den bäuerlichen Gemeinschaften ihre Lehren verbreitet hatten. In Ayacucho herrscht extreme Armut."
Guzmán leistete bei seiner Festnahme keine Gegenwehr und rief über das Fernsehen dazu auf, die Waffen niederzulegen. Die Basis verstand die Welt nicht mehr. Aber die meisten gehorchten.
Um den "Leuchtenden Pfad" ist es ruhig geworden. Eine Handvoll seiner Anhänger zog sich ins tropische Tiefland zurück und kassiert bei den Drogenbossen ab. Vereinzelte Attentate lassen darauf schließen, dass die Gruppe nicht gänzlich von der Bildfläche verschwunden ist. In den Slums von Lima tauchen immer wieder Parolen auf, die die Freilassung des "vierten Schwertes der Weltrevolution" und ein Friedensabkommen fordern. Doch politisch spielt der "Leuchtende Pfad" keine Rolle mehr. Die Menschen haben andere Sorgen, die "als normal" geltende Kriminalität bedroht sie fast ebenso sehr wie einst die politische Gewalt. Die soziale Not verschärft sich.
"Mit demselben Nachdruck, mit dem wir früher den Volkskrieg geführt haben, kämpfen wir heute für ein Friedensabkommen."
Die Kommunistische Partei Perus, so der offizielle Name des "Leuchtenden Pfads", hatte 1980 in der andinen Provinz Ayacucho den bewaffneten Kampf aufgenommen. Angeführt wurde die streng hierarchisch organisierte Gruppe von Abimael Guzmán – von Presidente Gonzalo, wie ihn seine Anhänger nannten. Der Jesuitenschüler hatte über Immanuel Kant promoviert und an der Universität von Ayacucho Philosophie unterrichtet, erinnert sich Humberto Hernández, heute Rektor der Universität:
"Guzmán kam 1970 an unsere Universität und bildete nach maoistischem Vorbild Kader aus. Seine Gruppe spaltete sich mehrere Male und gab dann die Parole des bewaffneten Kampfes aus."
Presidente Gonzalo predigte, wie es der Große Vorsitzende Mao Tse Tung gelehrt hatte, den Volkskrieg und die Einkesselung der Städte vom Land her. Die Guerilla legte Bomben an den Botschaften der Volksrepublik China, Nordkoreas und der Sowjetunion. Ihr Hauptoperationsgebiet war das andine Hochland, wo sie Bürgermeister und Dorfbewohner ermordete, von denen sie annahm, dass sie ihr feindlich gesonnen waren, so Rektor Hernández:
"Anfangs verteilten sie Lebensmittel und bestraften die Männer, die ihre Frauen geschlagen haben. Aber weil damit kein Volkskrieg zu führen war, töteten sie immer mehr Menschen. Diese Gewalt führte dazu, dass die Bevölkerung sie total ablehnte. Dann kamen die Streitkräfte der Regierung und machten genau dasselbe, sie mordeten wie Sendero Luminoso."
Der "Volkskrieg" endete mit der Verhaftung Guzmáns im September 1992. 180.000 Menschen sind in diesen zwölf Jahren ums Leben gekommen, heißt es in dem kleinen Museum in Ayacucho, das die Familienangehörigen der Verschwundenen errichtet haben. Davon seien 35.000 von den Streitkräften verschleppt und heimlich ermordet worden, so Maribel Azcarza, die Leiterin der Menschenrechtsgruppe:
"Im ersten Stock sehen Sie eine Ausstellung über die damaligen Geschehnisse, eine Art Landkarte der politischen Gewalt. Wir haben anhand von Zeugenaussagen eine Folterkammer nachgebaut. Menschen-Verschwinden-zu-Lassen - das war die Methode der Militärs, nicht der Guerilla. In meinen Augen war die politische Gewalt der achtziger Jahre kein Bürgerkrieg, wie es oft heißt, denn in einem Bürgerkrieg ist die ganze Bevölkerung beteiligt. Die damalige Auseinandersetzung verlief zwischen den Streitkräften und Sendero Luminoso, angeführt von Abimael Guzmán und einigen Intellektuellen der Universität, die in den bäuerlichen Gemeinschaften ihre Lehren verbreitet hatten. In Ayacucho herrscht extreme Armut."
Guzmán leistete bei seiner Festnahme keine Gegenwehr und rief über das Fernsehen dazu auf, die Waffen niederzulegen. Die Basis verstand die Welt nicht mehr. Aber die meisten gehorchten.
Um den "Leuchtenden Pfad" ist es ruhig geworden. Eine Handvoll seiner Anhänger zog sich ins tropische Tiefland zurück und kassiert bei den Drogenbossen ab. Vereinzelte Attentate lassen darauf schließen, dass die Gruppe nicht gänzlich von der Bildfläche verschwunden ist. In den Slums von Lima tauchen immer wieder Parolen auf, die die Freilassung des "vierten Schwertes der Weltrevolution" und ein Friedensabkommen fordern. Doch politisch spielt der "Leuchtende Pfad" keine Rolle mehr. Die Menschen haben andere Sorgen, die "als normal" geltende Kriminalität bedroht sie fast ebenso sehr wie einst die politische Gewalt. Die soziale Not verschärft sich.