Ihre Wirkung ist beträchtlich. Filmmusik ist so alt wie das Kino selbst. Schon in der Stummfilmzeit wurden Filmvorführungen von Klavierklängen begleitet, um das Rattern der Projektoren zu überdecken und die ungewohnte Dunkelheit des Vorführraums buchstäblich zu überspielen. Im Laufe der Kinogeschichte gingen Filmemacher und Komponisten oftmals spektakuläre Verbindungen ein: Die Geigen-Glissandi des Komponisten Bernhard Hermann für Alfred Hitchcocks "Psycho", die schicksalhafte Mundharmonika von Ennio Morricone in Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" oder auch Georges Delerues Arbeiten für François Truffaut. Doch braucht das Kino tatsächlich immer die Musik?
Musikalische Fastenkur
Die dänische Dogma-Bewegung untersagte ihren Regisseuren und Regisseurinnen Mitte der Neunzigerjahre per Manifest, mit Musik zu arbeiten, deren Tonquelle sich nicht auf dem Set befindet. In Fritz Langs "M" aus dem Jahr 1931 wurde nur geredet und gepfiffen, ein Filmemacher wie Abbas Kiarostami verzichtete in seinen Meisterwerken gänzlich auf einen Soundtrack. Und angesichts der bombastischen Soundtracks, die der deutsche Hollywood-Komponist Hans Zimmer auf die Leinwand bringt, könnte man sagen: Zumindest das Hollywood-Kino braucht weniger Musik. Habe Mut, dich filmmusikalisch keusch zu verhalten!