Hollywood ist in der Krise. Trotz des Riesenerfolgs der Comic-Adaption "Joker" – der Film spielte weltweit mehr als eine Milliarde Dollar ein, und das bei einem relativ moderaten Budget – musste die Produktionsgesellschaft 2019 eine ganze Serie harter Flops auf der Verlustseite verbuchen.
Corona verschärft die Krise
Hollywood-Produktionen sind oft teuer und müssen ihre Produktionskosten an der Kinokasse einspielen. In Coronazeiten, in denen viele Filmstarts verlegt worden sind und erst ganz allmählich wieder Neuproduktionen auf die Leinwand kommen, ist das finanzielle Risiko großer Produktionen noch schwieriger zu kalkulieren.
Die Suche nach der Superformel
Die Filmindustrie, auch jenseits von Hollywood, sucht aber schon immer nach der Superformel. Es gibt Testscreenings, Drehbuchratgeber und Ideen-Schemata wie "Die Heldenreise". Aktuell probiert man es mit Künstlicher Intelligenz.
Der Filmkritiker Rüdiger Suchsland ist skeptisch, was die Berechenbarkeit von Filmerfolgen angeht. Film, sagt er im Dlf, sei von Natur aus ein riskantes Unterfangen. Es gebe kaum eine andere Investition mit einem so ungewissen Ausgang. Denn einen Film zu produzieren, dauere im Schnitt zwei Jahre, und bis er komplett ausgewertet wurde, also vom Kino über DVD, Streaming und TV, vergehen weitere drei Jahre. Mit vielen Filmen wird also erst nach fünf Jahren Geld verdient. Viele Entscheider vertrauen deshalb immer noch auf ihr Bauchgefühl.
Bauchgefühl oder Künstliche Intelligenz?
Der gebürtige Münchner Tobias Queisser bietet mit seiner Firma Cinelytic in Los Angeles Software an, die die Erfolgsaussichten von Filmen nach bestimmten Parametern analysieren will. Cinelytic berät Hollywoodstudios wie Warner. Diese KI funktioniere allerdings nach rein ökonomischen Prinzipien, so Rüdiger Suchsland. Es sei ein bisschen wie Malen nach Zahlen: Schlicht, nicht sehr kreativ, aber innerhalb dieser Grenzen gebe es Möglichkeiten - und sei es nur zum Geldsparen. Filme wie "Toni Erdmann" oder "Systemsprenger" zeigen, dass selbst Verleiher und Filmförderer Projekte falsch einschätzen können. Künstliche Intelligenz werde das kaum ändern, so Suchsland. Es bestehe aber die Gefahr, dass solche statischen Kriterien Einfluss auf die Filmförderung nehmen und bestimmte Stoffe oder Dramaturgien künftig durchs Raster fallen.