Im Wesentlichen entspricht das der jüdischen Tradition: zeitgemäß und in den von der Mehrheitsgesellschaft akzeptierten Stilen und architektonischen Gewohnheiten zu bauen. Im Unterschied zu Moscheen, die traditionell einen Turm für den Gebetsruf verlangen, gibt es solche architektonischen Regeln für das Äußere von Synagogen nicht, was ihre ästhetische Integration in die umgebende Stadt erleichtert. Das entspricht dem Schutzverlangen von Minderheiten, aber auch der Funktion von Synagogen: Sie sind als Versammlungshäuser der Gemeinde gedacht, nicht als Ersatz für den 70 n. Chr. von den Römern zerstörten Tempel in Jerusalem.
Feste Regeln gibt es dagegen für das Innere des Gebäudes: Der dem Gebet gewidmete Synagogenraum soll möglichst von den Gemeinderäumen getrennt sein. In diesem Synagogenraum sollte eine nach Jerusalem gewandte Nische oder ein anderer extra gestellter Bereich für die sichere und abgeschlossene Aufbewahrung der Torarollen vorhanden sein. Darüber hängt traditioneller Weise eine Lampe, deren Licht an jenes Feuer erinnern soll, dass das Volk Israel auf seiner Wanderung von Ägypten nach Israel durch die Wüste leitete. Außerdem muss eine gut von allen Gemeindemitgliedern sichtbare Tribüne, die Bima, vorhanden sein, um darauf die Heiligen Texte zu verlesen. Oft steht diese an der dem Toraschrein gegenüberliegenden Wand. In den Vorraum gehört ein Waschbecken, um sich die Hände zu reinigen.
Zwischen Tradition und Moderne
Vorgesehen ist in den allermeisten Synagogen auch die Möglichkeit, Frauen und Männer voneinander zu trennen - das kann durch eine eigene Empore, die Aufteilung des Raums in zwei Schiffe, sogar durch einen einfachen Wandschirm geschehen. Wenn es diese Aufteilungsmöglichkeit nicht gibt, können orthodoxe und auch viele konservative Juden den Raum nicht mitnutzen, liberale Gemeinden dagegen erlauben das gemeinsame Beten von Männern und Frauen.
Für die architektonischen Formen gibt es keinerlei Regelwert. Alle Versuche, einen speziellen "Syngagogenstil" zu schaffen, sind gescheitert. Auch der aus heutiger Sicht romantische Historismus einer in "maurischen" Formen gehaltenen Berliner Neuen Synagoge oder die nach rheinischen und norddeutschen Vorbildern des Mittelalters, einer Kirche letztlich sehr ähnliche, neuromanische Hamburger Synagoge am heutigen Bornplatz waren zu ihrer Zeit schlichtweg Zeitstil. In den 1920er-Jahren galten vor allem Deutschland, Großbritannien und die USA als Zentren des Versuchs, Synagogen in avantgardistischen Formen zu gestalten, wie sie bis heute etwa in Plauen erhalten sind.
In der Nachkriegszeit wurden manche Synagogen wie die in Görlitz wiederaufgebaut, wenn sie das Pogrom von 1938 und den Krieg überstanden hatten. Andere wie die große neuromanische Synagoge nahe dem Berliner Bahnhof Zoo oder die neubarocke Potsdamer Synagoge und so mancher historische Bau wurden dagegen abgerissen, selbst wenn Teile der Gemeinde sich wieder zusammenfinden konnten: Der Bruch mit der Geschichte durch den Holocaust erschien zu scharf, um an die Vergangenheit des deutschen Judentums anschließen zu können. Seitdem die Gemeinden in den 1990er-Jahren durch die Einwanderung von Juden aus der einstigen Sowjetunion rasant gewachsen sind, stellte sich die Frage der Neubauten ganz neu: Manche von ihnen, wie in München, Mainz oder Dresden gelten als Meisterwerke zeitgenössischer Kult-Architektur, andere wie die in Erfurt sind eher bescheidene Ergänzungsbauten.