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Endlich mal erklärt
Warum ist das hohe C so gefürchtet?

Wenn das hohe C ertönt, spielen die Emotionen auf und vor der Bühne verrückt. Denn der Ton gilt als große Herausforderung für jeden Tenor. Technisch gesehen handelt es sich um das dreigestrichene C, das eigentlich etwas über der Grenze für Tenöre liegt. Aber wie ist der Kult ums hohe C entstanden?

Von Jörn Florian Fuchs |
Der peruansiche Operntenor Juan Diego Flórez singt bei der Eröffnung der Pan-American Games in Lima, 2019
Der Peruaner Juan Diego Flórez gilt als besonders hohes-C tauglich (AFP / Cris Bouroncle)
Vor diesem Ton hat fast jeder Tenor riesigen Respekt. Und dennoch wagen es die meisten dann doch. Es ist schließlich auch peinlich, wenn man es gar nicht erst versucht. Wie etwa José Cura im Jahr 2000 an der Mailänder Scala, da blieb er als Manrico bei Verdis "Troubadour" knapp darunter, was allerdings eine Idee von Dirigent Riccardo Muti war, der es gern historisch genau statt hysterisch akrobatisch nimmt. Verdi wollte den Ton nämlich gar nicht, Applaussüchtige Sänger fügten ihn freimütig hinzu. Über Cura brach damals ein Buhgewitter herein, was ihn wiederum zu einer heftigen Publikumsbeschimpfung veranlasste. Ganz anders war und ist das bis heute bei Juan Diego Flórez, der Peruaner packt alle hohen C's in der Regel mühelos und schwächelt nicht mal, wenn er gleich neun knapp hintereinander singen muss, wie bei Donizettis Oper "Die Regimentstochter".
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Was aber macht genau den Reiz dieser extremen Note aus? Eine Mischung aus Stimmakrobatik und Vokalerotik. Denn eigentlich singen Tenöre durchaus gerne mal hoch, aber so weit oben hört man sie dann doch eher selten. Es ist irgendwie ein weiblicher Ton, den ein Mann singt, der im Gegensatz zu Countertenören sonst reichlich Männlichkeit verströmt. Das zirzensische Element sorgt natürlich für häufige Schweißausbrüche auf und jenseits der Bühne. Wird es klappen? Und wie klingen? Richtig schön ist das hohe C übrigens nicht wirklich, der Ton wirkt nicht nur ob der künstlerischen Kraftprobe ein wenig künstlich. Besitzt man kein absolutes Gehör, kann man sich übrigens leicht vertun. Jonas Kaufmann beglückwünschten einige Rezensenten, darunter auch der Verfasser dieses Textes, vor ein paar Jahren zu einem tollen, präzisen hohen C, das jedoch gar keines war. Eine historische Sache zum Schluss: der Kult ums hohe C begann 1837 in der Pariser Oper, da sang Gilbert-Louis Duprez den Arnold in Rossinis Wilhelm-Tell-Vertonung mit Bruststimme, vorher gab es immer die Kombination aus Brust- und Kopfstimme. Erst die reine Bruststimme jedoch bringt jenes spezifische, klare Strahlen rüber, das tatsächlich einzigartig ist. Wer das kann, wird automatisch und völlig zu Recht zum Ritter vom hohen C geschlagen!