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Endlich mal erklärt
Was ist eine Primadonna?

Die Bezeichnung Primadonna war zunächst ganz wörtlich zu verstehen und meinte die erste Dame und wichtigste Sängerin einer Oper. Heute hat die ursprünglich ganz objektive Bezeichnung einen negativen Beigeschmack - seit Primadonnen nicht mehr nur auf der Bühne zu finden sind.

Von Jörn Florian Fuchs |
Anna Netrebko
Anna Netrebko beherrscht die Selbstinszenierung perfekt - auch dank Instagram und Facebook (Staatsoper Berlin / Vladimir Shirokov)
Im 17. Jahrhundert kam der Begriff Primadonna auf und meinte nicht unbedingt die beste Sängerin einer Oper, sondern die Interpretin der Hauptpartie. Man unterschied zwischen "Primadonna assoluta" und "Primadonna altra", wörtlich übersetzt die "absolute, vollendete" und die "andere, weitere". Je näher das 19. Jahrhundert rückte, desto wertender wird die einst eher neutrale Bezeichnung. Nun ist damit die Allerbeste und Einzigartige gemeint. So etwas feuert natürlich Wettkämpfe auf und jenseits der Bühne an.
Auf einem aufgeschlagenen Kunstlexikon liegt eine Brille
Endlich mal erklärt: Ein Blick hinter die Profisprache der Kunst
Jede Szene pflegt ihre Fachausdrücke, weil sie praktisch sind, griffig und zutreffend. Spezialsprachen verbinden die Wissenden und schließen den Rest aus. Wir erklären endlich mal die Kernbegriffe der Kultur-Spezialsprachen.
Maria Callas und Anna Netrebko
Sängerinnenstars haben Fangemeinden im Publikum und in der Presse - Buhs und Applausstürme, hymnische Kritiken und gnadenlose Verrisse treffen aufeinander. Zickiges Verhalten, Divenattüde, Arroganz sind die negativen Charaktereigenschaften, die den Primadonnen mal zu Recht, mal zu Unrecht angeheftet werden. Heute denkt man beim Begriff Primadonna am ehesten an Maria Callas oder an die in den sozialen Medien überaus präsente Anna Netrebko, die das typische "Primadonnengehabe" wohl am ehesten durch ihre Selbstinszenierung auf Facebook oder Instagram auslebt.
Primo uomo
Übrigens gab es bis in die 1830er Jahre auch einen Primo uomo. Dieser "erste Mann" war meist ein Kastrat. Als diese vor allem aus medizinisch-ethischen Gründen verschwanden, nahmen sie den Begriff gleich mit.