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Endspiel ums Klima
"Sport hat die Möglichkeit, Leute für das Thema zu mobilisieren"

Zum Abschluss unserer Klimaschutz-Serie bringen wir im Sportgespräch verschiedene Sichtweisen des Themas zusammen: Der Sport-Dachverband, ein engagierter Bundesliga-Verein und ein Umweltforscher, der im Sport großes Potenzial für die Sensibilisierung für das Thema sieht.

Bianca Quardokus, Henning Wilts und Stephan Bandholz im Gespräch mit Jonas Reese |
Sportler sollen für den Klimaschutz gewonnen werden
Sportler sollen für den Klimaschutz gewonnen werden (imago/potocase)
Henning Wilts sagt, die Lage beim Klimawandel könne kaum brisanter sein. Ein systemischer Wandel sei nötig. Wilts ist Direktor für Kreislaufwirtschaft beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. Er forscht zu Möglichkeiten, schonender mit der Umwelt umzugehen und die Klimaveränderungen nicht zu verstärken. Wilts sieht im Sport vor allem einen möglichen Multiplikator für Klimaschutzthemen.
"Der Sport hat die Möglichkeit, Leute für dieses Thema zu emotionalisieren, zu mobilisieren, die wir sonst überhaupt nicht erreichen. Und ich glaube, das ist die große Herausforderung: Da Vorbild zu sein, konkrete Möglichkeiten aufzuzeigen. Und das Ganze in einem Kontext, wo die Leute total gerne hingehen oder selber Sportmachen."
"Sportorganisationen in der Verantwortung"
Auch Bianca Quardokus, Referentin für Nachhaltigkeit beim Deutschen Olympischen Sportbund, sieht den Sport als möglichen Multiplikator für den Klimaschutz. Für die verschiedenen Sportverbände gebe es verschiedene Möglichkeiten:
"Klimaschutz ist im Fußball wahrscheinlich was anderes, als beim Skifahren oder beim Kanufahren. Und ich denke, da sind die Sportorganisationen in der Verantwortung, das Thema für sich und für ihre Sportart und für ihre Organisation aufzugreifen. Und da passiert in den letzten Jahren auch schon ganz schön viel."
Quardokus plädiert dafür, überhaupt erst einmal in Sportvereinen und bei Sportveranstaltungen den Klimaschutz mitzudenken. Organisatoren sollten sich nicht abschrecken lassen, sich langsam verbessern. Ähnlich argumentiert Henning Wilts. Er empfiehlt, sich Ziele zu stecken, die wirklich erreichbar sind.
"Umweltschutz nicht unsere Kernkompetenz"
Stephan Bandholz ist beim FSV Mainz 05 mit den Themen Nachhaltigkeit und Ökologie beschäftigt. Der Verein sieht sich in der Bundesliga als Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Ehemaliger Hauptsponsor ist ein Ökostrom-Anbieter. Gemeinsam mit dem Unternehmen suchte der Verein nach Klimaschutzverbesserungen und setzte sie um. Mainz 05 ist nun nach eigenen Aussagen der erste klimaneutrale Bundesligist. Dennoch sieht Bandholz Schwierigkeiten:
"Man darf nicht vergessen, dass das Thema Umweltschutz nicht unsere Kernkompetenz ist. Wir sind ein Bundesligaverein, der ganz viele Auflagen auch von außen erfüllen muss, um Dinge für unsere Profisportler so zu gestalten, dass wir sportlich erfolgreich sind."
Von den Maßnahmen zum Klimaschutz, sagt Bandholz, sei der Verein aber ehrlich überzeugt und halte sie für richtig. Und das nicht nur, wenn sie auch finanziell gut umzusetzen seien.
Das gesamte Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.