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Endspurt im Weihnachtsgeschäft
Deutsche konsumieren verhalten optimistisch

Der Brexit und der Handelskonflikt zwischen den USA und China dämpfen die Kauflaune der Deutschen – allerdings nur wenig, wie aus der neuen Konsumklimastudie des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK hervorgeht. Der Einzelhandel strebt sogar auf eine Rekordmarke im Weihnachtsgeschäft zu.

Von Mischa Ehrhardt |
    Einkaufszentrum in Innsbruck in der Vorweihnachtszeit
    Die Deutschen sind in der Vorweihnachtszeit durchaus in Kauflaune - trotz getrübter Aussichten für 2019 (imago/Eibner Europa)
    Konsumenten sind zum Jahresende verhalten optimistisch. So kann man das von den Konsumforschern der GfK veröffentlichte Konsumklima deuten. Zum einen trüben Probleme wie der Handelskonflikt zwischen USA und China, aber auch der drohende ungeregelte Brexit das Bild. Beide Risiken haben das Potenzial, die Wirtschaft deutlich abzubremsen. Dennoch rechnen die Verbraucher mit steigenden Einkommen – und das wirkt sich positiv auf ihren Konsum aus.
    Der Konsum in Deutschland ist stabil, meint denn auch der Chefvolkswirt der Deka-Bank, Ulrich Kater, auch wenn man das aus dem bisherigen Weihnachtsgeschäft nicht ganz einfach herauslesen kann: "Wir wissen, dass sich die Einkaufsmuster verschieben, dass nicht jeder sich in den Vorweihnachtsstress stürzt, sondern dass die Kaufperiode einfach länger ist. Und der Online-Handel tut das Übrige dazu, dass die herkömmlichen Berichtswege und Zahlen nicht mehr ganz vergleichbar sind. Also der Schlussstrich unter das Weihnachtsgeschäft, das sehen wir aus den letzten Jahren auch immer mehr, wird immer später gezogen."
    Einzelhandel vor Umsatzrekord
    Das kann auch der deutsche Einzelhandelsverband HDE bestätigen. Jüngst hatte der Branchenverband gemeldet, dass das diesjährige Weihnachtsgeschäft eher schleppend anlaufe. Dennoch schicken die deutschen Einzelhändler sich an, in diesem Jahr vielleicht erstmals im Weihnachtsgeschäft über die Umsatzmarke von 100 Milliarden Euro zu kommen. Niedrige Arbeitslosigkeit und steigende Löhne lassen die Konsumenten offenbar insgesamt tiefer in die Taschen greifen.
    Allerdings verschieben sich Konsumgewohnheiten, stellt HDE-Sprecher Kai Falk fest: "Der Einzelhandel insbesondere in den Innenstädten berichtet, dass die Frequenzen im Vergleich zum Vorjahr noch einmal leicht zurückgegangen sind. Das heißt: Immer mehr Kunden kaufen im Netz und eben nicht im stationären Einzelhandel in der Innenstadt. Deshalb sind auch die Händler am zufriedensten, die sowohl einen Onlineshop als auch ein Ladengeschäft haben".
    Verschiedene Verkaufskanäle als Erfolgsmodell
    Das Zauberwort der Einzelhandelsmoderne in diesem Zusammenhang heißt Multichanel – es ist die Kunst, verschiedene Verkaufskanäle gleichzeitig zu bespielen: "Das heißt also, die Geschäfte in der Stadt müssen genauso professionell betrieben werden, wieder der Online-Shop oder eben auch das Angebot auf einem Marktplatz der Online-Plattformen. Die Händler, die hier unterwegs sind - auf verschiedenen Kanälen - die sagen eben, die Umsatzerwartungen sind weitgehend positiv."
    Giganten wie der Online-Händler Amazon sind also zwar eine Konkurrenz, es gibt aber - zumindest für größere und wendigere Einzelhändler die Möglichkeit, Geschäftsräume zu verteidigen. Übrigens hat in diesem Jahr mit dem aus den Vereinigten Staaten herüber geschwappten Black Friday das Weihnachtsgeschäft etwas früher als üblich begonnen.
    Der richtige Ansturm kommt noch
    Für viele Einzelhändler aber steht der richtige Ansturm in diesem Jahr kauffreudiger Konsumenten erst noch an, meint Kai Falk: "Nun so kurz vor Heiligabend erwarten wir, wie in jedem Jahr, dass das Geschäft noch einmal deutlich anzieht. Das heißt also, die letzten Geschenke werden gekauft oder auch die Festtagstafel wird bestückt. Gerade der Lebensmittelhandel dürfte sich noch einmal auf einen richtigen Ansturm vorbereiten".