Rund 40 Prozent der Energie verbrauchen die Deutschen für das Wohnen, den weitaus größten Teil davon als Heizenergie. Um unsere Klimaschutzziele zu erreichen sollen bis 2020 schon 20 Prozent und bis 2050 dann sogar 80 Prozent der derzeit verwendeten Heizenergie eingespart werden. Der verbleibende Rest soll dann aus erneuerbaren Energien bestritten werden. Damit der Plan aufgeht, müssten allerdings die Hausbesitzer mitziehen und ihre Gebäude energetisch sanieren – so umfangreich, dass auch der größte Teil der Altbauten die neuen Standards erfüllen. Aus deren Sicht bringt das aber häufig mehr Ärger als Nutzen, sagt Corinna Kodim vom Verband der Haus und Grundbesitzer.
"Dann ist also von Schimmelproblemen die Rede, weil die Gebäude einfach mal zu dicht sind, dann ist die Haltbarkeit infrage gestellt, man hat einen höheren Instandsetzungsaufwand, gerade wenn man Gebäude dämmt. Oder das ganz heiße Thema Brandschutz bei Polystyrol gedämmten Fassaden. Da sind so viele Meldungen aufgetaucht, die natürlich die Eigentümer sehr verunsichert haben."
Vielen Hausbesitzern ist die Investition zu teuer
Ein Prozent der bestehenden Gebäude in Deutschland werden Schätzungen zufolge jährlich - in unterschiedlichem Ausmaß - saniert. Das Doppelte wäre aber nötig, um den Gebäudebestand bis 2050 auf dem geforderten Standard zu haben, sagt Julika Weiß vom Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin. Vielen Hausbesitzern sei aber die Investition schlicht zu teuer. Abhängig davon, ob Fenster ausgetauscht werden, die Fassade eine Wärmedämmung bekommt, das Dach saniert oder die Heizungsanlage modernisiert wird, könne sich diese Investition erst Jahrzehnte später rechnen. Es gebe aber auch Argumente dafür:
"Wenn ich andere Entscheidungen treffe, bei einem neuen Bad zum Beispiel frage ich ja auch nicht nur, kriege ich das wieder rein durch die verringerten Wasserbedarfe, die ich habe durch den neuen Duschkopf, sondern da denke ich mir, ich möchte eine schönere Umgebung haben, ich möchte schöner wohnen, ich möchte komfortabler wohnen und häufig sind energetische Sanierungen ja auch kombiniert mit ästhetischen Verbesserungen und einem Komfortgewinn. Ich kann mich danach wieder mit meinem Sessel an das Fenster setzen und es zieht nicht."
Das mag für Besitzer von selbstbewohntem Häusern und Eigentumswohnungen ein wichtiger Gesichtspunkt sein. Bei den Eigentümern von Mietshäusern hilft das Argument oft wenig, so der Verband der Haus und Grundbesitzer. Viele Eieigentümer scheuen nämlich nicht nur die hohen Kosten, sondern auch Ärger mit ihren Mietern:
"Während ja vor Jahren Mieter noch gefordert haben, dass der Eigentümer modernisiert und Dämmung ranbringt, weil sie hätten ja so hohe Heizkosten. Das hat sich jetzt doch ins Gegenteil gekehrt. Viele Mieter fürchten, dass der Vermieter großartig modernisiert und dämmt und das dann auf die Kaltmiete umlegt und mittlerweile hat es sich rumgesprochen, dass sich das natürlich nicht rechnet in den Energiekosteneinsparungen, zumal ja die Energiepreise Gas und Öl momentan ja recht günstig sind."
Fördermittel von bis zu 20 Prozent möglich
Immerhin: Es gibt Fördermittel von bis zu 20 Prozent der Gesamtinvestitionssumme über günstige KfW-Kredite. Doch damit kann nur rechnen, wer mehr macht, als die ohnehin gerade gültigen Standards zu erfüllen, also wer zum Beispiel eine besonders gute und dicke Dämmung anbringt. Der Verband der Haus- und Grundbesitzer empfiehlt seinen Mitgliedern auf jeden Fall die sowieso gesetzlich vorgeschriebene Dämmung der obersten Geschossdecke oder den Austausch der Heizungsanlage. Eine umfangreiche energetische Sanierung mit Dämmung der Fassade rechne sich erst wenn zum Beispiel die Fassade ohnehin fällig ist oder bei Energiekosten von mehr als 20 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Normal sind für die meisten Altbauten sieben bis zwölf Euro. Auch der Verband für ökologische Wirtschaftsforschung fordert mehr direkte Zuschüsse oder steuerliche Anreize. Vor allem ältere Hausbesitzer seien aber auch mit der Bürokratie und Organisation einer Sanierung überfordert. Julika Weiß plädiert für bessere Beratung:
"Wie leicht zugängliche Anlaufstellen, wo ich hingehen kann, wo ich alles bekomme, wo ich alle Informationen bekomme, wo ich rausfinde, welcher Handwerker das gut machen kann."
Laut einer Emnid-Umfrage im Auftrag der Allianz für Gebäude Energie Effizienz halten drei Viertel der Befragten Hausbesitzer eine energetische Gebäudesanierung für das Gelingen der Energiewende für sinnvoll. 70 Prozent glauben, dass eine bessere Förderung für die Motivation von besonderer Bedeutung ist.