Archiv


Energetische Sanierung rechnet sich

Die Mauern sind kalt, es zieht durch die Fensterritzen und die Heizung ist auch in die Jahre gekommen, das treibt die Heizkosten immer höher. Eine energetische Sanierung kann Abhilfe schaffen, aber auch zehntausende Euro kosten. Laut der Deutschen Energieagentur (dena) rechnet sich eine energetische Sanierung.

Von Dieter Nürnberger |
    In der Tat gab es 2011 einen erheblichen Rückgang bei der Gebäudesanierung in Deutschland. Ein Minus von 30 bis 40 Prozent habe es gegeben, teilte heute Vormittag die Deutsche Energieagentur mit. Die Gründe sind vielschichtig – zum einen hat die politische Diskussion über die Fördersumme sicherlich zur Verunsicherung beigetragen, hinzu kommt, dass auch das Thema selbst oft von kritischen Tönen begleitet war – "Lohnt sich eine energetische Gebäudesanierung wirklich, oder zahlt man am Ende drauf?"

    Zumindest in einem wichtigen Bereich dieses Themas herrscht zumindest seit Ende vergangener Woche wieder Klarheit. Denn der Haushaltsausschuss des Bundestags hat die Mittel für die CO2-Gebäudesanierung nun letztendlich freigegeben: Das heißt konkret, dass bis 2014 jährlich 1,5 Milliarden Euro für entsprechende Gebäudesanierungsprogramme, gefördert durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau, zur Verfügung stehen werden.

    Zu einer besseren Information will nun auch die Deutsche Energieagentur beitragen. Man legte soeben in Berlin eine Studie vor, die Ein- und Zweifamilienhäuser im Blickpunkt hat. Diese Untersuchung enthält unterschiedliche Rechenszenarien, aber die Botschaft ist klar: Eine energetische Sanierung rechnet sich, sagt Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energieagentur, der dena.

    "Bis zu 70 Prozent Energieeinsparung kann heutzutage wirtschaftlich realisiert werden. Wir haben dabei den heutigen Energiepreis unterstellt – das sind ungefähr acht Cent pro Kilowattstunde. Das haben wir als Basis genommen, egal ob es sich um Öl oder Erdgas handelt. Wenn Sie Ihr Gebäude energetisch sanieren, dann haben Sie Kosten von 7,1 bzw. 7,7 Cent pro Kilowattstunde. Also: Es gibt eine eindeutige Wirtschaftlichkeit, ein wichtiges Signal für den Markt."

    Ein- und Zwei-Familienhäuser machen immerhin rund 40 Prozent des Gebäudebestandes in Deutschland aus. Also eine recht wichtige Größe. Die unterstellte, energetische Sanierung betraf drei wesentliche Punkte: zum einen die Dämmung von Fassade, Dach und auch Keller. Hinzu kommen noch der Einbau von neuen Fenstern und eine neue, effiziente Heizungsanlage. Das alles sind natürlich Investitionskosten von mehreren 10.000 Euro. Aber, so Stephan Kohler, die Wirtschaftlichkeit sei erwiesen und die Kosten würden auch nach einem fest umrissenen Zeitraum wieder reinkommen, sich amortisieren.

    "Bei dem heutigen Ölpreis, den wir unterstellt haben, gibt es eine durchschnittliche Amortisationszeit zwischen 13 und 17 Jahren. Das kommt natürlich auch auf das Gebäude an, bei einem denkmalgeschütztem Gebäude dauert es natürlich etwas länger. Bei einem normalen 70er-Jahre-Bau, der auch nicht von der Architektur her besonders anspruchsvoll ist, liegen Sie dann bei 13 Jahren. In diesem Zeitraum haben Sie also Ihr Geld wieder raus."

    Rund 40 Prozent der Energie wird in Deutschland durch den Gebäudebereich verbraucht. Hinzu kommt, dass die Gebäude auch zu rund 30 Prozent des gesamten C02-Ausstosses beitragen. Deshalb haben Experten stets von einem schlafenden Riesen gesprochen, soll heißen, die Einsparpotenziale sind enorm.

    Die Politik hat hier folgende Ziele formuliert: Bis 2020 soll der Wärmebedarf von Gebäuden um 20 Prozent reduziert werden. Bis 2050 sollen es sogar 80 Prozent sein. Dank der Entscheidung des Haushaltsausschusses hofft dena-Geschäftsführer Stephan Kohler nun auch auf wieder steigende Sanierungszahlen. Mittelfristig müsse die Politik aber mehr Geld in die Hand nehmen.

    "Jetzt haben wir 1,5 Milliarden Euro. Wir empfehlen neben diesem Betrag und dem damit verbunden KfW-Programm noch eine zusätzliche, steuerliche Abschreibung. Wir sollten das Gebäudesanierungsprogramm dann auf rund 2,5 Milliarden anheben. Zusammen mit der Abschreibung würde man dann auch ein Fördervolumen von rund fünf Milliarden Euro jährlich kommen. Dann können auch die Ziele der Bundesregierung erreicht werden. Haben wir diese Förderprogramme nicht, dann haben wir allerdings die Befürchtung, dass Deutschland die Energieeffizienzziele der Bundesregierung nicht erreicht."

    Energieeinsparende Gebäudesanierung lohnt sich also, sagt die dena. Sie sei aber auch kein Selbstläufer, die Politik müsse dafür weiterhin attraktive Konditionen bereitstellen.