Wenn Jascha Philipp Braun durch die Straßen von Berlin schlendert, dann wandert sein Blick über die Fassaden - und: Er klopft.
"Ich klopfe sehr oft. Wenn ich ein Haus sehe, dessen Erscheinungsbild mir nicht zusagt, dann frage ich mich oft, wurde es von außen gedämmt? Und dann klopfe ich, und es hört sich irgendwie falsch an."
Und es sieht auch falsch aus, findet Jascha Philipp Braun. So wie hier, an einer Straßenkreuzung in Berlin-Pankow.
"Dieser Altbau wurde energetisch saniert und hat dabei seine historische Stuckfassade verloren, weil man von außen Dämmplatten angebracht hat. - Wie sah das Haus vorher aus? - Das Haus ist einige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg vermutlich entstanden und besaß zum einen sehr viele Gesimse, die die Fassade gegliedert haben, zum anderen gab es an der Ecke des Hauses einen Schmuckgiebel und die Fenster waren mit floraler Ornamentik geschmückt."
Der Stuck wurde abgeschlagen, die Fassade mit Dämmplatten beklebt und in dunklem Orange gestrichen. Für Braun ein baukulturelles Desaster. 28 Jahre ist er alt, er schreibt gerade an der TU Berlin seine Doktorarbeit über Architekturgeschichte. Die deutsche Dämmpraxis ärgert ihn so sehr, dass er mit einigen Gleichgesinnten eine Bürgerinitiative gegründet hat: "Gegen die Zerstörung historischer Fassaden durch Wärmedämmung". Er und seine Mitstreiter schreiben Briefe an Politiker und Stadtverwaltungen, auf einer Internetseite dokumentieren sie umstrittene Sanierungen.
"Am meisten stört mich, dass in naher Zukunft regionaltypische Stadtbilder nicht mehr erlebbar sind. Weil sowohl Fachwerkhäuser in Hessen als auch Klinkergebäude in Hamburg oder Gründerzeitvillen in Düsseldorf von außen gedämmt sind."
Von außen gedämmt, damit die kostbare Wärme drinnen bleibt - das ist die Idee. Denn Tatsache ist: In Deutschland werden rund 40 Prozent der Energie in Gebäuden verbraucht - vor allem für Heizung und warmes Wasser. Das will die Bundesregierung ändern. Sie unterstützt die energetische Sanierung allein in diesem Jahr mit 1,8 Milliarden Euro, vor allem über zinsgünstige Kredite und Förderprogramme der KfW-Bank. Bis 2050 sollen alle Gebäude nahezu klimaneutral sein, also etwa 80 Prozent weniger Energie verbrauchen als im Referenzjahr 2008. Deshalb werden immer mehr Häuser mit sogenannten Wärmedämmverbundsystemen eingepackt, die aus Dämmstoff, Kleber und Putz bestehen.
Umstrittenes Dämmmaterial Polystyrol
Das Dämmmaterial ist meistens Polystyrol, ein aufgeschäumter Kunststoff, hergestellt aus Erdöl, auch bekannt unter dem Markennamen Styropor. Doch das Material ist umstritten.
"Das große Problem ist gerade bei der Polystyrol-Dämmung, dass die Lebenserwartung der Dämmplatten relativ gering ist. Man geht davon aus, dass sie 20 oder 30 Jahre an der Fassade bleiben können, dann ersetzt werden müssen."
Doch nicht nur die Entsorgung ist ein Problem. Auch der Brandschutz bereitet Fachleuten Kopfzerbrechen. Brände polystyrolgedämmter Häuser haben mittlerweile auch die Politik aufgeschreckt: Ab morgen beschäftigt sich in Chemnitz die Bauministerkonferenz einmal mehr mit diesem Thema. Mit dabei ist auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, zu deren Ressort das Bauen gehört. Doch zu einem Interview war sie nicht bereit. Die Pressestelle ließ telefonisch ausrichten, dies sei ein Randthema, die Ministerin habe andere Prioritäten. Dafür hat ihr Staatssekretär Gunther Adler Zeit:
"Ich glaube, da ist der Ruf schlechter, als das Material tatsächlich ist. Die Dämmindustrie hat da sehr, sehr große Fortschritte gemacht."
Polystyrol ist brennbar. Deshalb nutzen die Hersteller Flammschutzmittel, bislang vor allem das hochgiftige HBCD, das eigentlich weltweit verboten ist. Für die Dämmstoffplatten gilt aber eine Ausnahme, hier darf HBCD noch eingesetzt werden. Einige Hersteller haben ihre Produktion bereits umgestellt auf weniger problematische Flammschutzmittel. Mit einem dieser Stoffe behandelt, gilt Polystyrol, also Styropor als schwer entflammbar - das heißt, es dauert eine bestimmte Zeit, bis es brennt. Passiert das dennoch, dann fürchten Feuerwehrleute vor allem schwer kontrollierbare Fassadenbrände und giftige Dämpfe. Allerdings gibt es Vorschriften für sogenannte Brandschutzriegel aus nichtbrennbarem Material in jedem zweiten Geschoss. Sie sollen verhindern, dass Flammen, die aus einem Fenster schlagen, auf die Fassade übergreifen.
"Also beim Brandschutz sind wir schon sehr weit."
Umweltbelastung durch Chemikalien und beim Rückbau
Doch nicht nur die Feuergefahr hat die Polystyroldämmung in Verruf gebracht. Die verpackten Fassaden werden auch oft mit Chemikalien behandelt, um Algenbewuchs zu verhindern. Studien zufolge geraten diese Stoffe nach und nach mit dem Regen ins Grundwasser und das angrenzende Erdreich. Umstritten ist auch die Entsorgung der Wärmedämmverbundsysteme, wenn sie nach einigen Jahrzehnten abgenommen und erneuert werden müssen. Das Dämmmaterial Polystyrol darf nicht auf die Mülldeponie, unter anderem wegen der erwähnten Flammschutzmittel. Das Material soll in Müllverbrennungsanlagen vernichtet werden, doch dafür muss es erst mal von Putz und Kleber getrennt werden. Bauarbeiter halten das für nicht praktikabel. Experten des Umweltbundesamtes fordern eine gesetzliche Lösung für den sogenannten selektiven Rückbau, bei dem die Materialien einzeln entsorgt werden können - was allerdings umständlich und teuer ist. Im Umweltministerium gibt es dennoch keine Skrupel:
"Skrupel wäre das falsche Wort. Aber da gibt es berechtigte Fragen, da gibt es auch nichts unter den Tisch zu kehren. Da gibt es im Moment noch Forschungsbedarf."
Forschungsbedarf räumt der Staatssekretär also ein, obwohl das Material bereits seit Langem großflächig eingesetzt wird. In den vergangenen 35 Jahren wurden in Deutschland 900 Millionen Quadratmeter Wärmedämmverbundsysteme verbaut, 80 Prozent davon mit Polystyrol als Dämmstoff. Gunther Adler gibt sich jedoch optimistisch, dass eine Lösung gefunden wird - bevor die Fassaden auf den Müll müssen:
"Wenn wir da schon heute die Forschung anlaufen lassen und fragen, was passiert eigentlich in 30, oder 40 oder 50 Jahren, wenn das dann mal in die Müllverbrennungsanlage geht, da sollten wir doch offen für technischen Fortschritt in Deutschland sein, dass es unserer Industrie und unserer Forschung gelingen wird, beispielsweise Filteranlagen zu entwickeln, die wirklich garantieren, dass hundert Prozent aller Schadstoffe abgefangen werden."
Kritik an der Polystyrol-Dämmung
Brandschutz, Giftstoffe, Entsorgung - das sind häufig formulierte Kritikpunkte an der Polystyrol-Dämmung. Sie gilt außerdem, als leicht zu beschädigen - etwa durch angelehnte Fahrräder, Spechte oder spielende Kinder.
"Das ist in meinen Augen kein praxistaugliches Material. Deshalb würde ich unseren Mitgliedern eigentlich von der Anwendung von Polystyrol generell abraten", sagt Corinna Kodim. Sie ist Energiereferentin beim Eigentümerverband Haus und Grund. Die Energieeinsparverordnung kennt sie in- und auswendig, und über vieles kann sie nur den Kopf schütteln. Von Polystyrol als Dämmstoff hält sie nichts, auch weil sich in den dicht verpackten Häusern oft Schimmel bilde - man könne eben kaum so viel lüften, wie nötig wäre. Selbst die versprochenen Energieeinsparungen zieht die Ingenieurin Corinna Kodim in Zweifel. Und für die Eigentümer rechne sich die Investition meistens erst nach 25 Jahren - wenn es gut läuft:
"Tendenziell liegen die Amortisierungszeiten bei 50 bis 65 Jahren bei einer Volldämmung des Gebäudes."
Corinna Kodim rät nur dann zur Fassadendämmung, wenn der Putz schon bröckelt und der Hausbesitzer ohnehin dringend etwas tun muss. Ansonsten sei es möglicherweise sinnvoller, erst mal nur eine neue Heizung einzubauen oder Dach und Kellerboden zu dämmen.
"Es gibt keinen Zwang, diese oder jene Fassade so oder so zu gestalten", sagt Umweltstaatssekretär Gunther Adler. Allerdings sieht die Energieeinsparverordnung vor, dass energetisch gedämmt werden muss, sobald zehn Prozent einer Fassade saniert werden. Ausgenommen sind Häuser unter Denkmalschutz - doch das gilt nur für drei Prozent der Gebäude in Deutschland.
Bundesregierung rührt die Werbetrommel
Natürlich gibt es noch andere Dämmstoffe wie Mineralwolle oder Holzfaser - doch Polystyrol ist eben besonders preiswert und leicht zu verarbeiten. Wenn es nach der Bundesregierung ginge, würde in Deutschland noch viel mehr gedämmt - derzeit werden jedes Jahr nur etwa ein Prozent der Häuser energetisch saniert. Zwei bis drei Prozent wären aber wohl notwendig, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen. Auch deshalb rührt die Regierung die Werbetrommel. Unterstützt wird sie dabei vor allem von der Dena, der Deutschen Energie-Agentur.
"Die Dena ist ein neutrales Kompetenzzentrum für die Umsetzung der Energiewende. Wir sind vor 14 Jahren gegründet worden, wir machen Kampagnen, wir machen Studien, wir führen Projekte durch", sagt Dena-Geschäftsführer Stephan Kohler. Das neutrale Kompetenzzentrum, wie er es nennt, ist ein halbstaatliches Unternehmen; Gesellschafter sind neben dem Bund auch die KfW-Bankengruppe, die Allianz, die Deutsche Bank und die DZ Bank. Studien und Projekte werden unter anderem von der Dämmstoffindustrie unterstützt oder finanziert. So auch die aktuelle, branchenübergreifende Sanierungskampagne mit dem Titel "Die Hauswende". Im März gab Umwelt- und Bauministerin Barbara Hendricks den Startschuss. 2,5 Millionen Euro kostet die Kampagne allein in diesem Jahr, die Hälfte davon kommt aus der Wirtschaft, etwa der Dämmstoff- und Heizungsindustrie. Hier sei nicht klar, wem die Kampagne eigentlich nutzen soll, kritisiert Timo Lange von LobbyControl, einer Initiative für mehr Transparenz und demokratische Kontrolle.
"Ja, von außen ist es für die Bürgerinnen und Bürger oft gar nicht so einfach, zu erkennen, welche Interessen werden da eigentlich vertreten? Ist das jetzt das öffentliche Interesse, für das die Dena steht? Sind das Brancheninteressen, sind das private Interessen, wie kann das auseinandergehalten werden?"
Wenn die Kampagnen der Dena mit einem schwarz-rot-goldenen Logo versehen sind, würden sie natürlich besonders offiziell wirken, sagt Timo Lange.
"Und da fragt man sich doch, das wird mit Steuergeldern bezahlt - die Dena bekommt jedes Jahr zwischen neun und zehn Millionen Euro aus der Staatskasse. Warum wird da eigentlich eine Lobbyorganisation, Lobbykampagne finanziert, die die Interessen dieser Branche vertritt."
Deutschlands Vorreiterrolle beim Dämmen - ist das also auch eine große Erfolgsgeschichte des Lobbyismus? Umwelt-Staatssekretär Gunther Adler hält das für völlig abwegig:
"Ist die Frage jetzt ernsthaft gestellt?"
Seiner Meinung nach soll die Dämmindustrie nicht nur hierzulande gutes Geld verdienen:
"Ich sehe neben den ganzen CO2-Einspar-Effekten, die man dabei hat, unter anderem auch einen wichtigen Bereich für unsere Dämmindustrie, damit einen wichtigen Exportschlager aufzubauen, denn damit sind wir weit voraus gegenüber anderen Ländern."
Marktführer für Dämmstoffe
Marktführer für Dämmstoffe aus Polystyrol ist der Chemiekonzern BASF, mit Hauptsitz in Ludwigshafen. Styropor gehört zu seinen bekanntesten Marken. Das Werksgelände ist groß wie eine eigene Stadt mit Industriegebäuden aus dunkelrotem Backstein. Die Straßen sind nach BASF-Marken benannt, Arbeiter radeln in Blaumännern und mit Helm auf dem Kopf über das Gelände.
"So, wer braucht jetzt noch einen Helm, oder wie?"
In Ludwigshafen produziert BASF den Werkstoff Neopor: Schwarze kleine Kügelchen; ein Granulat, das die Kunden von BASF aufschäumen zu Platten oder Blöcken, die dann, passend zurechtgeschnitten, etwa an Fassaden, Decken, im Keller oder am Dach angebracht werden können. Neopor ist eine Weiterentwicklung von Styropor: Grafit färbt das Material dunkel und reflektiert die Wärmestrahlen, damit es noch besser isoliert.
"Ja, das alles, um diese kleinen Kügelchen herzustellen,"
Klaus Ries hat zum dunklen Anzug Helm und Schutzbrille aufgesetzt und zeigt die Fabriken, in denen Neopor produziert wird. Der promovierte Betriebswirt ist bei BASF verantwortlich für das europäische Geschäft mit styrolbasierten Schäumen.
"Die Anlage ist jetzt seit 2012 in Betrieb, und wir haben damit großen Erfolg im Markt."
Wie groß der Erfolg tatsächlich ist, will Klaus Ries aber nicht verraten: Verkaufszahlen sind Geschäftsgeheimnis. Immerhin die Kapazitäten sind bekannt: Mehr als 800.000 Tonnen Styropor und Neopor kann BASF in diesem Jahr weltweit produzieren. Dass nun ausgerechnet die chemische Industrie zum Klimaretter werden soll, findet Klaus Ries durchaus plausibel:
"Die Ökobilanz von Styropor und Neopor ist exzellent. Das heißt, die Energieeinsparung, die wir erzielen, die ist so groß, dass in den meisten Fällen schon im ersten Jahr, im schlimmsten Fall nach dem dritten Jahr, das eingesetzte Öl schon wieder eingespart ist."
Die Kritik an Polystyrol als Dämmstoff kann der Betriebswirt nicht nachvollziehen. Zum Interview in seinem geräumigen Büro sind auch zwei Kollegen aus der Pressestelle gekommen. Sie achten sorgfältig darauf, dass keine falsche Information ins Mikrofon gesagt wird. Interviewanfragen behandeln sie hier neuerdings mit Vorsicht - zu viel schlechte Presse gab es zuletzt über den Dämmstoff Polystyrol. Manches davon kam ihnen vor wie bösartige Polemik. Zahlreiche Untersuchungen zeigten, dass Styropor das effizienteste Produkt für die Fassadendämmung sei, sagt Klaus Ries:
"Es ist ökologisch, es ist sehr, sehr dauerhaft, günstig für den Verarbeiter, leicht zu verarbeiten, im Grunde bestehen diese Platten, die Sie da sehen, zu 98 Prozent aus Luft. Und insofern ein sehr günstiges Produkt."
Was die Kritik an der Polystyrol-Dämmung betrifft, so hat Klaus Ries Gegenargumente parat. Die Entsorgung etwa hält er für unproblematisch - er spricht von einer "energetischen Wiederverwertung" und meint damit die gewonnene Wärme, die bei der Müllverbrennung entsteht. Auch beim Brandschutz sieht er kein Risiko:
"Abgesehen von der Tatsache, dass wir nun schon seit über 50 Jahren Erfahrung mit Dämmung haben, wären wir doch als Firma wirklich nicht zu retten, wenn wir unsere eigenen Mitarbeiter, unsere Freunde und Familien in einer Situation lassen würden, wo wir sie in gedämmten Häusern leben lassen und wir das für nicht sicher hielten."
Scharfer Kritiker zur deutschen Dämmpraxis: Christoph Mäckler
Christoph Mäckler tut genau das: Er hält das Material für nicht sicher, obendrein würden Häuser verunstaltet. Mäckler ist Architekt; in seinem Frankfurter Büro beschäftigt er 60 Mitarbeiter. Außerdem ist er Professor und Chef des Instituts für Stadtbaukunst an der Uni Dortmund. Dort sitzt er nun an einem langen Holztisch. Das dunkle Haar hat er zurückgekämmt, die Augen schauen durch eine runde Hornbrille. In der Tasche des hellblauen Oberhemdes stecken ein Bleistift und ein kleines Lineal - es gebe ja ständig etwas zu entwerfen, erzählt er und zückt sein Notizbuch.
"Ja, wo ist mein Notizbuch? Und dann mache ich vom Konzept bis hin zu irgendwelchen Details zeichne ich hier auf, was dann irgendwann mal gebaut wird."
Zum Interview serviert ihm seine Sekretärin Espresso und einen Riegel Kinderschokolade. Christoph Mäckler gehört zu den schärfsten Kritikern der deutschen Dämmpraxis. Halb Europa lache sich schlapp, sagt er, weil die Deutschen mal wieder alles 150-prozentig machen wollten. Das Material Polystyrol und die Wärmedämmverbundsysteme seien nicht nachhaltig und überhaupt nicht für den dauerhaften Hausbau geeignet, poltert er los. Im Neubau plädiert er gar für ein Verbot solcher Konstruktionen. Die versprochenen Effekte hält er für Augenwischerei:
"In einigen Werbebroschüren sagt die Industrie uns, man könne mit Wärmedämmverbundsystemen bis zu 60 Prozent Energie einsparen. Das ist faktisch nicht richtig, nicht haltbar. Es mag sein, wenn Sie ein Haus aus Sperrholz bauen, dass Sie dann so viel Einsparungen vornehmen können. Aber bei den normalen Gebäuden, die bei uns zum Teil seit Jahrhunderten stehen, ist das einfach nicht der Fall."
Dabei will er nicht dastehen, wie einer, der den Klimawandel leugnet:
"Es muss noch mal ganz deutlich gesagt werden: Es geht nicht darum, dass wir der Meinung sind, wir können immer weiter unsere Energieressourcen verschleudern. Natürlich müssen Häuser gedämmt sein, das ist überhaupt keine Frage. Es ist eine Frage, wie man Häuser dämmt."
Wie man dämmt: Dazu hat Mäckler ein Forschungsprojekt initiiert und Musterhäuser gebaut, sowohl mit Wärmedämmverbundsystem als auch mit gefüllten Ziegelsteinen. Temperaturfühler in den Fassaden sollen belegen, dass die massive Bauweise energetisch vergleichbar und außerdem nachhaltiger ist, weil die Wärmedämmverbundsysteme früher saniert und erneuert werden müssten. Außerdem plädiert Mäckler für das Wohnen in der dicht bebauten Stadt; in Häusern, die sich gegenseitig wärmen, weil sie weniger Außenwände haben. Auch das sei ökologischer als die Einzelhäuschen auf der grünen Wiese, wo Familien dann auch noch zwei Autos brauchten, um zur Arbeit zu fahren. Mäckler will energieeffizientes Bauen ganzheitlich verstehen. Dazu gehört für ihn allerdings auch die Wertschätzung der Baukultur:
"Die Schönheit der Stadt ist eben ein Element, was für den Bürger von großer Wichtigkeit ist. Und die Fassade ist einfach ein Kulturgut unserer Städte, das man nicht einfach zerstören darf."
Und dort, wo Fassaden bereits zerstört sind, hegt der Architekt eine Hoffnung: dass nämlich die Wärmedammverbundsysteme eines Tages aus der Mode kommen. Vielleicht werde man dann die Häuser von den Dämmplatten befreien und die alten Fassaden wieder herrichten.