Man muss sich gut auskennen, um die Zeichen im Stadion zu entschlüsseln: "Betriebssportgemeinschaft Energie Cottbus seit 1966" beispielsweise. Nach Recherchen des RBB markiert mit diesem so harmlos anmutenden Transparent auf der Nordtribüne die angeblich aufgelöste rechtsextremistische Ultra-Gruppierung "Inferno" ihr Revier. Hooligan-Forscher und Politik-Berater Robert Claus:
"Der normale Stadionbesucher kriegt davon wahrscheinlich wenig mit. Schwieriger wird es dann, wenn Sie Teil eines Fanclubs sind, am Wochenende eine Fahne in die Kurve hängen, wo draufsteht 'Energie-Fans gegen Rassismus'. Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Ihnen Hausbesuche angedroht werden, dass Ihnen die Fahne gewalttätig entwendet wird, dass Sie dabei verprügelt werden. Solche Vorfälle gab es."
"Rechtsextremismus in Südbrandenburg stärker ausgeprägt"
Inferno hat sich im Sommer 2017 offiziell aufgelöst, um der Strafverfolgung zu entgehen. Doch viele Mitglieder seien weiter aktiv und in der Region gut vernetzt, unter anderem auch in der Kickboxer-Szene. So ist die Einschätzung des Brandenburger Verfassungsschutzes. Sprecher Heiko Homburg:
"In Südbrandenburg war der Rechtsextremismus in den letzten 30 Jahren immer stärker ausgeprägt als in anderen Regionen des Landes. Wenn wir dann genau reinschauen, dann sehen wir etwa 400 Rechtsextremisten, die wir als Verfassungsschutz kennen. Davon sind etwa 80 Prozent gewaltorientiert."
Seit einigen Jahren positioniert sich eine neue Vereinsspitze bei Energie Cottbus gegen rechts, so auch Verwaltungsrats-Chef Matthias Auth, der aber auch betont: "Dass wir eine gewisse Verantwortung tragen, aber nicht für alles verantwortlich sind."
Langfristige Strategie im Kampf gegen rechts
Mehr als bisher will der Verein jetzt Hilfe in Anspruch nehmen. Der Verfassungsschutz soll die Wachschützer des Vereins und deren Subunternehmen intensiver überprüfen. Und der FCE will sich um Jugendarbeit kümmern, in Schulen gehen, auf Prävention setzen. Im Kampf gegen rechts brauche es unbedingt eine klare und langfristige Strategie, sagt Hooligan-Forscher Robert Claus.
"Es braucht eine aktive Fanarbeit, da gehört auch der Bereich Bildung dazu. Andere Vereine haben anfangen, Gedenkstättenfahrten mit jungen Fußballfans durchzuführen, haben Lernzentren eröffnet, haben Aktionstagungen zum Thema Zivilcourage im Stadion durchgeführt – alles Angebote an Fans, um auf die Themen hinzuweisen, um sie zu unterstützen."