Um 9 Uhr deutscher Zeit wurden die Uhren in Venezuela um eine halbe Stunde vorgestellt. Präsident Maduro begründete das damit, dass auf diese Weise mehr natürliches Tageslicht genutzt und Strom gespart werden könne. Energieexperten bezweifeln allerdings, dass das Drehen an der Uhr einen großen Effekt auf den Energieverbrauch haben wird. Maduros Vorgänger Hugo Chávez hatte die Zeit in Venezuela 2007 um eine halbe Stunde zurückstellen lassen - mit der Begründung, so müssten die Schulkinder nicht so früh aufstehen.
Die Regierung macht für den Strommangel in Venezuela eine Dürre infolge des Klimaphänomens El Niño verantwortlich, durch die der Wasserpegel im wichtigen Stausee El Guri im Süden des Landes stark gesunken sei. Kritiker der Regierung führen hingegen an, dass die Regierung seit Langem zu wenig in den Erhalt und in den Bau neuer Kraftwerke investiert habe. Das Wasserkraftwerk El Guri lieferte bisher bis zu 70 Prozent der Energie in Venezuela. Jetzt ist der Strom so knapp, dass die Staatsbediensteten nur noch zwei Tage pro Woche arbeiten dürfen und die Schulen freitags geschlossen bleiben. Außerdem müssen Einkaufszentren und Fabriken Strom sparen.
Das verschärft wiederum die Wirtschaftskrise in Venezuela, die unter dem gesunkenen Ölpreis und einer hohen Inflation leidet. Als Antwort darauf ordnete Präsident Maduro eine Erhöhung des Mindestlohns um 30 Prozent an, die heute - am Tag der Arbeit - in Kraft trat. Der Mindestlohn liegt jetzt bei umgerechnet 1.320 Euro im Monat. Zum 1. März war er schon einmal um 25 Prozent angehoben worden.
Die seit Monaten anhaltende Versorgungskrise in Venezuela macht nicht nur den Menschen zu schaffen, die in den Geschäften vergeblich nach Produkten des täglichen Bedarfs suchen. Auch die Wirtschaft ächzt. Die größte Brauerei des Landes, Cervecería Polar, stellte am Freitag ihre Produktion ein, weil sie keine Gerste mehr einführen könne. Bis zu 10.000 Arbeiter wurden den Angaben zufolge freigestellt.
(am/tzi)