Archiv

Energiekonzern RWE
Rote Zahlen und keine Besserung in Sicht

Nachdem RWE letzte Woche angekündigt hatte, dass in diesem Jahr die Dividende gestrichen werden muss, legte der Energiekonzern nun seine Bilanz vor. Dass diese nicht positiv ausfallen wird, hatte sich bereits abgezeichnet. Doch es stehen noch weitere Einschnitte an.

Von Vivien Leue |
    Die Zentrale des RWE-Konzerns in Essen
    Die Zentrale des RWE-Konzerns in Essen (dpa / Marcel Kusch)
    Das vergangene Jahr war eine Achterbahnfahrt, so beschrieb es RWE-Vorstandschef Peter Terium heute Morgen:
    "Es war ein Jahr, das auf besondere Weise in die Geschichte dieses Konzerns eingeht. Als schwierig. Als zukunftsweisend. Als Vorbote des Umbruchs."
    Dabei fing es gut an, mit dem Verkauf der Öl-Tochter Dea - noch vor dem Absturz der Ölpreise. Der Erlös wurde teilweise dafür genutzt, Schulden abzubauen.
    "Ich muss mir nicht vorstellen, wie jetzt die Haushaltskasse aussehen würde, wenn die fünf Milliarden Euro nicht auf dem Konto stehen würden."
    Dennoch: Der Verfall der Strompreise, Schwierigkeiten mit der britischen Tochtergesellschaft und nicht zuletzt Wertkorrekturen für die konventionellen Kraftwerke ließen unter dem Strich einen Verlust von 170 Millionen Euro aufkommen, schon zum zweiten Mal in drei Jahren schreibt RWE damit rote Zahlen - und Besserung ist für das laufende Jahr nicht in Sicht. Bei historisch niedrigen Strompreisen sind weder Stein- noch Braunkohl, Atom oder Gas profitabel:
    "Bei 20 Euro kann man schlichtweg feststellen, dass alle unsere Kraftwerke, alle unsere konventionellen Kraftwerke tief im roten Bereich sind."
    Radikaler Umbau des Konzerns
    Soll heißen: 2015 war ein schlechtes Jahr, aber 2016 könnte noch schlimmer werden. RWE reagiert mit einem radikalen Umbau des Konzerns, auch wenn Terium diese Entscheidung nicht als Notgeburt verstanden wissen will, sondern als natürliche Entwicklung in Zeiten der Energiewende:
    "Auch bei fantastischen Geschäftszahlen wäre es notwendig, unsere Unternehmen umzubauen."
    Anfang April soll die neue Gesellschaft für Erneuerbare Energie, Netze und Vertrieb mit rund zwei Dritteln der Beschäftigten an den Start gehen, auch ein Börsengang ist geplant. Ähnlich wie Konkurrent Eon spaltet RWE also das zukunftsträchtige Geschäft mit Ökostrom und den Netzen von seinem traditionellen Geschäft mit Kohlestrom ab.
    Das dürfte die kommunalen Anteilseigner weiter verärgern, denn ihre Anteile bleiben beim alten Konzern, auch wenn der laut RWE an der neuen Gesellschaft beteiligt bleiben soll. Aber schon dass der Essener Energieriese in diesem Jahr erstmals seit fast 60 Jahren keine Dividende zahlt, hat die rund 130 Kommunen hart getroffen.
    Vorstand Rolf-Martin Schmitz konnte die große Aufregung um das Ausbleiben der Dividende heute nicht nachvollziehen:
    "Wir haben über viele Jahre Milliarden an Aktionäre ausgeschüttet und vielleicht in den letzten Jahren mehr als wir uns leisten konnte, das muss man auch mal ganz deutlich sagen."
    Kosten sollen bis 2018 noch einmal gesenkt werden
    Im Konzern könnte jetzt das Zittern beginnen - nachdem die britische RWE-Tochter gestern schon mitgeteilt hatte, 2.500 Stellen abzubauen, erklärte RWE-Chef Terium heute, dass die Kosten bis 2018 noch einmal gesenkt werden müssen, vor allem in der Braunkohlesparte mit seinen 10.000 Beschäftigten.