Bei etwa 78,70 Dollar liegt der Preis für ein Fass Rohöl der Nordseesorte Brent, das ist gut ein Prozent weniger als am Freitag. Damit geht der Ölpreisverfall weiter. Dafür gibt es fundamentale Gründe, sagt Eugen Weinberg, Ölexperte der Commerzbank:
"Zum einen ist das natürlich die schwache Nachfrage auf der einen Seite nicht nur in Europa, sondern im Besonderen in den sogenannten Schwellenländern hat sich das Nachfragewachstum jetzt zuletzt abgeschwächt. Auch die Aussichten sind hier nicht mehr ganz so gut wie zuvor. Auf der anderen Seite hat sich auch auf der Produktionsseite etwas getan: Die Amerikaner produzieren fast so viel Öl wie seit 30 Jahren nicht mehr. Das lastet alles auf der Stimmung und auf den Preisen. Und gleichzeitig zeigt sich die OPEC nicht bereit, jetzt diesen Preisrückgang momentan auch aufzuhalten."
Denn die OPEC ärgern zwar einerseits die niedrigen Preise, andererseits aber weiß etwa Saudi-Arabien auch, dass einige Marktteilnehmer Preise über dem Niveau von 80 Dollar benötigen, um rentabel arbeiten zu können. Das gilt vor allem für die Fracking-Unternehmen in Nordamerika. Und nun scheint es zu einer Art Kraftprobe zu kommen. Saudi-Arabien kann einen niedrigen Ölpreis lange aushalten, das Land hat Währungsreserven, die Experten auf etwa 740 Milliarden Dollar schätzen. Auch innerhalb der OPEC gibt es Unstimmigkeiten, weil einzelne Mitglieder ebenfalls stark auf die Öleinnahmen angewiesen sind und deshalb nicht alle ihre Ölproduktion drosseln wollen. Da scheint Saudi-Arabien nun Disziplin von den anderen Mitgliedern einzufordern, indem es seinerseits auch munter weiter fördert, sagt Weinberg:
"Saudi-Arabien will es schlichtweg nicht mehr alles allein tragen, diese ganze Last, diese ganze Verantwortung für die stabilen Preise, diese Lasten sollen auch gut innerhalb der OPEC verteilt werden, auch die anderen Länder außerhalb der OPEC sollten jetzt die Disziplin behalten und beid der schlechteren Nachfrage eher das Angebot vom Markt zurücknehmen."
Preisabsturz kommt beim Verbraucher an
Am 27. November treffen sich die OPEC-Staaten wieder, auf den Ausgang dieses Treffens und die weitere Strategie warten die Marktteilnehmer gespannt. Allmählich kommt der Absturz der Preise auch bei den Verbrauchern an. Durchschnittlich 1,47 Euro je Liter Superbenzin zahlten Autofahrer an der Tankstelle, heißt es beim Mineralölwirtschaftsverband, das sei das Niveau von Ende 2010. Im Oktober lag der Preisrückgang bei 2,3 Prozent gegenüber dem Vormonat. Dass die Preise nicht noch stärker gefallen sind, liegt zum einen an den Steuern auf Benzin, das sind derzeit etwa 88 Cent je Liter, zum anderen an dem ebenfalls sinkenden Euro: Denn Ölimporte werden in Dollar abgerechnet.
Heizöl kostete im Oktober 5,8 Prozent weniger. Auch wenn sich im Oktober die Preise für Strom noch leicht erhöht haben – es ist Besserung in Sicht, sagt Isabel Wendorff vom Vergleichsportal Check 24:
"Im nächsten Jahr werden die Strompreise zum ersten Mal seit Jahren etwas sinken, allerdings nicht so wahnsinnig viel, nicht in dem Maße, wie sie in den letzten Jahren gestiegen sind. Wir sind der Meinung, dass die Preise deutlich stärker hätten sinken können, wenn man sich die gefallenen Preise an der Strombörse ansieht."
Während an der Strombörse in Leipzig die Preise im vergangenen Jahr um etwa zehn Prozent sanken, werden die Stromkunden im Schnitt nur um 2,4 Prozent oder 35 Euro jährlich entlastet. Einzelne Gasversorger hatten schon im Jahresverlauf ihre Preise gesenkt. Hier erwartet Isabel Wendorff für das kommende Jahr einen Rückgang um 5,5 Prozent oder 84 Euro im Jahr.