Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat die vergangene Heizsaison ausgewertet und ist zu einem auf den ersten Blick paradoxen Ergebnis gekommen: Die Heizkosten sind gestiegen, obwohl weniger Heizenergie verbraucht wurde. CO2-Emissionen sind demnach gesunken - aber zu einem Großteil aufgrund wärmerer Winter, und weniger wegen energetischer Sanierungen oder Verhaltensänderungen, erklärte Franziska Schütze, Autorin des DIW-Heizkostenmonitors, im Deutschlandfunk. Damit sich dies ändere, müsse mehr in Energie-Effizienz in Gebäuden investiert werden.
Franziska Schütze: 2019 haben wir festgestellt, dass der Heizenergie-Bedarf in Wohngebäuden erstmals wieder gesunken ist seit 2015 und das Niveau von 2010 erreicht hat. Es wurde zirka drei Prozent weniger geheizt als im Vorjahr. Dabei sind aber die Heizausgaben gestiegen, durch höhere Energiepreise, und die Energiepreise sind um zirka 5,6 Prozent im Durchschnitt gestiegen. Das ist auch der Grund, weswegen insgesamt die Heizausgaben leicht gestiegen sind.
Erdgas-Preis stabil, Heizöl-Preis gestiegen
Ehring: Es gibt ja verschiedene Heizenergie-Quellen: Öl, Gas, Strom und so weiter. Welche hat denn vor allem zu dem Kostenanstieg beigetragen?
Schütze: Zu dem Kostenanstieg haben vor allem beigetragen der Heizöl-Preis, der im letzten Jahr wieder gestiegen war. Der Erdgas-Preis ist relativ stabil geblieben.
Ehring: Jetzt blicken wir mal auf die längeren Fristen. Wie haben sich die Heizkosten denn in den letzten, sagen wir mal, zehn Jahren entwickelt?
Schütze: Die Heizkosten in den letzten zehn Jahren sind ungefähr gleich geblieben. Es gab Schwankungen in einigen Jahren, aber im Durchschnitt sind sie relativ stabil geblieben.
Weniger Heizbedarf: "auf wärmere Winter zurückzuführen"
Ehring: Sie haben ja festgestellt, dass insgesamt aber tendenziell in den vergangenen Jahren weniger Heizenergie verbraucht wird. Worauf ist das dann zurückzuführen?
Schütze: Wir haben festgestellt, dass die CO2-Emissionen in den letzten zehn Jahren um 20 Prozent gesunken sind. Dabei ist aber festzustellen, dass dies zum Großteil auf wärmere Winter zurückzuführen ist und weniger auf energetische Sanierung und Verhaltensänderungen.
"Mehr in Energie-Effizienz investieren"
Ehring: Die Bundesregierung fördert ja die energetische Sanierung für den Klimaschutz. Hat das was gebracht?
Schütze: Die Förderung für die energetische Sanierung hat definitiv etwas gebracht, aber es muss noch mehr passieren. Die Sanierungsrate ist kaum gestiegen. Die Sanierungsausgaben für energetische Sanierung vor allem sind leicht gestiegen, aber nicht so stark gestiegen, wie sie steigen müssten, um die Klimaziele wirklich erreichen zu können.
Ehring: Was muss denn passieren, dass sich das ändert?
Schütze: Damit sich dies ändert, muss mehr in Energie-Effizienz und auch mehr in den Einsatz erneuerbarer Energien vor allem im Wärmebereich investiert werden, und es muss auch für Vermieter vor allem attraktiver werden, in diesem Bereich zu investieren. Investoren und Banken spielen eine wichtige Rolle hier auch bei der Finanzierung, beim Kauf von Gebäuden, beim Verkauf, und hier ist es wichtig, dass eine hohe Energie-Effizienz und ein Einsatz von erneuerbaren Energien zur langfristigen Wertsteigerung von Gebäuden beiträgt und das auch Banken und Finanzierer stärker mit in Betracht nehmen sollten.
Ehring: Lohnt sich denn energetische Sanierung für den einzelnen Hausbesitzer, oder muss da noch was draufgelegt werden?
Schütze: Ob sich Sanierung lohnt, ist natürlich sehr abhängig von dem einzelnen Gebäude. Aber in Deutschland wird seit diesem Jahr noch mal verstärkt die Sanierung gefördert, mit bis zu 40 Prozent von der KfW. Das ist schon ein sehr starker Anreiz, auch wirklich in energetische Sanierung zu investieren, und damit wird es sich sicher für viele Gebäudebesitzer auch stärker lohnen jetzt noch in diesem Jahr.
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