Die Mannschaft von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) will das Gaskraftwerk Irsching bei Ingolstadt trotz der Schließungswünsche des Haupteigentümers Eon weiter betreiben lassen. "Es kann nicht sein, dass Irsching vom Netz geht, während veraltete Kohlekraftwerke weiterlaufen", sagte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) in München.
Nach den Worten Seehofers sei die "völlig unzulängliche" Wirtschaftspolitik von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) schuld,
berichtet unser Korrespondent Charlie Grüneberg
. Seehofer warf Gabriel vor, noch keine Entscheidungen getroffen zu haben, unter welchen Bedingungen konventionelle Kraftwerke weiter betrieben werden sollen. Aigner forderte, Gabriel müsse sofort handeln und den wirtschaftlichen Betrieb solcher modernen und umweltfreundlichen Gaskraftwerke wie Irsching ermöglichen: "Das hat erste Priorität. Der Bundeswirtschaftsminister redet zu viel über den Stromtransport und zu wenig über die Stromproduktion." Gabriel wiederum hatte die bayerische Landesregierung für die Verzögerungen bei der Energiewende verantwortlich gemacht, weil diese den Bau neuer Stromtrassen verhindere.
Bundesnetzagentur entscheidet
Irsching gilt als das modernste Gaskraftwerk Deutschlands. Der Betrieb ist jedoch unter den derzeitigen Bedingungen unrentabel, weil Gasstrom in der Herstellung vergleichsweise teuer ist und Ökostrom Vorrang bei der Einspeisung ins Stromnetz hat. Die Betreiber hatten bereits 2012 mit der Abschaltung gedroht. 2013 wurde dann ein Sondervertrag für drei Jahre unterzeichnet.
Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP teilte Eon mit: "Die wirtschaftliche Perspektive des Gaskraftwerks Irsching ist äußerst kritisch." Ob das Kraftwerk geschlossen werden darf, entscheidet die Bundesnetzagentur. Diese untersteht Gabriel. Der Bundeswirtschaftsminister sagte in Berlin, die Bundesnetzagentur werde nach Vorliegen des Antrags prüfen, ob die beiden Kraftwerksblöcke wichtig für die Stabilität der Stromnetze seien: "Dann wird der Stilllegung widersprochen." Anschließend werde Irsching in die Reserve-Kraftwerksverordnung aufgenommen, Eon erhalte Geld dafür.
(tgs/ach)