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Energiewende
Holz als Brennstoff und CO2-Speicher

Jahrzehntelang wurde in Deutschland kaum mit Brennholz geheizt. Seit einigen Jahren hat sich das aber geändert: Rund 50 Prozent des geernteten Holzes werden verbrannt. Der Rohstoff gilt Umweltministerien und vielen Forstwirten als Brennstoff des guten Gewissens - doch so einfach ist die Rechnung nicht.

Von Axel Denecke |
    Ein Förster hat am 21.04.2017 eine von einem Pilz befallene Esche in einem Wald bei Sehlde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen) mit einem Fragezeichen markiert.
    Umweltfreundlich heizen mit Holz? Bei vielen erzeugt das ein gutes Umweltgewissen - doch Naturschützer wollen den Wald anders bewertet wissen. (picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    Heizen mit Holz ist in. Nicht nur die vergleichsweise günstigen Preise sind für viele Verbraucher ein Argument. Auch das Image des Holzes als klimaneutraler Brennstoff tut gut, wenn man die Wärme vorm Kamin oder Ofen genießt. Holz als Brennstoff des guten Gewissens? Umweltministerien, Forstwirte und auch Holzofenhändler jedenfalls verkünden: Holz verbrennt CO2-neutral.
    "Das CO2, was der Baum zum Wachsen benötigt hat, gibt er wieder frei, wenn er verbrannt wird. Es ist egal, ob der Baum im Wald umfällt und langsam verrottet und die Bakterien daraus CO2 und Wärme machen oder ob ich das eben verfeuere. Im Gegenteil zu Öl oder Gas oder Kohle, wo ich jetzt einen fossilen Energieträger habe, der jetzt aus dem Kreislauf raus ist. Dadurch steigern wir das CO2 in der Atmosphäre, - und das passiert bei Holz nicht."
    Franz-Josef Johann ist Überzeugungstäter in Sachen Holzöfen. Seit fast 20 Jahren vertreibt und wartet er moderne Holzheizungen in der Bonner Region. Wobei Holzheizung natürlich nicht gleich Holzheizung ist. Es gibt offene Kamine, es gibt Omas Küchenofen, Öfen mit Holzvergaser, Kesselheizungen, die alles verbrennen, Holzschnitzel-Zentralheizungen und auch App-gesteuerte Holzpellet-Brennwertheizungen. Diese Arten der Holzfeuerungen unterscheiden sich hinsichtlich Schadstoffausstoß und Wirkungsgrad wie Tag und Nacht.

    Gibt ein Kamin nur ungefähr ein Zehntel der erzeugten Wärme an den beheizten Raum ab, so sind es bei einer modernen Holz-Pelletheizung bis zu 95 Prozent. Umgekehrt sieht es beim Ausstoß von Staub aus: Während moderne Pelletheizungen im Idealbetrieb unter 20 Milligramm Staub pro Kubikmeter ausstoßen, ist es bei den althergebrachten Kaminen ein Vielfaches davon. Auf das Jahr gerechnet ist der Beitrag von Holzheizungen zur städtischen Feinstaubproblematik nur gering, - problematisch wird es jedoch in vielen Städten im Winter. In Verbindung mit ungünstigen Wetterlagen und mit anderen Feinstaubverursachern wie Verkehr und Industrie tragen dann auch Holzöfen dazu bei, dass die Grenzwerte für Feinstaub überschritten werden.
    Franz-Josef Johann wirbt dennoch für die modernen Pellets: kleine, etwa vier Zentimeter lange hölzerne Stifte. Erfunden wurden die kleinen Holzpresslinge vor über 40 Jahren in den USA, - in Deutschland gibt es Holzpellets seit gut 20 Jahren. Sie sollen einheitlich, schadstoffarm, geruchsneutral und leicht zu handhaben sein: Tankwagen liefern sie und die Pellet-Heizungen verfeuern sie vollautomatisch und effizient. So liefern Holz-Pellets Wärme und dazu ein gutes Umweltgewissen, denn Holzpellets werden ausschließlich aus Sägewerksabfällen hergestellt, - aus Holzresten, die zuvor entsorgt oder zu Spanplatten gepresst wurden. Doch den Kunden kommt es nicht nur auf die Nachhaltigkeit an. Franz-Josef Johann:
    "Also aus meiner Erfahrung möchten die meisten Kunden ein günstiges Heizsystem haben, unabhängig von Öl und Gas sein, umweltfreundlich heizen, die Fördermittel nutzen, die sind ja nicht unerheblich, und bei vielen Leuten, die eine Ölheizung haben, da gibt’s auch einen gewissen Ölgeruch im Haus und der wird auch als sehr unangenehm empfunden und das ist dann auch ein Beweggrund zu sagen: Diese Ölheizung muss raus."
    Brennende Pellets und Feuer in einem Pelletsofen.
    Auf das Jahr gerechnet ist der Beitrag von Holzheizungen zur städtischen Feinstaubproblematik nur gering - problematisch kann es im Winter werden. (imago stock&people)
    Pelletheizungen werden staatlich gefördert
    Ob der Geruch, der Geldbeutel oder der Wunsch, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verringern, der Beweggrund war: Im vergangen Jahr haben rund 15.000 Haushalte auf eine moderne Pellet-befeuerte Heizung umgerüstet.
    Die modernen Holzfeuerungsanlagen surren in Einfamilienhäusern, aber auch in Schulen, Kindergärten, öffentlichen Gebäuden. Das lohnt sich zum einen, weil Pellets fast immer deutlich billiger als Heizöl oder Erdgas sind. Zum anderen aber wird die Pelletheizung großzügig staatlich gefördert. Wer umrüstet, der bekommt beim Einbau einer modernen Pelletheizung bis zu 4800 Euro überwiesen.
    Jahrzehntelang war Brennholz zum Heizen kaum ein Thema in Deutschland. Kohle, Öl und Gas brachten das Land durch den Winter, produzierten Strom und Wärme für Haushalte und Industrie. Doch seit einigen Jahren wird der Brennstoff Holz wieder mehr und mehr nachgefragt. Eine Entwicklung, die Heinz Kowalski die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Er ist Sprecher des Fachausschusses für Wald beim Umweltverband NABU.
    "Unser großes Problem was die Nutzung von Wald angeht, ist die sogenannte thermische Verwertung. Thermische Verwertung ist eigentlich nur so ein verbrämtes Wort für: 'Holz wird verbrannt'. Und heute wird über 50 Prozent des geernteten Holzes verbrannt."

    Dabei erscheint doch alles ganz einfach: Deutschland ist ein Waldland, die Vorräte offenbar immens, - diesen Eindruck kann zumindest die letzte Bundeswaldinventur erwecken: 11.419.124 Hektar Wald wurden gezählt, etwa ein Drittel der Fläche des Bundesgebietes. 90 Milliarden Bäume. Ein Viertel Fichten, ein Viertel Kiefern, außerdem Buchen, Eichen, Birken und noch mehrere Dutzend weitere Baumarten. Aber der Wald sollte nicht nur als große Menge Holz betrachtet werden, warnt Naturschützer Heinz Kowalski:
    "Aus Sicht eines Naturschützers ist das natürlich ein Lebensraum für Biodiversität, für Artenvielfalt: Vögel, Pilze, Käfer, alle möglichen Säugetiere auch."
    Und der Wald hat noch eine andere wichtige Funktion: Für jeden Kubikmeter Holz entnimmt er der Luft rund eine Tonne CO2 und produziert daraus im Durchschnitt 750 Kilogramm Holz, Rinde, Blattwerk und Wurzeln. Über 1,2 Milliarden Tonnen Kohlendioxid speichert der deutsche Wald. Das ist mehr als Deutschland in einem Jahr emittiert.
    "Und insofern ist Wald für uns etwas, was nicht nur die Holzproduktion angeht, sondern ein ganz wichtiger Lebensraum, der außerdem dazu beiträgt, noch Wasser und Sauerstoff zu produzieren und der einem viele Möglichkeiten zur Erholung und zur Suche nach Ruhe gibt."
    Ein Kiefernwald im Nebel. 
    Über 50 Prozent des geernteten Holzes wird verbrannt. (picture alliance / ZB / Patrick Pleul)
    Der Wald hat noch andere Funktionen
    Ein Wald muss je nach Baumart und Art der Bewirtschaftung mindestens 50 Jahre, aber meist noch viel länger stehen gelassen werden, bis er geerntet werden kann.
    Doch in Zeiten des Klimawandels, des Klimaschutzes und der Suche nach erneuerbaren und nachhaltigen Energiequellen muss eigentlich alles viel schneller gehen. Denn weltweit nimmt der Ausstoß von Treibhausgasen immer noch zu statt ab.
    Im Abkommen von Paris 2015 haben sich 195 Staaten einschließlich Deutschland dazu verpflichtet, die globale Klimaerwärmung möglichst auf unter zwei Grad zu begrenzen. Deutschland und auch die EU wollen Treibhausgasemissionen senken.
    Dazu möchte die EU-Kommission den Anteil der Erneuerbaren auf 30 Prozent erhöhen. Erneuerbare Energien sind aber, - sowohl in der EU wie in Deutschland -, zu zwei Dritteln: Biomasse.
    Nach den Richtlinien zu Erneuerbaren Energien ist Biomasse – Zitat -: "Der biologisch abbaubare Teil von Erzeugnissen, Abfällen und Reststoffen der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und damit verbundener Wirtschaftszweige." Biomasse trägt hierzulande zu einem Drittel der erneuerbaren Stromerzeugung bei, zur erneuerbaren Wärme fast alles: 90 Prozent. Maisfelder werden zu Biogas, Zuckerrüben zu Ethanol, das als "Bioanteil" dem Kraftstoff zugefügt wird. Auch Wald ist Biomasse. Umweltschützer fürchten deshalb nicht nur stetig mehr Mais und Zuckerrüben auf den Äckern, sondern auch, dass der Wald unter die Räder der Holzerntemaschinen gerät. Denn die EU-Kommission liebäugelt damit, auch die Verwertung von Nutzholz im Rahmen der Erneuerbaren Energiegewinnung zuzulassen. Entschieden ist noch nicht darüber, aber dies würde den Weg frei machen für die Nutzung des Waldes als Energievorrat. Oder auch für die gezielte Anlage von Energiewäldern, wie sie der Energiekonzern Vattenfall bereits betreibt: Dort werden Pappel- und Weiden-Monokulturen alle zwei bis vier Jahre geerntet, gehäckselt und als Bioenergie verbrannt.
    Das Problem vor dem nicht nur Deutschland steht: Seit 1990 ist der Endenergiebedarf gleich hoch geblieben. Geringen Einsparungen im Bereich von Wohnen und Industrie steht wachsender Verbrauch im Verkehr, insbesondere Güterverkehr entgegen. Die Energie, die nicht eingespart wird, soll durch den Einsatz von erneuerbaren Energien ausgeglichen werden.
    Mit dieser Quadratur des Kreises, - hoher Energiebedarf bei gleichzeitig möglichst sinkenden CO2-Emissionen -, befasst sich auch der Kölner Diplom-Ingenieur Jörg Ortjohann. In seinem Büro für regenerative Energieplanung rechnet er aus, was ein Neubau oder eine Sanierung die Investoren, die Nutzer und die Umwelt kostet. Dabei gilt für ihn: Die Nutzung von Holz ist nur ein Schritt auf dem langen Weg zu einem klimaverträglichen Lebensstil in Deutschland:
    "Wir emittieren pro Person in Deutschland circa elf Tonnen CO2 und wir dürfen vielleicht zwei Tonnen emittieren."
    Zwei Tonnen Treibhausgasemissionen pro Person und Jahr gelten international als Grenzwert für ein nachhaltiges Leben in einer Welt mit über 7,5 Milliarden Menschen und ohne allzu gravierende Klimaveränderungen. Das bedeutet für die Deutschen, dass sie ihren Pro-Kopf-Ausstoß an klimarelevanten Gasen also um mehr als 80 Prozent verringern müssten.
    Ingenieur Ortjohann setzt deshalb unter anderem auf den Bau sogenannter Klimaschutzsiedlungen. Das Land Nordrhein-Westfalen plant insgesamt 100 solcher Siedlungen, in denen die Mieter zumindest beim Wohnen die in Paris, Brüssel und Berlin erklärten Klimaschutzziele einhalten können. Die Zielvorgaben sind ehrgeizig: Die Emissionen der Gebäude sollen bei nicht mehr als neun Kilogramm CO2 pro Quadratmeter und Jahr liegen, also höchstens ein Viertel der Menge, die eine konventionelle Heizung ausstoßen würde.
    Um dies zu erreichen, muss viel berücksichtigt werden: angefangen bei einer kompakten Architektur über eine wirkungsvolle Fassadendämmung bis hin zu automatischen Lüftungsanlagen und zur Nutzung von Sonnenenergie. Doch allein damit, hat Jörg Ortjohann errechnet, verbrauchen selbst heutige Neubauten noch doppelt so viel Energie wie ein klimaneutraler Bau es erfordern würde. So gebe es, sagt Ortjohann, beim Heizsystem am Ende nur eine Lösung:
    "Für das Land Nordrhein-Westfalen haben wir verschiedenste Solarsiedlungen untersucht und haben dort verschiedene Techniken verglichen zum Einhalten von Klimaschutzzielen. Und die einzige Technik, die durchgehend Klimaschutzziele einhält, das sind Biomasseanlagen. Das ist selbstverständlich, weil eben Biomasse sehr geringe CO2-Emissionen aufweist."
    Modellprojekt Klimaschutzsiedlung
    Ortswechsel. Köln-Porz. Im vergangenen Jahr ist dort eine die Klimaschutzsiedlung fertiggestellt worden. Jörg Ortjohann hat gerechnet und geplant, wie Heizkessel, Pufferspeicher und Verteilernetz dimensioniert sein müssen, um dem Namen "Klimaschutzsiedlung" gerecht zu werden. Mittlerweile sind die Mieter der 84 Wohnungen eingezogen. Von der Pellet-befeuerten Heizungsanlage im Keller bekommen sie nicht viel mehr mit als die Wärme und heißes Wasser aus dem Hahn. Die Pellets zum Heizen stammen aus dem nicht allzu fernen Sauerland oder der Eifel. Sägewerksreste aus regionalem Holz. Und minimaler Verbrauch durch einen normierten Brennstoff. Insgesamt ein Ausstoß von etwa 35 Tonnen CO2 im Jahr für die gesamte Wohnanlage. Jede konventionelle Gasheizung nach heutigem Bau- und Energiesparstandard würde das Vierfache ausstoßen.
    Im Jahr werden in der Klimaschutzsiedlung etwa 80 Tonnen Pellets verfeuert, und damit rund 150.000 Kilowattstunden Wärme erzeugt.
    Das klingt gewaltig, ist aber sehr wenig im Vergleich zu der Menge an Energie die der Wald in Deutschland heute schon zur Verfügung stellt. Diese Menge wird nicht in Kilowattstunden beziffert, sondern in Terawattstunden, - eine Milliarde mal mehr!
    "Man muss jetzt den Holzmarkt sehen. Der Holzmarkt liegt bei 300 Terawattstunden von Gesamtendenergie Deutschland 2500. Und von diesen 300 Terawattstunden geht ein Großteil zum einen in die Einzelofenfeuerung, also das sind Kamine, das sind Öfen, aber eben auch in Heizwerke. In Pellets und Hackschnitzelfeuerung geht nur ein relativ geringer Teil."

    Jörg Ortjohann nennt die Klimaschutzsiedlung in Köln ein geglücktes Modellprojekt, weil sie einen so geringen Energiebedarf hat. Und ein geringer Energiebedarf würde es überhaupt erst erlauben, über Holz und Biomasse als flächendeckenden Energieträger nachzudenken.
    "Natürlich kann nicht ganz Deutschland mit nachhaltigem Holz heizen. Wenn wir jetzt sagen würden, Biomasse würde nur für Wohnen genutzt, dann könnte man sagen, ich kann Deutschland mit Biomasse beheizen, insofern die Gebäude 30 kwh pro Quadratmeter und Jahr aufweisen würden. Zurzeit verbrauchen sie circa das Fünffache davon."
    Abgesehen davon wird Holz noch für viele andere Dinge genutzt wie für Papier, Verpackungen oder Möbel. Schon heute importiert Deutschland etwa genauso viel Holz wie hierzulande geschlagen wird.
    Allerdings werden große Mengen Holz auch explizit als Brennstoff nach Europa und nach Deutschland eingeführt. Das Holz stammt aus osteuropäischen Wäldern, aus Kanada und aus den USA. Verantwortlich dafür sind nicht hocheffiziente Pelletheizungen, Freunde des Kachelofens oder Kaminliebhaber, sondern Energiekonzerne. Während RWE und Vattenfall einerseits Braunkohle verstromen und damit zu nach wie vor hohen CO2-Emissionen beitragen, setzen sie gleichzeitig auch auf die erneuerbaren Energien. Nicht zuletzt deshalb, weil deren Einsatz sich rechnet: Sie sparen Kosten für CO2-Zertifikate, und Ökostrom aus Biomasse wird nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert.
    Auch der RWE-Ableger Innogy setzt mit seinem Blockheizkraftwerk und Holz-Pellet-Werk im Siegerland auf Biomasse. Hier im waldreichsten Teil Nordrhein-Westfalens produziert das Unternehmen mit Strom und Wärme aus dem Kraftwerk Holz-Pellets. Der Rohholzbedarf für die beiden Anlagen: rund 80.000 Tonnen Holz werden im Kraftwerk verfeuert, 220.000 Tonnen dienen als Rohmaterial für die Pellets. Alles "vorwiegend aus der Region" wirbt Innogy, - und was darüber hinaus gebraucht wird, soll aus zertifizierter, nachhaltiger Forstwirtschaft stammen.
    Ein Mann trägt vor dem Rohbau eines mehrstöckigen Hauses eine Wärmedämmplatte unter dem Arm.
    Bau eines Passivhauses in Oldenburg (dpa/picture alliance/Carmen Jaspersen)
    Kritik von Umweltschützern
    Holz in Blockheizkraftwerken zu nutzen, die auch Wärme liefern, mag noch vertretbar sein, - aber das massenhafte Verfeuern von importiertem Holz unter dem Siegel der Nachhaltigkeit, - das gehe in die ganz falsche Richtung, kritisiert Heinz Kowalski vom NABU. Für ihn ist klar: Nur als Brennstoff sei Holz viel zu schade! Er möchte Holz in erster Linie als CO2-Speicher sehen.
    "Wenn der Wald stehen bleiben kann, bis kurz vor der Zerfallsphase, dann ist das ein sehr langer Speicherzeitraum, und gerade jetzt in der Zeit ist ja CO2-Speicherung ein ganz wichtiges Thema, im Boden, aber auch im Holz -, und wenn es dann irgendwann verbrannt wird, dann entweicht es wieder."
    Heinz Kowalski möchte das volle Potenzial des Holzes genutzt wissen und das sieht er weniger im Kaminfeuer oder gar in Großkraftwerken, sondern vielmehr im Lattenzaun, in der Pergola, im Wohnzimmerschrank oder in den Fußbodendielen.
    "Und es gibt ja auch andere Möglichkeiten, Kaskadennutzung, dass das also stärker im Holzbau verwendet wird. Kaskadennutzung heißt: Ich ernte Holz und verwende es beispielsweise im Bau. Ich wohne zum Beispiel in einem Fachwerkhaus und da ist natürlich viel Eichenholz verbaut worden vor, naja, vielleicht die ältesten Teile vor 300 Jahren und das ist immer noch da."

    Kaskadennutzung bedeutet, die mehrfache Nutzung von Holz nacheinander. So könnte aus dem Baum beispielsweise erst der Balken eines Hauses, dann die Leiste eines Möbels und schließlich die Spanplatte gefertigt werden. Danach könnte das Holz immer noch verbrannt werden. Dieses Danach könnte aber bei einem Fachwerkhaus vielleicht erst nach Jahrhunderten sein.
    Doch heute, wie vor 300 Jahren, liegen die Vorteile des Holzbaus auf der Hand: Holz als Baustoff verbraucht nur einen Bruchteil der fossilen Energie, die für Mauerwerk oder Stahlbeton aufgewendet werden muss, es hilft also CO2-Emissionen zu sparen. Wenn ein Haus 80 oder 100 oder mehr Jahre steht, dann bleibt das CO2 so lange im Bauholz gebunden wie es Zeit braucht, bis ein neuer Wald gewachsen ist. Ein Boom im Holzbau in Deutschland könnte sogar den Waldbauern entgegenkommen, glaubt Heinz Kowalski.
    "Waldbauern, die sagen uns immer, was kann ich denn mit Eiche oder insbesondere mit Buchenholz anfangen, außer das als Kaminholz zu verkaufen?"
    15.02.2017, Niedersachsen, Oerrel: Die Jahresringe sind an einem Holzstamm zu sehen. Knapp 1600 Kubikmeter Holz von wertvollen Nadelbäumen haben die Landesforsten in Niedersachsen versteigert.
    Holz sollte mehrfach genutzt werden, argumentieren Umweltschützer. (dpa / picture alliance / Philipp Schulze)
    Denn klimafreundlich kann das Feuern mit Holz schon sein, - vor allem dann, wenn man damit Warten kann. In etwa so lang, wie sich der Wald Zeit lässt zu Wachsen.