Energiewende in den Niederlanden Vom Erdbeben erschüttert
Über Jahrzehnte haben Staat, Energieindustrie und Privat-Haushalte von einem enormen Gasfeld in Groningen profitiert. Dem größten Erdgasfeld Europas und dem zehntgrößten der Welt. Doch 2030 soll Schluss sein. Denn die Gasförderung ist die Ursache für Erdbeben in der Region.
Bauernhöfe bröckeln und Einfamilienhäuser zeigen Risse. Die Bewohner der Gegend leben in ständiger Angst. Klar ist: Das Erdgas hat keine Zukunft mehr in den Niederlanden. Wirtschaftsminister Erik Wiebes erklärte im Frühjahr 2018, man werde bis zum Jahr 2030 die eigene Gasförderung in Groningen stoppen. Der Umstieg auf klimafreundliche Energieträger ist beschlossene Sache.
Doch das geht nicht ohne Probleme und Kosten: Bisher heizen und kochen 95 Prozent der niederländischen Haushalte mit Gas aus der Provinz Groningen. Jetzt müssen alle Häuser nach und nach auf nachhaltige Energieträger umgerüstet werden. Viele Hausbesitzer fürchten, dass sie mit den Kosten des Umstiegs allein gelassen werden. In den Niederlanden wird heftig debattiert.
Eine Reportage in fünf Teilen.
Erdbeben zwingen zur Abkehr vom Erdgas Bauernhofe bröckeln und Einfamilienhäuser zeigen Risse, weil in Groningen immer mal wieder die Erde bebt. Ursache ist die Erdgasförderung. Anfangs ignorierte die Regierung die Klagen der Groninger, doch am Ende war der öffentliche Druck zu groß. Viele Geschädigte warten allerdings noch immer auf Schadenersatz.
Ohne Erdgas, mit Ambitionen Die Niederlande sind der größte Erdgasproduzent der EU. Doch damit soll bald Schluss sein: 2030 soll die Förderung enden. Bis 2050 will sich das Land komplett von fossilen Energieträgern verabschieden. Kritiker halten das für zu ambitioniert und warnen vor Engpässen und Abhängigkeiten von Russland.
Hausbesitzer vom Gasausstieg überrumpelt Ein Großteil der niederländischen Haushalte ist es gewohnt, mit Erdgas zu kochen und zu heizen. Jetzt werden Alternativen gesucht, ganze Viertel sollen sofort gasfrei werden. Vielen Wohnungs- und Hausbesitzern geht das zu schnell. Denn wer die Kosten dafür trägt, ist unklar.
Utrecht will Vorreiter sein Energieberater sind gefragt wie noch nie. Vor allem in der Stadt Utrecht, die so bald wie möglich von Erdgas auf erneuerbare Energie umsteigen will. Die Hoffnung ist, dass sich damit auch das soziale Klima in Utrecht verbessert.
Wärme aus dem Hafen oder aus dem AKW? Wie sollen die Niederländer ohne Erdgas Gebäude heizen, wie Essen kochen und Strom erzeugen? Die Suche nach Alternativen ist in vollem Gange. In Rottderdam versucht man es mit Abwärme aus dem Hafen. Überlegt wird aber auch, ob die Kernenergie wieder eine größere Rolle spielen soll.