Strom muss zum zentralen Energieträger werden und der Bedarf dafür soll vor allem durch Erneuerbare Energien gedeckt werden. Das fordert die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien, kurz IRENA, in einer neuen Studie. Das sei der beste Weg, um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen und die weltweite Energiewende zu beschleunigen, heißt es in dem Bericht, den die Organisation zum Auftakt einer weltweiten Energiewendekonferenz in Berlin vorgestellt hat.
Stromanteil im Endverbrauch bis 2050 bei 50 Prozent
"Wir glauben, dass die Elektrifizierung des Endverbrauchs, also Strom statt fossiler Brennstoffe in den Gebäuden, also für Wärme, Transport, Industrie für die kommenden Jahrzehnte sehr wichtig sein kann. Zurzeit ist der Anteil des Stroms im Endverbrauch etwa 20 Prozent weltweit. Und wir sehen ein Potenzial, dass das wachsen kann bis 50 Prozent in 2050", sagte Dolf Gielen, Leiter der für Innovation und Technik zuständigen Abteilung von IRENA in Bonn.
Der Agentur gehören neben der Europäischen Union mehr als 150 Staaten an. 86 Prozent des Strombedarfs könne, so das Ergebnis der Studie, bis 2050 aus Erneuerbaren Energien gewonnen werden. Die Agentur erwartet, dass bis dahin vor allem Elektrofahrzeuge - geschätzt eine Milliarde - den Strombedarf in die Höhe treiben werden. Um Elektrifizierung und Erneuerbare Energien zusammenzubringen, fordert die Agentur mehr politischen Einsatz.
Höhere Investitionen in Erneuerbare Energien
Der Markt funktioniere bereits, doch die Regierungen müssten mehr tun, sagte Francesco La Camera, der neue Chef der Agentur für Erneuerbare Energien. IRENA fordert höhere Investitionen in die Energiewende. Auch in Deutschland etwa wird vor allem mit Öl und Gas geheizt. Trotz der Vorreiterrolle in der Energiewende könne das Land hier noch aufholen, sagte IRENA-Experte Dolf Gielen.
"Die Sektorkopplung ist für Deutschland noch ein relativ neues Thema. Da muss noch mehr passieren."
Die Verbindung von neuen Energien und Elektrifizierung wird auch auf dem Berliner Energy Transition Dialogue debattiert, zu dem heute Regierungs- und Wirtschaftsvertreter aus 50 Ländern im Bundesaußenministerium zusammenkommen. Auf der Tagesordnung steht auch, welche Folgen die Energiewende geopolitisch hat und wie sie sozialverträglich ablaufen kann. Politisch gebe es momentan Gegenwind aus Ländern wie Brasilien oder den USA, sagte Michaela Spaeth, Beauftragte für Energie- und Klimapolitik im Auswärtigen Amt. Doch auch da beobachte sie ermunternde Tendenzen.
"Auch in Amerika wird über den Preis regiert und auch dort ist es jetzt so, dass gerade auch die USA mit Wind und mit Erneuerbaren arbeiten, weil sie sich eben rechnen."
Auch Entwicklungsländer im Fokus
Die Berliner Konferenz soll auch Ideen finden, wie dem steigenden Energiebedarf in Entwicklungsländern begegnet werden kann, der den CO2-Ausstoß in die Höhe treibt. Eine Idee ist, dass Entwicklungsländer Fehler der Industrieländer vermeiden und statt aufwändiger Netze und Großkraftwerke auf dezentrale Stromgewinnung wie durch Solaranlagen setzen. Experte Dolf Gielen: "Unsere letzte Zahl ist: Etwa 140 Millionen Leute profitieren von diesen Lösungen. Das ist schonmal nicht trivial."
Auf dem Land sei dies die beste Lösung. In Ballungsgebieten komme man um Stromnetze aber nicht herum.