Nachtspeicherheizungen galten einmal als besonders sauber und waren in manchen Neubaugebieten sogar vorgeschrieben. So etwa in der Meckenheimer Siedlung, in der Alfred Richmann 1983 sein Haus kaufte.
"Nämlich nur diese Nachtspeicherheizung wurde erlaubt, um hier die Region und die Lokalität emissionsfrei zu halten."
Ihr umweltfreundliches Image hat die Nachtspeicherheizung schon lange eingebüßt. Sie gilt als besonders ineffizient. Doch nun soll die Elektroheizung nach dem Willen der Stromversorger eine Renaissance erleben. Denn die Stromheizung kann etwas, wonach die Unternehmen derzeit händeringend suchen: Sie speichert Energie. Die Stromheizungen könnten damit überschüssigen Ökostrom aufnehmen, argumentieren die Stromkonzerne. Denn zu bestimmten Zeiten werde mehr Energie aus Sonne oder Wind produziert als benötigt werde. So etwa an Wochenenden oder in der Mittagszeit.
"Wir haben jetzt 32.000 Mw Photovoltaik-Anlagen auf deutschen Dächern installiert. Und wenn dann in der Mittagszeit die Sonne auf diese Dächer scheint, dann kommt so viel Strom ins Netz, dass wir jetzt häufig in der Mittagszeit ein Stromüberangebot haben,"
… erklärt Jörg Rummeni, Projektleiter bei RWE Effizienz in Dortmund. Die Lösung: Der überschüssige Strom könnte in die Speicherheizungen eingespeist werden. Die würden dann nicht mehr nur in der Nacht aufgeladen, sondern auch tagsüber - immer dann, wenn gerade zu viel Strom im Netz ist. Wie das technisch machbar ist, testet RWE derzeit bei 80 Kunden in Essen und Meckenheim. Für die Kunden sei das neue Auflademodell ein Vorteil, sagt Alfred Richmann.
"Der Komfort ist wirklich gut, ich bin sehr begeistert. Also es ist sehr flexibel, viel, viel besser als vorher das System."
Früher ließ sich Richmanns Nachtspeicherheizung schlecht regulieren. Morgens war es oft zu warm, abends zu kalt. Da seine Heizung nun auch tagsüber aufgeladen wird, kann der Kunde die Temperatur besser steuern. Sein Verbrauch wird per Funkantenne an RWE übermittelt. Entsprechend wird dann Strom in die Heizung eingespeist. Ein weiterer Vorteil: Laut RWE brauchen die Kunden nun weniger Strom.
"Das liegt daran, dass die Temperatur jetzt gleichmäßiger ist in der Wohnung. Und so haben wir Einsparungen bei den meisten Kunden zwischen fünf und zehn Prozent."
Wird aus der Stromheizung nun also eine Ökoheizung? Umweltverbände halten die Aufhebung des Verbots von Nachtspeicherheizungen für einen Fehler. Auch Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher wirft den Versorgern vor, dem Energieschlucker Stromheizung lediglich ein umweltfreundliches Mäntelchen umzuhängen. Die Stromerzeuger erweckten zwar den Eindruck, dass die Speicherheizungen hauptsächlich mit Ökostrom betrieben werden könnten.
"Das stimmt aber nicht, weil wir den Strom für Nachtspeicherheizungen gerade dann brauchen, wenn wir besonders wenig Ökostrom zur Verfügung haben, nämlich dann, wenn es im Winter kalt wird, viel geheizt werden muss und entsprechend auch die Sonne wenig scheint und der Ökostrom auch knapp wird."
Auch RWE räumt ein, dass die Stromheizungen nur zum Teil mit Ökostrom betrieben werden könnten. Sie brauchen auch weiterhin Strom aus Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerken. Aus Peters‘ Sicht unterstützen die Speicherheizungen deshalb auch nicht die Energiewende, sondern vor allem den Betrieb konventioneller Kraftwerke.
"Wenn es diese Nachtspeicherheizungen nicht gäbe, dann bräuchte man die Kohlekraftwerke weniger laufen lassen und entsprechend würde weniger emittiert werden."
Die Technik, die derzeit an den Stromheizungen erprobt werde, habe durchaus Zukunft, hält Projektleiter Rummeni dagegen. Man könne sie nämlich auch auf moderne Geräte übertragen.
"Auch Elektromobilität, Wärmepumpe wären solche Anwendungen, die man ohne Komfortverlust für den Kunden so nutzen könnte, dass man dann dort diesen Überschussstrom so nutzt."
Vor allem Wärmepumpen könnten künftig überschüssigen Ökostrom aufnehmen. Denn sie sind ein Wachstumsmarkt. Laut Prognosen soll sich ihre Zahl von derzeit rund 500.000 in den nächsten sieben Jahren verdoppeln.