RWE spricht von einem tiefen Einschnitt, der auf die Branche zukommen wird. Immerhin: Sozialverträglich soll der angekündigte Stellenabbau erfolgen. Da es beim Kohleausstieg auch um finanzielle Entschädigungen geht, vermuten Beobachter hinter der Ankündigung von RWE zum Stellenabbau auch taktische Gründe.
"RWE hat schon einen entsprechenden Personalabbauplan, weil die Braunkohlelagerstätten sich erschöpfen. Wenn die Politik sagt, dass das früher passieren soll, dann wird ein Ausgleich in finanzieller Form kommen. Das zeichnet sich ab, am Geld wird es nicht scheitern. Und da ist es sicher für RWE nicht schädlich, wenn man die Probleme in ihrer ganzen mutmaßlichen Pracht darstellt, um dann auch bei der Kompensation, im finanziellen Ausgleich entsprechend nicht zu kurz zu kommen", sagt Thomas Deser, Branchenanalyst bei Union Investment.
Früheres Ende möglich
"Wachstum, Strukturwandel, Beschäftigung" lautet der Bericht der Kohlekommission – ein Fahrplan für den Ausstieg aus dem Kohlestrom. Bis 2038 spätestens soll der Ausstieg gelingen. Möglich ist aber auch ein früheres Ende der Kohlekraftwerke. 2032 wird der Prozess des Ausstiegs überprüft. Für Hubert Weiger vom Bund für Umwelt und Naturschutz ist die Möglichkeit eines vorzeitigen Ausstiegs zentral.
"Was uns die Zustimmung noch möglich gemacht hat war, dass es die Option gibt auf 2035 zu gehen, wenn dadurch die Versorgungssicherheit nicht gefährdet wird".
Ein schneller Ausstieg aus der Kohle allerdings kostet Geld. Mit 40 Milliarden Euro will der Bund finanziell helfen, damit der Schaden für die betroffenen Regionen dieses Strukturwandels gemildert wird. So sollen ältere Arbeitnehmer früher in Rente gehen, ohne Einbußen bei der Versorgung im Alter zu haben. Jüngere Arbeitnehmer sollen gefördert und weiter gebildet werden. Für Verbraucher soll sich der Ausstieg beim Strompreis nicht negativ bemerkbar machen – dazu soll ein möglicher Zuschuss von zwei Milliarden Euro ab 2023 geprüft werden. Kostenlos ist solch ein Ausstieg aus der Kohleverstromung für die Bürger aber natürlich nicht. Denn letztlich ist es ja das Geld der Steuerzahler, das in den Ausstieg fließen soll.
Notfalls muss Strom importiert werden
"Es scheint, teuer zu werden. Und insofern zahlt der Verbraucher in seiner Rolle als Steuerzahler schon auch. Ein weiterer Aspekt ist, dass das Angebot verknappt wird und gleichzeitig die Atomkraftwerke in ihrer Tätigkeit auslaufen, Anfang der 2020er Jahre. Der Stromverbrauch steigt zwar nicht, bleibt aber konstant. Dann fragt man sich –-wo kommt der fehlende Strom her?"
Fragt Thomas Deser. Im Bestfall aus erneuerbaren Energien. Notfalls könnte es aber auch dazu kommen, dass Strom aus europäischen Nachbarländern importiert werden muss – da würde sich dann die Frage stellen, wie sauber dieser Strom dann ist. Jedenfalls betrifft der Kohleausstieg zwar in erster Linie Energieversorger wie RWE oder Uniper – allerdings gibt es auch andere Firmen, die im Kohlebergbau tätig sind: Etwa einige Stadtwerke oder auch die Zuckerproduzenten Süd- und Nordzucker. In den kommenden Jahren sollen rund ein Drittel der gut 100 Kohlekraftwerke in Deutschland schließen. Wie viele Arbeitsplätze dadurch wegfallen, ist noch unklar, genauso, welche Kraftwerke es als erstes treffen soll. Aktuell arbeiten rund 20.000 Menschen im Kohlebergbau. Mit Blick auf den Abbau von Arbeitsplätzen gibt es aus dem Öko-Institut in Freiburg zum Schluss noch eine gute Nachricht. Das hat in einer Studie im vergangenen Jahr herausgefunden, dass der Kohleausstieg weniger Auswirkungen auf Arbeitsplätze hat, als erwartet. Denn der Strukturwandel verlaufe entlang der natürlichen Altersgrenze vieler in der Branche arbeitender Menschen, mit anderen Worten: Bis zum Ausstiegsdatum gehen viele der Beschäftigten ohnehin in Rente, was das Umsätzen der Pläne einfacher macht.