Das Erstaunliche für den britischen Historiker Frederick Taylor war, dass es trotz der Propaganda, des Militarismus und dem Trotz gegen den Versailler Vertrag, in Deutschland einen Widerwillen gegen den Krieg gegeben habe in dieser Zeit. In England habe im Gegensatz dazu das Heer nicht im Mittelpunkt gestanden. "Der Glaube an das zivile Leben der Gesellschaft war noch da."
In seinem Buch "Der Krieg, den keiner wollte" hat Frederick Taylor den Blick des normalen Bürgers auf den Zweiten Weltkrieg in den Mittelpunkt gerückt. Denn: Über Chamberlain, Mussolini und Göbbels Affären wüsste man alles. Er habe aber auch wissen wollen, wie die Leute damals gelebt hätten.
Recherche mit Tagebüchern und Leserbriefen
Dafür hat Talyor viele Interviews geführt - meist mit Menschen, die damals Kinder gewesen sind. Außerdem habe er mit Tagebüchern, Briefen, Berichten der Gestapo und Zeitungen gearbeitet. Vor allem in den Leserbriefen habe er viel Interessantes erfahren. Unter anderem, dass es auch in England damals einen starken Antisemitismus gegeben habe. Viele Menschen seien gegen die Aufnahme jüdischer Flüchtlinge gewesen. Man habe Dinge geschrieben wie "Die wollen wir nicht haben" und Juden als "Aliens" bezeichnet. Das sei "interessant und schockierend" gewesen.
Schaue man sich die 1930er Jahre an und vergleiche sie mit heute, könne man Ähnlichkeiten feststellen. Es bestehe Grund zur Sorge. Unter anderem in Hinblick auf das Wachsen von Intoleranz und Ausländerfeindlichkeit. Einen Krieg in Europa hält Taylor zwar für unwahrscheinlich, "aber nicht unmöglich".
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.