Nicht mehr Zehntausende wie in den Vorjahren, sondern nur noch einige Tausend demonstrierten vor einer Woche in London. Die meisten Studierenden haben resigniert, nur noch wenige wehren sich gegen die Rekord-Studiengebühren von 9000 Pfund, die seit diesem Herbst fällig werden.
"Es gibt einige Stipendienprogramme in der Uni, die alles etwas mildern, aber natürlich ist es hart."
"Es ist so ein anderes Klima, einen Job zu bekommen, es ist nicht fair, diese ganze Schuldenlast zu haben."
Die hohen Gebühren müssen erst nach dem Studium zurückgezahlt werden und auch nur dann, wenn man einen gut bezahlten Job gefunden hat. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass die Anzahl der englischen Studienanfänger nur um etwa zehn Prozent gesunken ist und damit weniger stark als befürchtet; auch sei ein stärkerer Rückgang aus sozial schwächeren Elternhäusern nicht feststellbar, sagen Statistiker. Der Philosophie der konservativ-liberalen Regierung gemäß sind die hohen Studiengebühren jedenfalls der Preis, den die Studierenden als König Kunde für einen 1A-Service zu entrichten haben.
"Unsere Vorschläge werden das Unisystem viel wettbewerbsfähiger machen. Statt dass die Regierung entscheidet, wohin das Geld fließt, werden es die Studenten sein. Die Kaufkraft liegt direkt in ihrer Hand, was ihnen den größtmöglichen Einfluss auf die Dienstleistungen gibt, die sie erhalten, und die Unis wirklich unter Druck setzt, die Standards anzuheben."
So hatte Premierminister David Cameron schon vor einem Jahr das Bild der schönen neuen, sich an Verwertbarkeit orientierenden Uniwelt gezeichnet. Entsprechend ist das Hochschulressort im Wirtschaftsministerium angesiedelt. Dass nun die Anzahl der Studienanfänger in klar berufsorientierten Fächern wie Medizin, Jura oder Ingenieurwesen nur minimal zurückgegangen ist, während sich für Soziologie 12 Prozent weniger eingeschrieben haben, für Kunst und Design 16 und für nicht-europäische Sprachen sogar 21 Prozent weniger – das ist für die Regierung nicht ein Zeichen des Versagens, sondern des Erfolgs ihrer Politik. Simon Hughes von den Liberaldemokraten:
"Frei heraus gesagt: die Unis, die keine Studiengänge anbieten, die bei Studierenden gut abschneiden, wo ihr Feedback signalisiert: Hier wird nicht gut unterrichtet, hier sind die Gebäude schlecht oder wir bekommen nicht genug Seminare und Vorlesungen – diese Studiengänge werden schließen, weil die Unis nicht in der Lage sein werden, solche nicht nachgefragten Fächer zu finanzieren."
Geld von der Regierung für die von ihr als brotlose Kunst betrachteten Geistes- und Sozialwissenschaften gibt es jedenfalls nicht. Reichlich spät hat sich dagegen nun Widerstand formiert. Mehrere Nobelpreisträger, renommierte Gelehrte und führende Intellektuelle haben sich vor wenigen Wochen zum Rat zur Verteidigung britischer Universitäten zusammengefunden. Der Bildungshistoriker Howard Hotson aus Oxford leitet den Lenkungsausschuss des Councils:
"Ich bin gegen den grundlegenden und radikalen Umbau eines der besten Universitätssysteme der Welt. Das ist einer der größten Schätze, die dieses Land besitzt, es wird weltweit als eine der besten Errungenschaften Großbritanniens anerkannt und es ist das erste Mal in der jüngeren Geschichte, dass ein öffentlich finanziertes Hochschulsystem mit einem Federstrich eliminiert wird."
Denn die staatlichen Zuschüsse für die Lehre wurden in einem ersten Schritt um ein Fünftel zusammengestrichen und auf wirtschaftsnahe oder naturwissenschaftliche Fächer konzentriert. Die öffentlichen Mittel sollen in den nächsten Jahren weiter reduziert und durch industrielle Drittmittel, Spenden und Studiengebühren ersetzt werden.
Einer solchen Marktorientierung setzt der Verteidigungsrat ein Neun-Punkte-Programm entgegen, worin der klassische Bildungsauftrag autonomer Hochschulen beschworen wird, die frei zugänglich für alle sein und auch künftig von der Öffentlichkeit finanziert werden müssten.
Für Professor Hotson zeigt etwa der drastische Rückgang der Einschreibungen für die immer wichtiger werdenden nicht-europäischen Sprachen klassisches Marktversagen.
"Die Marktsignale überzeugen die Studierenden offenbar nicht von einem Fach, das wir dringend brauchen. Natürlich müssen die Hochschulen heute auch Marktbedürfnisse beachten, aber wirklich entscheidend ist, dass sie auf Distanz bleiben zu dem Kurzfristdenken im Journalismus, in der Politik und der Wirtschaft und die Menschen auf die wirklich wichtigen Probleme stoßen."
Fraglich erscheint, ob die Initiative der Hochschulretter den Zug, der sich bereits in Bewegung gesetzt hat, noch aufhalten kann. Bislang hat sich ihr noch kein einziger, amtierender Hochschulrektor angeschlossen.
"Es gibt einige Stipendienprogramme in der Uni, die alles etwas mildern, aber natürlich ist es hart."
"Es ist so ein anderes Klima, einen Job zu bekommen, es ist nicht fair, diese ganze Schuldenlast zu haben."
Die hohen Gebühren müssen erst nach dem Studium zurückgezahlt werden und auch nur dann, wenn man einen gut bezahlten Job gefunden hat. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass die Anzahl der englischen Studienanfänger nur um etwa zehn Prozent gesunken ist und damit weniger stark als befürchtet; auch sei ein stärkerer Rückgang aus sozial schwächeren Elternhäusern nicht feststellbar, sagen Statistiker. Der Philosophie der konservativ-liberalen Regierung gemäß sind die hohen Studiengebühren jedenfalls der Preis, den die Studierenden als König Kunde für einen 1A-Service zu entrichten haben.
"Unsere Vorschläge werden das Unisystem viel wettbewerbsfähiger machen. Statt dass die Regierung entscheidet, wohin das Geld fließt, werden es die Studenten sein. Die Kaufkraft liegt direkt in ihrer Hand, was ihnen den größtmöglichen Einfluss auf die Dienstleistungen gibt, die sie erhalten, und die Unis wirklich unter Druck setzt, die Standards anzuheben."
So hatte Premierminister David Cameron schon vor einem Jahr das Bild der schönen neuen, sich an Verwertbarkeit orientierenden Uniwelt gezeichnet. Entsprechend ist das Hochschulressort im Wirtschaftsministerium angesiedelt. Dass nun die Anzahl der Studienanfänger in klar berufsorientierten Fächern wie Medizin, Jura oder Ingenieurwesen nur minimal zurückgegangen ist, während sich für Soziologie 12 Prozent weniger eingeschrieben haben, für Kunst und Design 16 und für nicht-europäische Sprachen sogar 21 Prozent weniger – das ist für die Regierung nicht ein Zeichen des Versagens, sondern des Erfolgs ihrer Politik. Simon Hughes von den Liberaldemokraten:
"Frei heraus gesagt: die Unis, die keine Studiengänge anbieten, die bei Studierenden gut abschneiden, wo ihr Feedback signalisiert: Hier wird nicht gut unterrichtet, hier sind die Gebäude schlecht oder wir bekommen nicht genug Seminare und Vorlesungen – diese Studiengänge werden schließen, weil die Unis nicht in der Lage sein werden, solche nicht nachgefragten Fächer zu finanzieren."
Geld von der Regierung für die von ihr als brotlose Kunst betrachteten Geistes- und Sozialwissenschaften gibt es jedenfalls nicht. Reichlich spät hat sich dagegen nun Widerstand formiert. Mehrere Nobelpreisträger, renommierte Gelehrte und führende Intellektuelle haben sich vor wenigen Wochen zum Rat zur Verteidigung britischer Universitäten zusammengefunden. Der Bildungshistoriker Howard Hotson aus Oxford leitet den Lenkungsausschuss des Councils:
"Ich bin gegen den grundlegenden und radikalen Umbau eines der besten Universitätssysteme der Welt. Das ist einer der größten Schätze, die dieses Land besitzt, es wird weltweit als eine der besten Errungenschaften Großbritanniens anerkannt und es ist das erste Mal in der jüngeren Geschichte, dass ein öffentlich finanziertes Hochschulsystem mit einem Federstrich eliminiert wird."
Denn die staatlichen Zuschüsse für die Lehre wurden in einem ersten Schritt um ein Fünftel zusammengestrichen und auf wirtschaftsnahe oder naturwissenschaftliche Fächer konzentriert. Die öffentlichen Mittel sollen in den nächsten Jahren weiter reduziert und durch industrielle Drittmittel, Spenden und Studiengebühren ersetzt werden.
Einer solchen Marktorientierung setzt der Verteidigungsrat ein Neun-Punkte-Programm entgegen, worin der klassische Bildungsauftrag autonomer Hochschulen beschworen wird, die frei zugänglich für alle sein und auch künftig von der Öffentlichkeit finanziert werden müssten.
Für Professor Hotson zeigt etwa der drastische Rückgang der Einschreibungen für die immer wichtiger werdenden nicht-europäischen Sprachen klassisches Marktversagen.
"Die Marktsignale überzeugen die Studierenden offenbar nicht von einem Fach, das wir dringend brauchen. Natürlich müssen die Hochschulen heute auch Marktbedürfnisse beachten, aber wirklich entscheidend ist, dass sie auf Distanz bleiben zu dem Kurzfristdenken im Journalismus, in der Politik und der Wirtschaft und die Menschen auf die wirklich wichtigen Probleme stoßen."
Fraglich erscheint, ob die Initiative der Hochschulretter den Zug, der sich bereits in Bewegung gesetzt hat, noch aufhalten kann. Bislang hat sich ihr noch kein einziger, amtierender Hochschulrektor angeschlossen.