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Enissa Amani gegen Anja Rützel
Keine Komikerin

Comedian Enissa Amani fühlte sich durch eine "Spiegel"-Kolumne so sehr angegriffen, dass sie ihre Follower für einen Shitstorm mobilisierte. Sie sei erstaunt von der enormen Humorlosigkeit, sagte die Feuilleton-Chefin der Süddeutschen Zeitung, Sonja Zekri, im Dlf.

Sonja Zekri im Gespräch mit Antje Allroggen |
18.04.2019, Bayern, Grünwald: Enissa Amani, Comedian und Jurorin der About You Awards in der Kategorie Comedy, kommt zur Verleihung der "About you"-Awards an die Social-Media-Persönlichkeiten des Jahres in der Bavaria-Filmstadt. Foto: Matthias Balk/dpa | Verwendung weltweit
Comedian und Jurorin Enissa Amani bei der Verleihung der "About You Awards" (dpa)
Eigentlich war es nur eine süffisante TV-Kritik über die "About You Awards", mit denen Influencer, die in den sozialen Medien aktiv sind, ausgezeichnet werden. Doch bei Enissa Amani, einem Star des Abends, kam der Text so gar nicht gut an.
Anja Rützel, die bei "Spiegel Online" ihre TV-Kolumnen veröffentlicht, hatte in acht Punkten aufgezählt, warum diese Preisverleihung aus ihrer Sicht misslungen war. Über Amani schrieb sie: "Jurymitglied Enissa Amani hält einen sehr langen, extrem sonderbaren Vortrag darüber, dass sie sich als Stand-upperin diskriminiert fühlt, wenn man sie 'Komikerin' nennt (und dass sie sich 'Nutten' für ihre Bühnenshow wünscht)."
Gegenschlag von Enissa Amani
Mit Blick darauf, dass Amani die Berufsbezeichnung Komikerin ablehnt, sagte die Ressortleiterin des Feuilletons der Süddeutschen Zeitung, Sonja Zekri: "Dieses Selbstzeugnis versucht sie relativ aggressiv auch durchzusetzen."
Grundsätzlich hielt Enissa Amani die Kritik aber offenbar für überzogen und holte zum Gegenschlag aus. Auf Instagram und Twitter beklagte sie sich – und sie mobilisierte auf diese Weise ihre Follower. Keine geringe Schlagkraft: Immerhin kommt sie auf rund 500.000 Abonnenten auf Instagram und 600.000 auf Facebook. Die Folge war ein Shitstorm der Amani-Fans gegen die Journalistin Anja Rützel.
Unterschiede zwischen Journalisten und Influencern
Sie sei erstaunt von der enormen Humorlosigkeit Amanis, sagte die SZ-Kultur-Chefin Zekri im Deutschlandfunk. Es gebe bei Influencern eine völlig andere Art, sich einem Thema zu nähern als im Journalismus in der klassischen Kulturberichterstattung.
"Bei Influencern geht es weniger darum, einen Gegenstand zu analysieren und kritisch zu beleuchten. Da geht es dann doch eher um Fragen von: ‚Ich finde etwas gut, das zeige ich euch, ich möchte, dass ihr das auch gut findet‘."