Copernicus ist das europäische Erdbeobachtungsprogramm. Es nutzt Satelliten, die in alle Ecken der Erde spähen – auch nach Australien. Der britische Atmosphärenphysiker Mark Parrington schaut im Moment öfter dorthin. Er arbeitet im Copernicus-Team am Europäischen Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersage in Reading:
"Wir können Feuer und Luftschadstoffe weltweit verfolgen und haben Australien schon seit Monaten im Blick. Die Brände im Bundesstaat New South Wales haben bereits im September begonnen und sich immer mehr intensiviert. Sie produzieren enorme Rauchfahnen. Wie wir sehen, werden sie nicht nur über die Tasmanische See bis nach Neuseeland verfrachtet, sondern über den ganzen Südpazifik hinweg bis nach Südamerika."
Wie ein kleiner Vulkanausbruch
Wie in einem Kaminschlot steigt die heiße, rauchgeschwängerte Luft über den größten Brandherden kilometerhoch in der Wetterschicht auf, der Troposphäre. Westwinde befördern sie dann Richtung Osten, hinaus auf den Pazifik. Zeitweilig waren die Feuer so stark, dass Rußpartikel sogar die Grenze zur Stratosphäre in rund zehn Kilometern Höhe durchbrachen, wie Parrington sagt:
"Instrumente, die die Höhenverteilung solcher Aerosole messen, zeigen im Moment eine Partikelschicht in der Stratosphäre. Ruß aus den Feuern wurde also eindeutig dort oben injiziert. Man nennt diesen Prozess auch Pyro-Konvektion. In Kanada gab es 2017 einen ähnlichen Fall. US-Forscher verglichen damals die Waldbrände in ihrer Wirkung mit einem kleinen Vulkanausbruch."
Waldbrände in Nordamerika können ihre Schadstoffe sogar bis nach Deutschland exportieren. Das zeigte sich kürzlich im Rahmen von IAGOS. So heißt ein Messprogramm, bei dem Instrumente an Bord von Linienflugzeugen routinemäßig Luftschadstoffe erfassen – zum Beispiel Kohlenmonoxid.
Im vergangenen Sommer registrierten die Geräte erhöhte Konzentrationen des giftigen Gases, verursacht durch lodernde kanadische Wälder. Die Daten werden derzeit ausgewertet, unter anderem im Forschungszentrum Jülich. Die Physikerin Astrid Kiendler-Scharr leitet dort das Institut für Troposphärenforschung:
"Wir haben zuerst am Flughafen Boston sehen können, dass man in einer Höhe von etwa drei, vier, fünf Kilometern Kohlenmonoxid-Konzentrationen beobachtet, die eben von diesen Waldbränden hergerührt haben. Wenige Tage später, durch den atmosphärischen Transport, konnte man diese erhöhten Kohlenmonoxid-Konzentrationen dann auch über Frankfurt beobachten."
Spürbar sind die Folgen von Waldbränden aber vor allem vor Ort, auch jetzt in Australien. Nicht alle Feuer entwickeln sich zu so starken Partikelschleudern. Sind sie kleiner, verbleiben große Mengen Schadstoffe und Ruß in der näheren Umgebung und verbreiten sich regional. So wurde der Grenzwert für gesundheitsschädliche Luftbelastungen in Sydney zeitweilig elffach überschritten, wie Zeitungen berichteten.
Waldbrände verursachen 30 Prozent aller Ruß-Emissionen
Wenn die Abbrandprodukte wochenlang in großer Höhe durch die Atmosphäre gondeln, hat das andere Auswirkungen, vor allem, was die Rußpartikel anbelangt:
"Ruß als solches ist schwarz. Das bedeutet: Der absorbiert Licht. Und Absorbieren von Licht bedeutet, dass damit eine erwärmende Wirkung für das Klima gegeben ist. Wenn der Ruß bis in die Kryosphäre transportiert wird, also zum Beispiel auf Gletschern oder in anderen Eisregionen deponiert wird, dann verändert das die Oberflächeneigenschaften, erwärmt die Oberfläche, sorgt für erhöhtes Abschmelzen und ist damit zusätzlich klimawirksam", sagt Kiendler-Scharr.
Genau das ist jetzt zu erwarten. Rußpartikel aus den australischen Waldbränden sind auf Gletschern in Neuseeland niedergegangen. Weil die Eisflächen nun einen Grauschleier haben, reflektieren sie das einfallende Sonnenlicht nicht mehr so gut, und es kann sein, dass sie dadurch schneller abtauen, solange kein Neuschnee fällt.
Der Effekt von Waldbränden auf das Klima der Erde sei nicht zu unterschätzen, sagt Astrid Kiendler-Scharr. Auf deren Konto gingen immerhin 30 Prozent aller Ruß-Emissionen weltweit.