Was macht ein Ostfriese, der bei Nebel mit einem einfachen Teleskop in die Sonne guckt? Er entdeckt die Sonnenflecken! Was nach einem blöden Witz klingt, ist vor 410 Jahren Johann Fabricius genauso passiert. In Berlin wurde der Planet Neptun entdeckt, am Rande von Los Angeles die Expansion des Kosmos – und in Osteel im Landkreis Aurich der Sonnenfleck! Der Überlieferung nach nutzte Johann Fabricius Nebelschwaden als Filter, um die Sonne auch dann mit dem Teleskop zu beobachten, wenn sie nicht tief im Horizontdunst stand. Das neuartige Instrument zum Betrachten des Himmels hatte er vom Studium in Leiden mitgebracht.
Es sei allerdings dringendst davon abgeraten, diese Beobachtungen genauso nachzustellen. Der Blick mit Teleskopen in die Sonne führt zum Erblinden. Fabricius hatte bei der Beobachtung der Sonnenflecken unglaublich viel Glück.
Zwar haben auch einige andere Astronomen wie Galileo Galilei unabhängig vom Observator aus Osteel die Sonnenflecken entdeckt. Aber Johann Fabricius druckte im Juni 1611 als erster eine Veröffentlichung zu diesem Thema – allerdings im protestantischen Wittenberg, sodass seine katholischen Konkurrenten sie ignorierten.
Johann Fabricius war die Himmelskunde übrigens in die Wiege gelegt: Sein Vater David ist als Entdecker des veränderlichen Sterns Mira im Walfisch bekannt. Doch Johann war bereits der letzte Vertreter dieser ostfriesischen Astronomendynastie. Er starb 1617, nur sechs Jahre nach der Entdeckung der Sonnenflecken, im Alter von 30 Jahren.