Gaza-Krieg
Entführte israelische Kleinkinder wurden laut Armee ermordet

Die beiden in den Gaza-Streifen verschleppten israelischen Kleinkinder wurden nach Angaben der Armee von ihren Entführern ermordet. Die Leichen waren gestern bei einem weiteren Austausch von der Hamas an Israel übergeben worden. Bei der vermeintlichen Leiche ihrer Mutter handelt es sich dagegen offenbar um eine andere Person.

    Die mit israelischen Flaggen verhüllten Särge stehen auf dem Flugfeld eines Hubschrauberlandeplatzes. Davor stehen mehrere israelische Soldaten, die salutieren.
    Offiziere der israelischen Armee vor den vier übergebenen Särgen. (Idf Spokesperson / ZUMA Press Wire / dpa)
    Der israelische Armeesprecher Hagari sagte, die Einschätzung, dass die beiden Kinder ermordet worden seien, stütze sich sowohl auf forensische Erkenntnisse bei der Identifizierung der beiden Leichen als auch auf nachrichtendienstliche Informationen. Die Terroristen hätten anschließend versucht, um ihre Gräueltaten zu vertuschen, so Hagari weiter. Details nannte er nicht. Die Angaben der Streitkräfte stehen im Widerspruch zu jenen der militant-islamistischen Hamas. Ihr zufolge kamen die beiden Kinder ebenso wie ihre Mutter bei einem israelischen Luftangriff ums Leben.

    Geiselfamilien schockiert

    Das Forum der Geiselfamilien zeigte sich schockiert. "Wir sind zutiefst erschüttert über die schrecklichen Erkenntnisse, die den grausamen und brutalen Mord an Ariel und Kfir Bibas - zwei unschuldigen Kindern - durch die Hamas bestätigen", hieß es. Israels Ministerpräsident Netanjahu sagte: "Wer entführt einen kleinen Jungen und ein Baby und ermordet sie? Monster". Er rief die "gesamte zivilisierte Welt" auf, die Morde an den Brüdern zu verurteilen.

    Mutter und Kinder hatten auch deutsche Pässe

    Im Augenblick ihrer Entführung im Oktober 2023 waren die beiden Kinder zehn Monate beziehungsweise vier Jahre alt. Am Schicksal der Familie namens Bibas hatten die Menschen in Israel besonders großen Anteil genommen. Der ebenfalls entführte Vater war kürzlich bei einem früheren Austausch freigekommen. Mutter Shiri Bibas und ihre Söhne hatten auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Bundespräsident Steinmeier kondolierte den Hinterbliebenen. Er habe bis zuletzt um das Leben der Opfer gebangt, sagte Steinmeier in Berlin.

    Falsche Frauenleiche übergeben

    Bei dem erneuten Austausch mit Palästinensern aus israelischen Gefängnissen war gestern neben den Leichen der beiden Minderjährigen auch jene eines über 80-jährigen Israelis von der Hamas übergeben worden. Bei der vierten überstellten Leiche handelt es sich offenbar nicht um die der Mutter - was in Israel ebenfalls für Bestürzung und Wut sorgte. Ministerpräsident Netanjahu erklärte, die überstellte Tote sei stattdessen vermutlich eine Bewohnerin des Gazastreifens. Er nannte das Vorgehen der Hamas grausam und bösartig. Israel werde entschlossen handeln, um die verstorbene Shiri Bibas nach Hause zu bringen.

    Hamas räumt Verwechslung ein

    Die Hamas räumte ein, vermutlich eine falsche Leiche übergeben zu haben. Die zwei toten Frauen seien offenbar nach dem israelischen Luftangriff unter den Trümmern verwechselt worden, erklärte die Terrororganisation. Weiter hieß es, man werde die Angaben aus Israel genau prüfen. Man halte sich vollständig an das Waffenruheabkommen und habe kein Interesse daran, Leichen zurückzuhalten.
    Für morgen ist laut Vereinbarung die Freilassung weiterer sechs Geiseln geplant. Die Hamas gab inzwischen die Namen bekannt. Gestern Abend hatten sich in Israel Tausende zu Trauerkundgebungen versammelt.
    Diese Nachricht wurde am 21.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.