Peter Kapern: Aus der Sicht vieler Netzaktivisten ist die Sache ganz einfach: Die Regierungen dieser Welt, das sind die Bösen, und WikiLeaks, das sind die Guten. Die allerdings geraten sich auch untereinander zuweilen in die Haare. Das belegt zum Beispiel Daniel Domscheit-Berg, ehemals Sprecher von WikiLeaks und enger Mitstreiter von Julian Assange. Domscheit-Berg kehrte WikiLeaks im Streit den Rücken und kündigte ein Enthüllungsbuch an, und dieses Buch mit dem Titel "Inside WikiLeaks" ist heute in Berlin vorgestellt worden. Michael Meyer war dabei. Herr Meyer, was steht drin und vor allem was steht an Neuem drin, denn an Büchern über WikiLeaks besteht ja derzeit kein Mangel?
Michael Meyer: Ja. Das ganze ist so eine Art Mischung aus Enthüllungsbuch, Streitschrift, es ist auch ein bisschen Boulevard darin, und es hat auch so ein bisschen was von einer enttäuschten Liebe. Man muss ja sagen, Daniel Domscheit-Berg war mit Julian Assange regelrecht befreundet, eine Männerfreundschaft, und er äußert sich in dem Buch auch enttäuscht darüber, dass WikiLeaks - das Projekt ist ja jetzt noch nicht ganz am Ende, aber es liegt ja momentan brach, man kann momentan gar keine Dokumente dort hinschicken. Wirklich Neues in dem Buch habe ich persönlich jetzt noch gar nicht so richtig gefunden. Es geht sehr stark in dem Buch darum, dass WikiLeaks keine ausreichenden Strukturen hatte, also verlässliche, tragfähige Strukturen, die andere Organisationen haben, und genau deswegen habe es halt auch relativ oft zwischen ihm, also Domscheit-Berg, und Julian Assange, Streit gegeben. Da ging es um Finanzierungsfragen, da ging es auch um andere Fragen, wie etwa den mangelnden Schutz, den mangelnden technischen Schutz von Quellen. Da ist es halt immer wieder zu Streitereien gekommen und das war am Ende ja dann auch der Grund, warum sich im September 2010 Domscheit-Berg von WikiLeaks zurückgezogen hat. Aber das Buch beschreibt auch ziemlich akribisch und ziemlich genau, wie es zu einigen Leaks, wie man so sagt, kam. Beispielsweise die Dokumente der Schweizer Bank Julius Bär, oder zu diesem Collateral Murder Video aus dem Irak-Krieg, oder das Handbuch der Scientology hat man ja auch veröffentlicht. Und das Buch beschreibt halt darin, wie es dazu kam. Aber was wirklich Neues in dem Buch habe ich eigentlich nicht so richtig herauslesen können.
Kapern: Julian Assange, der Chef von WikiLeaks, steht ja derzeit in London vor Gericht. Es geht um seine mögliche Auslieferung nach Schweden, wo ihn die Richter sehen wollen, weil ihm zwei Frauen eine Vergewaltigung vorwerfen. Was erfährt man denn über diesen eigenartigen Menschen, darf man wohl sagen, in dem Buch?
Meyer: Das Buch beschreibt Assange als ziemlich asozialen Menschen. Das kann man wohl sagen. Er lebt so ein bisschen in einer Parallelwelt, so beschreibt es Domscheit-Berg. Er hat wenig Freunde, er hat ja auch gar keine Wohnung, er lebte immer bei seinen Mitstreitern. Domscheit-Berg beschreibt Assange als ziemlich schwierigen Menschen, wobei auf der anderen Seite er aber offenbar auch sehr nette Seiten gehabt habe, denn es ist ja zu dieser Männerfreundschaft gekommen. Aber das Buch verliert sich leider manchmal auch so ein bisschen in Einzelheiten, die ich doch eher dem Boulevard zurechnen würde. Da wird dann zum Beispiel beschrieben, wie Assange regelrechte Freude gehabt habe, als er mal die Katze von Daniel Domscheit-Berg gequält habe. Das Buch verliert sich manchmal leider so ein bisschen im Boulevard, was schade ist, weil ich denke, man hätte das Buch auch ein bisschen straffer schreiben können und dann hätte man sich auf solche Details nicht unbedingt verlassen müssen. Aber insgesamt ist es dann doch halt auch so ein bisschen ein Buch, wie ich schon gesagt habe, einer enttäuschten Liebe.
Kapern: Domscheit-Berg plant ja nun selbst eine eigene Enthüllungsplattform, die soll OpenLeaks heißen. Was war darüber heute zu erfahren?
Meyer: Das ist ein ziemlich interessantes Projekt, weil Domscheit-Berg auch gesagt hat, dass er aus diesen Fehlern, die bei WikiLeaks gemacht wurden, die Lehre zieht, und dieses neue Projekt OpenLeaks soll halt sehr viel transparenter sein, gerade was die Finanzierung angeht, und soll sich stärker als so eine Art Mittler verstehen, also soll zum Beispiel auch Nicht-Regierungsorganisationen und Verbänden offenstehen, dass man sozusagen nicht mehr nur mit den großen Medienhäusern zusammenarbeitet, sondern dass man irgendwie auch kleinere "Skandale" da auch mal leaken kann, oder das kann auch auf der lokalen Ebene sein. Das neue Projekt soll sozusagen anders angelegt sein und sehr viel transparenter, offener sein als WikiLeaks es war.
Kapern: Ganz kurz noch: Wann wird das an den Start gehen?
Meyer: Das hat er noch nicht gesagt. Man ist derzeit noch dabei, vorzubereiten, aber das wird sicherlich in den nächsten Wochen geschehen.
Kapern: Michael Meyer. Danke nach Berlin.
Michael Meyer: Ja. Das ganze ist so eine Art Mischung aus Enthüllungsbuch, Streitschrift, es ist auch ein bisschen Boulevard darin, und es hat auch so ein bisschen was von einer enttäuschten Liebe. Man muss ja sagen, Daniel Domscheit-Berg war mit Julian Assange regelrecht befreundet, eine Männerfreundschaft, und er äußert sich in dem Buch auch enttäuscht darüber, dass WikiLeaks - das Projekt ist ja jetzt noch nicht ganz am Ende, aber es liegt ja momentan brach, man kann momentan gar keine Dokumente dort hinschicken. Wirklich Neues in dem Buch habe ich persönlich jetzt noch gar nicht so richtig gefunden. Es geht sehr stark in dem Buch darum, dass WikiLeaks keine ausreichenden Strukturen hatte, also verlässliche, tragfähige Strukturen, die andere Organisationen haben, und genau deswegen habe es halt auch relativ oft zwischen ihm, also Domscheit-Berg, und Julian Assange, Streit gegeben. Da ging es um Finanzierungsfragen, da ging es auch um andere Fragen, wie etwa den mangelnden Schutz, den mangelnden technischen Schutz von Quellen. Da ist es halt immer wieder zu Streitereien gekommen und das war am Ende ja dann auch der Grund, warum sich im September 2010 Domscheit-Berg von WikiLeaks zurückgezogen hat. Aber das Buch beschreibt auch ziemlich akribisch und ziemlich genau, wie es zu einigen Leaks, wie man so sagt, kam. Beispielsweise die Dokumente der Schweizer Bank Julius Bär, oder zu diesem Collateral Murder Video aus dem Irak-Krieg, oder das Handbuch der Scientology hat man ja auch veröffentlicht. Und das Buch beschreibt halt darin, wie es dazu kam. Aber was wirklich Neues in dem Buch habe ich eigentlich nicht so richtig herauslesen können.
Kapern: Julian Assange, der Chef von WikiLeaks, steht ja derzeit in London vor Gericht. Es geht um seine mögliche Auslieferung nach Schweden, wo ihn die Richter sehen wollen, weil ihm zwei Frauen eine Vergewaltigung vorwerfen. Was erfährt man denn über diesen eigenartigen Menschen, darf man wohl sagen, in dem Buch?
Meyer: Das Buch beschreibt Assange als ziemlich asozialen Menschen. Das kann man wohl sagen. Er lebt so ein bisschen in einer Parallelwelt, so beschreibt es Domscheit-Berg. Er hat wenig Freunde, er hat ja auch gar keine Wohnung, er lebte immer bei seinen Mitstreitern. Domscheit-Berg beschreibt Assange als ziemlich schwierigen Menschen, wobei auf der anderen Seite er aber offenbar auch sehr nette Seiten gehabt habe, denn es ist ja zu dieser Männerfreundschaft gekommen. Aber das Buch verliert sich leider manchmal auch so ein bisschen in Einzelheiten, die ich doch eher dem Boulevard zurechnen würde. Da wird dann zum Beispiel beschrieben, wie Assange regelrechte Freude gehabt habe, als er mal die Katze von Daniel Domscheit-Berg gequält habe. Das Buch verliert sich manchmal leider so ein bisschen im Boulevard, was schade ist, weil ich denke, man hätte das Buch auch ein bisschen straffer schreiben können und dann hätte man sich auf solche Details nicht unbedingt verlassen müssen. Aber insgesamt ist es dann doch halt auch so ein bisschen ein Buch, wie ich schon gesagt habe, einer enttäuschten Liebe.
Kapern: Domscheit-Berg plant ja nun selbst eine eigene Enthüllungsplattform, die soll OpenLeaks heißen. Was war darüber heute zu erfahren?
Meyer: Das ist ein ziemlich interessantes Projekt, weil Domscheit-Berg auch gesagt hat, dass er aus diesen Fehlern, die bei WikiLeaks gemacht wurden, die Lehre zieht, und dieses neue Projekt OpenLeaks soll halt sehr viel transparenter sein, gerade was die Finanzierung angeht, und soll sich stärker als so eine Art Mittler verstehen, also soll zum Beispiel auch Nicht-Regierungsorganisationen und Verbänden offenstehen, dass man sozusagen nicht mehr nur mit den großen Medienhäusern zusammenarbeitet, sondern dass man irgendwie auch kleinere "Skandale" da auch mal leaken kann, oder das kann auch auf der lokalen Ebene sein. Das neue Projekt soll sozusagen anders angelegt sein und sehr viel transparenter, offener sein als WikiLeaks es war.
Kapern: Ganz kurz noch: Wann wird das an den Start gehen?
Meyer: Das hat er noch nicht gesagt. Man ist derzeit noch dabei, vorzubereiten, aber das wird sicherlich in den nächsten Wochen geschehen.
Kapern: Michael Meyer. Danke nach Berlin.