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Enthüllungsplattform "Project Veritas"
Amerikas neue Hetzer?

James O'Keefe hält sich selbst für eine Art Günther Wallraff. Er möchte die führenden Meinungsmacher im Land bloßstellen. Seine Plattform "Project Veritas" attackiert die Medien - auf eine eher beunruhigende Art und mit merkwürdigen Methoden. Dabei wurde der selbsternannte Enthüller schon selbst entlarvt.

Von Stefanie Dodt und Georg Schwarte |
    Profilaufnahme des Gesichts James O'Keefe, aufgenommen 2015 beim National Press Club in Washington, DC.
    ""Project Veritas"-Gründer James O'Keefe (dpa / epa / Jim Lo Scalzo)
    "Der Mann hat Eier. Deshalb unterstütz ich ihn" - so klingen die Fans, Anhänger, Leser, Zuschauer von James O'Keefe. Für die einen ein rechter amerikanischer Hetzer, für seine Fans der Stachel im Fleisch von Amerikas angeblich übermächtigen Medien.
    James O'Keefe, Gründer der Organisation "Project Veritas", sieht es im ARD-Interview genau so: "Die Medien sind mächtiger als der Kongress und die Legislative, sogar als der US-Präsident. Ich habe keine Angst vor den Medien. Bei mir bewerben sich 1.000 Leute als Undercover Reporter, ich habe Leute in Tech-Firmen, in ihren Medienunternehmen. Sie werden mich niemals aufhalten."
    "O'Keefe attackiert die Medien und macht damit Geld"
    James O'Keefe. Sein Ziel: die führenden Meinungsmacher im Land bloßstellen. Ihre Arbeit als "Fake News" entlarven, ihre Mitarbeiter vorzuführen. "Project Veritas" eben. Auf der Suche nach der Wahrheit, seiner Wahrheit. Medienwissenschaftlerin Nikki Usher beschreibt, wie sich Menschen wie O'Keefe die allgemeine Stimmung im Land zu Nutze machen.
    "Wir befinden uns gerade an einem entscheidenden Punkt. Amerika ist polarisierter als je zuvor. O'Keefe attackiert die Medien und macht damit Geld. Er untergräbt die Glaubwürdigkeit derer, die noch mit Fakten arbeiten."
    Selbsternannte Enthüller wurden selbst entlarvt
    Auf eine eher beunruhigende Art und mit merkwürdigen Methoden. Zuletzt gab sich eine Undercover-Mitarbeiterin von ihm als Vergewaltigungsopfer eines republikanischen von Trump unterstützten Senatskandidaten in Alabama aus. Die Idee dabei: Sobald führende Zeitungen, in diesem Fall die "Washington Post" darüber berichtet, hätte O'Keefe die Zeitung als unseriös, als Fake News geoutet.
    Es kam anders. Die Reporter der "Washington Post" enttarnten die Mitarbeiterin, berichteten ihrerseits über die Methoden des James O'Keefe. Der sagt dazu: "Naja, sowas passiert eben".
    "Manchmal, wenn Du verdeckt arbeitest, fliegst Du auf. Ich bin sicher das sogar Günter Wallraff mal aufgeflogen ist."
    "Das ist nicht nur verwerflich, das ist schäbig"
    Der Investigative Reporter Günter Wallraff und James O'Keefe. Der 33-jährige Amerikaner nennt ausgerechnet Wallraff als sein Vorbild. Den Mann, der einst verdeckt bei der "Bild"-Zeitung arbeitete, der Identitäten annahm, um Missstände aufzudecken. Ein statthafter Vergleich?
    Wallraff ist empört über Vergleich und Methoden von O'Keefe: "Das ist nicht nur verwerflich, das ist schäbig."
    O'Keefes Mitarbeiter machen sich an Journalisten heran, filmen Gespräche heimlich. Kommen mit Ihnen an der Bar ins Gespräch. Die mitgeschnittenen Unterhaltungen dort, sie wandern ins Netz.
    Projekt Wahrheit? Oder Hetze gegen Journalisten? Die Medienwissenschaftlerin Nikki Usher hat ihre Sicht auf den Trump-Anhänger O'Keefe: Er sei schlau, bedacht, komme gut an. Er sei souverän und er sei gefährlich.